Shane Schofield 02 - Die Offensive
geöffnet hatten. In dem Moment sackte Caesar die Kinnlade herab.
Das seltsamste Flugobjekt, das er jemals gesehen hatte, bewegte sich auf ihn zu.
Was Caesar sah, waren eigentlich zwei Flugobjekte. Das erste war eine massige Boeing 747 mit funkelnder Silberlackierung. Der Jumbojet mit der mächtigen Nase und den ausgebreiteten Tragflächen rollte aus der Dunkelheit des Hangars hervor.
Vor allem aber das kleinere Flugobjekt auf dem Rücken der 747 fesselte Caesars Aufmerksamkeit.
Es war schier unglaublich.
Die Lackierung ähnelte jener der gewöhnlichen Space Shuttles der NASA: hauptsächlich weiß, an der Seite die amerikanische Flagge und der Schriftzug »UNITED STATES« in Fettbuchstaben und mit der charakteristischen schwarzen Nase und dem schwarzen Bauch ausgestattet.
Doch es war kein gewöhnliches Space Shuttle.
Es war ein X-38.
Dies war eins der beiden schlanken Minishuttles, die von der Air Force gebaut worden waren, um Satelliten zu zerstören und – wenn nötig – feindliche Raumstationen zu erobern oder zu vernichten.
Es war deltaförmig, besaß flache Dreiecksflügel, ein hohes Leitwerk und drei konische Triebwerke am Heck. Es war allerdings kleiner und wesentlich kompakter als ein normales Shuttle. Denn während die Atlantis und ihre Schwestershuttles schwere Langstreckentransporte erledigten und unförmige Satelliten in den Weltraum transportierten, war dies die sportlichere Version, dazu vorgesehen, Satelliten abzuschießen.
Vier speziell für die Schwerelosigkeit entwickelte AMRAAM-Raketen waren an den Tragflächen befestigt, an der Außenseite der beiden gewaltigen Pegasus-II-Booster-Raketen. Das waren massige zylindrische, bis zum Rand mit flüssigem Sauerstoff gefüllte Triebwerke, die seitlich am Bauch des Vogels angebracht waren.
Nur wenigen Menschen ist bewusst, dass viele der heutigen Weltraumflüge mithilfe der Technik der ausgehenden sechziger Jahre durchgeführt werden. Saturn-V-und Titan-II-Booster wurden bereits beim Wettstreit zwischen den USA und Russland eingesetzt.
Das X-38 mit der 747-Startplattform und den imposanten Pegasus-II-Boostern ist das erste Orbitalfahrzeug, das den Weltraumflug auf das Niveau des einundzwanzigsten Jahrhunderts bringt.
Das speziell konstruierte Startflugzeug – ausgestattet mit neuen, besonders starken Turbofan-Triebwerken, einer verbesserten Druckkabine und einem zusätzlichen Strahlenschutz für die Piloten – vermag das X-38 bis in zwanzig Kilometer Höhe zu transportieren. Das sind über sieben Kilometer mehr, als ein gewöhnlicher Jumbo schafft. Der Start in der Luft erhöht das Schub-Gewicht-Verhältnis der ersten Stufe tatsächlich um ein Drittel.
Dort oben werden die Pegasus-II-Booster gestartet.
Um eine Größenordnung kräftiger als die Titan-III entwickeln die Booster nach dem Höhenstart ausreichend Schubkraft, um das Shuttle in einen niedrigen Erdorbit zu befördern. Ist der Treibstoff verbraucht, werden die Tanks vom Shuttle abgetrennt. Das X-38 – das sich dann in einem stationären Orbit in zweihundertzehn Meilen Höhe befindet – kann frei im Weltraum manövrieren, gegnerische Satelliten nach Belieben vernichten und selbstständig landen.
Caesar Russel betrachtete das Minishuttle aufmerksam.
Es sah einfach prachtvoll aus.
Er wandte sich an Logan. »Das Shuttle darf auf keinen Fall –«
Er brachte den Satz nicht zu Ende, denn in diesem Moment schossen ohne jede Vorwarnung fünf Stinger-Raketen aus der Dunkelheit des Hangars hervor, schwenkten in weitem Bogen um die Tragflächen der Boeing 747 herum, stiegen dann steil in die Luft und hielten unmittelbar auf die beiden Penetratoren zu.
Einheit Echo hatte sie also entdeckt.
Die unterirdische X-Rail-Station von Area 8 sah genauso aus wie die von Area 7. Je zwei Gleise verliefen entlang einer rechteckigen Plattform, und in der Wand an der nördlichen Schiene befand sich der Eingang des Aufzugs.
Nach etwa siebenminütiger rasanter Fahrt sauste Schofields X-Railcar in den von Neonröhren hell erleuchteten Bahnhof von Area 8. Der stromlinienförmige Triebwagen bremste heftig ab und hielt auf den Zentimeter genau.
Die Türen öffneten sich zischend. Schofield, Mother und der Präsident stürmten hindurch und wandten sich sogleich zum Aufzug an der Nordwand. Ihnen folgte langsamer der verstörte Nicholas Tate, der sich das Handy nun ans Ohr drückte.
Schofield drückte den Rufschalter des Aufzugs.
Während er auf den Lift wartete, ruhte sein Blick auf Tate. Dessen
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