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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Zentrum in Washington, D. C, gehört«, setzt Daisy hinzu, »aber jetzt hat sich herausgestellt, daß es keines zum Einkaufen ist.«
    Stephanie und Monique verdrehen ihre Augen zum Himmel, verabschieden sich kurz und machen sich schnell davon.
    »Na, die sind vielleicht etepetete«, bemerkt Daisy spitz.
    »Die Süßen tragen ihr Naschen ganz schön hoch, Tyler«, bestätigt Murray.
    »Sie kommen aus Frankreich«, sage ich zu ihrer Verteidigung, aber Daisy und Murray knöpfen bereits ihre Mäntel zu. »Ihr haut auch ab?« frage ich.
    »Hautpflege und Frieden zwischen den Spezies rufen«, sagt Daisy. Sie haucht mir einen flüchtigen Kuß auf die Wange und bestellt Anna-Louise schöne Grüße.
    »Bis später, Mann«, sagt Murray, und kurz darauf sind die beiden verschwunden und lassen mich mit viel zuviel Zeit zum Totschlagen hier im schwarzen Einkaufszentrum stehen.
     

32
     
    Wissenschaftler klingen immer so selbstgefällig, wenn sie über Leute diskutieren, die Einkaufszentren besuchen, als wären sie Ameisen in einem Ameisenhaufen. Ganz offensichtlich haben diese Wissenschaftler niemals längere Zeit in einem Einkaufszentrum verbracht - sonst wüßten sie, wie toll diese Zentren sind, und würden nicht so viel Zeit damit verbringen, sie zu analysieren.
    Einkaufszentren sind das Größte. Wenn auch vielleicht nicht gerade das Ridgecrest und sicherlich nicht zum heutigen Zeitpunkt. Ich werde wohl der Tatsache ins Auge sehen müssen, daß das Ridgecrest-Einkaufszentrum nur noch die leere Hülle dessen ist, was es früher darstellte. Wir hatten Überfluß, und wir haben alles in den Wind geblasen. Ich habe den Eindruck, Menschen sind nicht für Überfluß geschaffen. Na ja, zumindest die meisten nicht. Ich bin es mit Sicherheit, aber wo ist der Überfluß hin?
    Ich bin gerade dabei, meine Zeit neben dem mutwillig zerstörten Skulpturengarten zu vertrödeln und mir mit Kugelschreiber L-O-V-E und H-A-T-E auf meine Handknöchel zu »tätowieren«, als mir plötzlich mein Freund Harmony auf die Schulter klopft und fragt: »Würdet Ihr geruhen, meine eigene Wenigkeit und meine Knappen Sir Pony und Sir Davidson ins Land of Software zu eskortieren?«
    Was soll ich sonst machen? Ich zockele mit und muß mich vorsehen, nicht von der Konsumbeute des Trios erschlagen zu werden, das seine Beute gleich haufenweise in farbenfrohe Plastiktüten stopft.
    Woher all die Beute? Harmony, Pony und Davidson sind reich durch ihr Computerhacken, und heute haben sie ein Jimi-Hendrix-CD-Set, computergestrickte Polyesterpullover, elektronische Manager-Schreibtisch-Utensilien und Süßigkeiten erstanden.
    »Hey - wo habt ihr denn offene Läden gefunden?« frage ich.
    »Etwas ist immer geöffnet, Tyler«, sagt Davidson. Ich schätze, die Burschen sind an haufenweise Ausbeute gewöhnt. Die Aufschrift auf ihren Tüten? So viel K ram - so wenig Z eit.
     
    Schon nach wenigen Minuten im Land of Software schwinden mir vor Langeweile beinahe die Sinne, während die Knappen wie Bienen um die neuesten Dinger herumschwärmen, die aus den Zukunftsstädten von Silicon Valley in Kalifornien stammen - Santa Clara, Sunnyvale, Walnut Creek, Menlo Park...
    »Ty! O lenkt doch eure Blicke auf die hier ausliegende Hardware«, ruft Harmony. »Sie ist virtuell.«
    Inzwischen bin ich völlig davon überzeugt, daß mein Untergang im Leben meine Unfähigkeit sein wird, das Computer-Nirwana wie echte Hacker und Hackerinnen zu erreichen.
    Ich denke, dieser Mangel ist die unmodernste Facette meiner Persönlichkeit - ein Ausgleich für die Karriere wäre, sechs Finger oder einen rudimentären Schwanz zu haben. Ich meine, ich habe ebenso Spaß an Computerspielen wie jeder andere, aber... na ja...
    Lethargisch versuche ich festzustellen, was den Brennpunkt des Schwarms bildet - eine 3-D-Bildschirmsimulationsrealität, an der ich mit einem Paar CyberGluvs teilhaben kann.
    »Sire, versucht diese Handschuhe«, sagt Harmony, und so streife ich sie mir über, und ich muß zugeben, was ich da sehe, ist bemerkenswert. Auf dem Monitor ist die farbige Puzzlespielsimulation einer Bikini-Blondine, die ich in einem simulierten dreidimensionalen Kybernetikraum zusammenstellen kann, indem ich meine hocherhobenen, behandschuhten Hände bewege ohne etwas zu berühren, wie in einer Art Zeichensprache. Ein Paar simulierter Hände auf dem Bildschirm setzt das Blondinenpuzzle zusammen. Ich sage zu Harmony, das Benutzen von CyberGluvs ist so, als steuere man den Himmel mit einer Maus.
    »Genau«,

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