Shane Carter
gerade mitgeteilt hatte.
"Hallo Maya, ich bin Dorothee", sagte sie und streckte ihr die Hand entgegen. Dann wandte sie sich an ihren Sohn und sagte: "Rein. Wir haben einiges zu besprechen!"
Das Haus war vollgestellt mit Kleinigkeiten, Kitsch, Figürchen und Unmengen an unterschiedlichsten Bilderrahmen. Lauter Familienfotos unsortiert aus jedem Alter.
Ein Bild von Shane als ungefähr 16 -jähriger mit zerrissenen Jeans und Lederjacke neben einem, das entweder ihn oder Carry als Baby zeigte. Bilder von ihnen zu Dritt und unglaublich viele Bilder von einem Mann, der wohl Shanes Vater gewesen sein musste.
Er war mit Shane, Carry und Dorothee abgebildet. Manchmal zu viert, manchmal allein. Immer hatte er ein liebevolles Lächeln auf den Lippen. Die Bilder und die Atmosphäre in diesem Haus passten überhaupt nicht zu dem, was Shane ihr gesagt hatte.
"Hol uns Kaffee, mein Liebling. Und du lass dich mal ansehen", sagte Dorothee und packte Maya an den Händen. Sie zog sie in die Mitte des Raumes und breitete ihre Arme aus.
Maya kam sich ein wenig seltsam vor, so gemustert zu werden, da ihre eigene Familie aber wahrscheinlich nicht anders gehandelt hätte, ließ sie die Musterung über sich ergehen.
"Oh, so ein hübsches Mädchen. Ja, mein Junge hatte schon immer einen guten Geschmack. Setz dich. Was arbeitest du?"
"Ich bin gerade er st hierher gekommen. Ich bin gelernte Kindergärtnerin", antwortete Maya immer noch ein wenig perplex.
"Oh gut! Sehr gut! Dann magst du also Kinder?"
"Ja, sehr gern sogar", antwortete Maya mit einem weichen Lächeln.
"Und ihr wollt auch welche zusammen?", fragte sie eifrig, doch bevor Maya antworten konnte, kam Shane zurück in den Raum.
"Mama!", sagte er gequält und stellte das Tablett auf dem Wohnzimmertisch ab.
"Lass das, bitte!", schob er hinterher.
"Ja, ich möchte Kinder", antwortete Maya, weil sie nicht wollte, dass Dorothee dachte, es läge an ihr.
"Gut, gut. Sehr gut! Ich hatte schon Angst, ich würde niemals Enkel bekommen. Nun ja ... ich hatte auch nicht von einer Schwiegertochter, geschweige denn von einem Schwiegersohn zu träumen gewagt, also jetzt mal eins nach dem anderen. Ihr beide habt also geheiratet. Gestern?"
"Ja, Mama."
"Und ich war nicht eingeladen? Mein einziger Sohn heiratet und lädt seine Mama nicht ein?", fragte sie und klang wirklich gekränkt.
"Wir waren in Vegas, Mama, nur Maya und ich", sagte Shane weich, einschmeichelnd.
"Ah, okay, erzähl mir alles ganz langsam und von ganz vorn. Wo habt ihr beiden euch denn kennengelernt?"
Shane erzählte ihr die ganze Geschichte , wenn auch deutlich zensiert. Ihn mit seiner Mum zu sehen war seltsam. Er war ein anderer Mensch. Weich, einschmeichelnd. Nichts von dem Raubtier verpackt in die charmanteste Hülle der Welt war mehr übrig.
Als er mit seinen Ausführungen bei der Hochzeit endete, hatte er einen wesentlichen Teil ausgelassen. Einen Punkt, den Maya nicht ruhen lassen wollte.
"Er hatte eine kleine Panikattacke, kurz vor der Trauung", warf Maya ein.
Mit nach oben gezogenen Augenbrauen sah Dorothee ihren Sohn an.
"Ach, war gar nicht so schlimm, Mama", antwortete er.
"Doch , war es. Es ging um seinen Vater, Dorothee", sagte Maya leise, aber bestimmt.
Dorothees Blick wurde ein klein wenig traurig und ihr Lächeln wehmütig.
"Carl war ein toller Mann und ein liebender Vater", sagte sie und griff nach ihrer Tasse, als wäre das Thema damit erledigt, aber Maya wusste, dass es für Shane nicht ausreichend war.
"Wissen sie, warum ...", begann sie, wurde aber scharf von Shane unterbrochen.
"Maya!" Seine Finger bohrten sich zur Warnung in ihren Oberschenkel.
"Nein, Shane, das ist wichtig. Du wirst nicht loslassen können, solange du dir die Schuld daran gibst!", sagte Maya und ignorierte den Schmerz in ihrem Bein.
"Du tust was?", fragte Dorothee mit weit aufgerissenen Augen.
"Tu ich nicht!", wehrte Shane ab.
"Er ist der Meinung, dass sein Vater so unglücklich mit seiner Familie war, dass er den Tod als einzigen Ausweg gesehen hatte", sagte Maya einfühlsam, aber präzise.
Shane stöhnte und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, während Dorothee zusammenzuckte und ihr Blick zwischen Shane und Maya hin und her flitzte.
"Mein Gott, nein! Das ist nicht wahr, Shane! Wie kannst du sowas nur denken?", rief sie aus und Shane hob ungläubig den Blick.
"Er hat immer wieder gesagt, dass er nicht mehr kann, dass ihm alle s über den Kopf wächst", sagte Shane leise.
"Du hättest mit mir sprechen
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