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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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hab' ich in Kalifornien gelernt. Die Leute finden, daß Blumen 'ne gute Atmosphäre schaffen - 's ist wie 'n Instinkt, die Kunden sind einfach bereit, mehr zu zahlen.«
    Jasmine findet, daß Blumen eine Vorstellung von ihrer Vergangenheit vermitteln - zerbrechliche Gänseblümchenketten aus ihren Berkeley-Jahren, die sie gepreßt in der Enzyklopädie unter E wie Erinnerung aufbewahrt. Wenn ihr die Welt gar zu sehr zusetzt, setzt sie sich in Embryonalstellung auf ihren Korbthron und verfolgt mit dem Finger die zarten Rundungen ihrer Blümchenketten, lächelt in sich hinein und summt fast vergessene Melodien. Zur Ermutigung umgibt Jasmine das Haus mit einer Kette Marmeladenkübel voller Straßenrandblumen - Malven, Schwarzäugige Susannen, Fingerhut -, die in ihren gelben Brühecontainern eher wie Notstandsbatterien wirken.
    Daisy schockiert mit ihren Blumen: elektrisierende Kleider voller Ringelblumen, im Haar ein Dunst aus Vergißmeinnicht und für ihren Haargott Murray einen Blumensalat (»Iß ihn ruhig, Tyler. Nimm an, wir seien in New York«).
    Mark ist ganz süchtig nach Jumbo-Blumen - D ie grössten der W elt - und vertrödelt ganze Wintertage damit, Saatkataloge genau zu studieren und schlaflose Nächte in Erwartung der Post zu verbringen, die ihm Suppenteller-Pizza-Sonnenblumensamen und Japanische-Ninja-Spinnenchrysanthemen mit Blütenblättern größer als du selbst zustellen soll.
    Stephanie liebt Blumen in Form von Parfüm, bedruckten Stoffen und entsetzlichen kleinen Veilchenpastillen. Man kann sie sich nur schwer im Garten vorstellen - höchstens in einem wuchernden Irrgarten mit einer Venusfalle in der Mitte.
    Anna-Louise pflanzt blühende Bäume und liebt Wildblumen. Im Garten ihrer Mutter in Pasco versucht sie, einen verwilderten Englischen Garten anzulegen: vornehme Disteln wachen über herabgefallene Holzäpfel; bis zur Gebrauchsunfähigkeit verwitterte Holzbänke sind exquisit mit Vogelmist gesprenkelt. Anna-Louise mäht ihr Gras mit der Sense, weil das Benutzen eines Rasenmähers analretentives Verhalten darstellt. Der jedes Jahr erneut in seine Einzelteile zerlegte 1969er GTO ihres Bruders Johann durchkreuzt jedoch stets Anna-Louises geplante Zerfallseffekte.
    Wie ich mit Blumen umgehe? Ziemlich unspektakulär. Vergangene Woche kaufte ich eine Kiste mit 250 Krokuszwiebeln und steckte sie in die Erde vor Anna-Louises Schlafzimmerfenster, und zwar so, daß sie, wenn sie im April blühen, die Worte L ove me ergeben.
    Da fällt mir eine weitere Anekdote ein. Vorige Woche fragte mich Harmony im Giftmülldepot, was meiner Meinung nach die coolste Art zu sterben sei. Ehe ich reflexartig mit einer meiner vorrätigen Antworten wie »nackt bei einem Autounfall mit voll aufgedrehter Musik« herausplatzte, machte ich eine Pause und stellte mir einen Menschen vor, der wie ich in einem blumenlosen Teil der Welt aufgewachsen war und in einem kleinen blauen Sportwagen, den er in einer Quizsendung gewonnen hatte, Richtung Süden nach Kalifornien fuhr und dabei ein säuregelbes Zinnienfeld bewunderte. Plötzlich fuhr wuuusch ein Windstoß vom Pazifik über das Feld und rüttelte die Zinnien auf zu leidenschaftlicher Pollenabgabe, die mich mit voller Wucht traf und mit einer gelben Substanz überkrustete, von der ich nicht wußte, daß ich gegen sie allergisch war, und innerhalb weniger Augenblicke erlitt ich einen anaphylaktischen Schock und war tot.
    »Ich weiß nicht, Harmony. Nackt bei einem Autounfall, schätze ich. Mit voll aufgedrehter Musik.«
     

31
     
    »WuselWelpen sind am besten. Da bleibt nichts übrig.«
    »Wie bitte?« erwidert Stephanie, die, ebenso wie Monique, auf einem Wusel-Welpen-Hot-dog kaut und kübelweise geschmolzene Schokolade am noch geöffneten Wusel-Welpenstand des Ridgecrest-Einkaufszentrums in sich hineinschüttet.
    »Nichts bleibt übrig. Kühe trotten am einen Ende der Wusel-Welpen-Hot-dog-Fabrik hinein und am anderen Ende kommen Waggonladungen voller Hot dogs wieder heraus. Es gibt keine Mülltonnen oder so was.«
    Stephanie und Monique sind als Europäerinnen mit Geschichten über Innereien nicht zu schocken: »Nicht einmal kleine Lederjäckchen?«
    »Nein.
    Stephanie bestellt noch ein Hot dog. Die WuselWelpen schmecken trotz ihrer Geschichte zweifelverdrängend gut.
    »Daisy hat mal am Wusel Welpenstand gearbeitet«, sage ich. »Aber nach ungefähr zehn Minuten wurde sie gefeuert. Ich kam sie besuchen, und da stand eine riesige, verärgerte Menschenmenge und wartete darauf,

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