Shane Schofield 03 - Operation Elite
Schofield war es egal. Darum würde sich jemand anders kümmern müssen.
Auf einmal ging alles ganz schnell.
Zehn Sekunden später prallte der Supertanker MS Talbot mit markerschütternder, erdbebenhafter Wucht auf dem Grund des Ärmelkanals auf.
Er landete direkt auf Schofields unglückseligem URF und zermalmte es in einem einzigen pulverisierenden Augenblick.
Allerdings befand Schofield sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im U-Boot.
Sekunden vor dem Aufprall der Talbot - als sie gerade mal noch vier Meter vom Grund des Ärmelkanals entfernt war und ihr gewaltiger Schatten bereits auf das Mini-U-Boot stürzte, während Schofield noch seinen Gedanken nachhing -, stieß etwas mit einem dumpfen metallischen Klong gegen den Rumpf des URF.
Schofield fuhr zusammen, sah aus dem Fenster und erblickte einen Maghook, der am metallenen Rumpf des kleinen U-Boots anhaftete. Dessen Seil erstreckte sich über den Meeresboden und verschwand seitlich des herabstürzenden Supertankers in der Dunkelheit.
Knights Stimme dröhnte in seinem Ohr: »Schofield! Beeilung! Los! Los! Los!«
Schofield erwachte zu fieberhafter Aktivität.
Er holte tief Luft und drückte den Knopf mit der Aufschrift »LUKE«.
Die Irisluke öffnete sich und das Wasser schoss in das gesunkene Mini-U-Boot. Es dauerte nicht einmal zwei Sekunden, da war es voll gelaufen und Schofield befand sich auf einmal draußen und beeilte sich den am Rumpf anhaftenden Maghook zu ergreifen.
Kaum hatte er ihn gepackt, drückte Knight am anderen Ende des Seils den Entmagnetisierungsschalter, worauf das Seil des Maghooks rasend schnell eingeholt wurde.
Schofield wurde in einem Höllentempo über den Meeresboden gerissen - über ihm der dräuende sinkende Supertanker, dessen schier endloser Rumpf sich wie die Oberfläche eines Planeten auf ihn herabsenkte, während dreißig Zentimeter unter ihm der sandige Meeresboden vorbeischoss.
Und dann tauchte Schofield auf einmal unter dem Supertanker auf, seine Füße glitten in dem Moment darunter hervor, als das gewaltige Schiff mit einem dumpfen Dröhnen auf den Grund des Ärmelkanals prallte und Sand und Schlamm in alle Richtungen schossen, sodass Schofield von einer dichten Unterwasserwolke eingehüllt wurde.
Und in dieser Wolke - auf dem zweiten URF sitzend, aus einer neuen Luftflasche atmend und Gants Maghook in den Händen - erwartete ihn Aloysius Knight.
Er reichte Schofield die Atemflasche und der sog die Luft gierig ein.
Bald darauf befanden sich die beiden in Knights Mini-U-Boot. Knight presste das Meereswasser mit Druckluft hinaus.
Und dann stiegen die beiden Kämpfer aus den Tiefen des Ärmelkanals empor, eine kurze, lautlose Reise, die damit endete, dass das kleine gelbe U-Boot an die aufgewühlte Meeresoberfläche schoss - wo es von mächtigen Brechern und dem gleißenden Licht von Halogenscheinwerfern empfangen wurde: den Scheinwerfern des Black Raven, der über dem Wasser schwebte und auf sie gewartet hatte.
Luftraum über dem Ärmelkanal
18.05 Uhr Ortszeit
(12.05 Uhr E.S.T. USA)
Der Black Raven schoss in südlicher Richtung über den Ärmelkanal.
Ein triefend nasser Aloysius Knight ließ sich auf den Sitz des Schützen fallen. Der ebenso nasse Schofield blieb dagegen in Bewegung.
In der Gefängniszelle des Raben nahm er den umgebauten Palm Pilot aus der wasserdichten Tasche. Er hatte noch etwas zu erledigen.
Er rief die Liste der Raketenstarts auf - diejenige, die sich von Books Liste unterschied. Er verglich die beiden Listen.
Okay, dachte er, die ersten drei Einträge sind identisch.
Nicht aber die letzten drei. Und dann ist da noch ein zusätzlicher Eintrag.
Den letzten drei Einträgen fügte er die GPS-Koordinaten an, die er von Book erhalten hatte. Die ersten beiden davon lauteten folgendermaßen:
Und auf einmal bekam die Liste eine ganz neue Bedeutung.
Die Raketen, die von der MS Hopewell auf Peking und Hongkong abgefeuert werden sollten, waren Klone der taiwanesischen ballistischen Interkontinentalraketen mit der Bezeichnung Sky Horse. Außerdem waren sie mit amerikanischen Sprengköpfen bestückt.
Die Raketen hingegen, die die MS Whale auf Neu-Delhi abfeuern sollte, waren Nachbauten der pakistanischen Ghauri-II - und die mit Ziel Islamabad Klone der indischen Agni-II.
»Verfluchter Mist ...«, murmelte Schofield.
Wie würde China auf die taiwanesischen Nuklearschläge reagieren?
Heftig.
Und wie würden Pakistan und Indien auf den wechselseitigen Beschuss
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