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Shana, das Wolfsmädchen

Shana, das Wolfsmädchen

Titel: Shana, das Wolfsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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blieb dunkel. »Scheiße!«, flüsterte ich vor mich hin. Ich ging ein paar Schritte zum Fenster. Das Aufzucken der Blitze war jetzt hinter den Bäumen, als sähe ich ihre schwarzen Umrisse auf mich zugeschleudert kommen. Der Eisregen prasselte. Ich dachte,ich muss die Fensterläden schließen. Dann würde es im Haus stockdunkel sein. Lela hatte eine Taschenlampe. Wo mochte sie sein? In der Diele stand ein kleiner Schuhschrank. Ich öffnete eine Schublade und hatte Glück – da war sie! Auch die Batterie war in Ordnung. Ich zog meinen Parka an, schlüpfte in meine Stiefel und ging nach draußen in den tobenden Wind. Die schweren Läden ließen sich nur mit größter Anstrengung schließen. Ich stemmte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen das Holz und drückte sie zu, bis ich es geschafft hatte. Dann ging ich mit der Taschenlampe nach oben, beugte mich in die eisige Luft hinaus, zog alle Läden fest zu. Ich klapperte mit den Zähnen, konnte kaum noch denken. Was ich jetzt dringend brauchte, war ein heißer Tee. Lela hatte einen Gasherd. Ob der wohl funktionierte? Ich ging in die Küche und probierte es vorsichtig. Ja, zum Glück! Ich knipste die Taschenlampe aus, um die Batterie zu sparen. Im Licht der Gasflamme ließ ich den Kessel voll laufen, stellte ihn auf die Platte. Und wo war die Kanne? Ach ja. Ich fror bis ins Mark, rieb mir die Schultern mit kreisenden Bewegungen. Das weiße Licht zuckte in den Ritzen der Läden, aber der Sturm beruhigte sich allmählich. Der Donner krachte weiter weg. Bald kochte das Wasser. Ich hing einen Teebeutel in die Kanne, stellte die Zuckerdose daneben und ließ den Tee ziehen. Nach einer Weile goss ich den Tee in die Tasse, füllte drei Löffel Zucker hinzu. Ich setzte mich an den Küchentisch, schlürfte den Tee fast kochend heiß. Und für eine Weile gelang es mir, alle Gedanken auszuschalten. Ich saß einfach nur da und sammelte meine Kräfte.

14. KAPITEL
    Dann war die Tasse leer. Ich holte tief Atem, schaukelte mich langsam vor und zurück. Das Gefühl, dass Lela mich brauchte, nahm jede Sekunde zu. Ich musste aus dem Haus, so viel war sicher. Vielleicht half mir jemand mit seinem Mobiltelefon aus? Aber was nützte das, wenn sie selbst … Ich biss mir hart auf die Lippen. »So geht es nicht!«, sagte ich laut. Meine eigene Stimme kam mir fremd und heiser vor. Draußen war es ruhiger geworden, schon eine ziemliche Weile. Bis nach Clinton waren es zehn Minuten mit dem Auto. Eine halbe Stunde mit dem Rad? Etwas länger. Aber bei Glatteis? Nein. Viel zu gefährlich. Zu Fuß, immer der Straße entlang? Mal probieren, ob ich das schaffte. Konnte ja sein. Ich stellte Tasse und Teekanne in die Spüle, zog meinen Parka an und öffnete die Haustür. Draußen herrschte eine derart grimmige Kälte, dass das Luftholen schmerzte. Alles war merkwürdig ruhig, wie erstarrt. Der Boden war spiegelblank gefroren, die Bäume trugen Eiskristalle. Weit weg im Süden zuckten kleine Blitze, aber das hatte nicht mehr viel zu bedeuten. Ich zog die Kapuze tief über meine Stirn, steckte die Taschenlampe ein. Nach kurzem Zögern nahm ich auch Lelas Handschuhe. Sie waren aus gutem Leder und warm gefüttert. Meinen Fingern durfte nichts passieren. Ich schlüpfte in die Stiefel, schloss die Tür ab und legte den Schlüssel an seinen Platz. Vorsichtig setzte ich mich in Bewegung. Der Atem stand wie eine weiße Wolke vor meinem Gesicht. Es war, als ob der Sturm alles Leben erstickt hatte. Nebel verbanden sich mit einer eisigen Atemstille rund um das Haus. Ich hatte erwartet eine Menge Leute zu treffen. Aber draußen war kein Mensch, kein Auto fuhr, kein Hund bellte und keine Krähe schrie. In den Fenstern war nicht ein einziges Licht. Als ob es keine Lebewesen mehr gab, als ob der Eissturm alle Herzen erfroren hätte. Ich wanderte auf einer Eiskruste und fühlte, wie meine Kleider mit jeder Minute kälter wurden. Meine Stiefel waren rutschfest, wenigstens das. Gleich nach der Kreuzung machte die Straße einen Bogen, dem Wald entlang. Irgendwo in der Ferne heulte die Sirene eines Polizeiautos. Ich lauschte angestrengt, drehte den Kopf leicht im Wind hin und her. Doch der Wagen fuhr in eine andere Richtung. Dann wieder Schweigen. Ich stapfte weiter. Es war eine merkwürdige Unrast, die mich trieb, und doch wusste ich mit größter Klarheit, dass ich mich in Gefahr begab. Zweimal rutschte ich aus, ohne dass ich mir dabei weh tat. Über der weiß gefrorenen Welt lag blasses Winterlicht, hinter den Wolken

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