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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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waren.“ Sie schob ihr Gerät zur Seite. „Warum bist Du nicht dort geblieben?“
    „Ich habe sie erst gefunden, nachdem meine Freunde gefangen wurden. Vorgestern. Deswegen konnte ich nicht bleiben. Aber ich würde sehr gerne wieder dorthin zurückkehren.“
    „Das mit Deinen Freunden klärt sich ja hoffentlich morgen. Und dann sehen wir weiter. Allerdings vermute ich, dass die Wanesh für Verhandlungsversuche eher nicht in Frage kommen, wenn sie schon so versteckt leben.“
    „Keine Ahnung. Vielleicht solltet Ihr Eure Auswahlkriterien ja auch mal überdenken.“
    „Ja, vielleicht. Aber das liegt nicht in unserer Entscheidung, zumindest nicht allein.“
    „Oh.“, machte Shanera. Dann fiel ihr ein: „Wie nennt Ihr Euch eigentlich?“
    „Wie wir uns … Also, unser Planet heißt Ysren. Du kannst uns wohl Ysrens nennen.“
    „Und … ist Euer Planet weit weg?“
    Kessy blickte sie nachdenklich an. „Ja, ziemlich weit. So weit, dass man es sich eigentlich gar nicht vorstellen kann.“
    „Und trotzdem seid Ihr hierher gekommen? Werdet Ihr bald wieder nach Ysren zurückkehren?“
    Es gab eine lange Pause, bevor Kessy antwortete: „Entfernungen im All sind etwas Grausames. Weißt Du, wenn man sehr, sehr schnell fliegt, dann verstreicht die Zeit für das restliche Universum schneller als für einen selbst.“
    „Was? Wie kann das sein?“
    „Es ist so, glaub mir. Um von einem Planeten zu einem anderen zu kommen, muss man sehr weit fliegen und dabei so schnell sein, dass alle Leute, die man kennt, schon gestorben sind, bevor man ankommt – obwohl für einen selbst nicht viel Zeit vergangen ist.“
    Shanera war sprachlos.
    „Also – wir werden nicht zurückkehren. Es wäre zu schmerzhaft und sinnlos. Wir übermitteln unsere Erkenntnisse an das zukünftige Ysren, aber bis unsere Nachrichten dort ankommen werden, dauert es natürlich auch ewig. Meldungen von dort gibt es praktisch nicht, da unsere … Möglichkeiten hier zu begrenzt sind, um inhaltsreichere Mitteilungen auffangen zu können. Wir wissen, dass unser Planet noch da ist. Aber bis wir zurückkämen, könnte es dort so anders aussehen, dass wir ihn nicht mehr wiedererkennen.“
    „Bei den Göttern.“, murmelte Shanera. „Ist das wirklich wahr?“
    „Ich erzähle Dir keine Gruselgeschichten.“
    „Na ja, schlafen kann ich jetzt aber trotzdem noch weniger als vorher.“
    Kessy ließ den Kopf auf ihre auf der Tischplatte verschränkten Arme sinken und blinzelte Shanera aus einem Auge traurig an.
    „Ich vermute mal, Dir ist es auch nicht leicht gefallen, die Große Wand zu verlassen. Aber Du könntest in einem oder zwei Mondzyklen wieder zurück sein, wenn Du willst, und Deine Leute wären alle noch da.“ Sie räusperte sich. „Ich hatte nur ein paar entfernte Verwandte und wenige Freunde. Trotzdem – alle die ich gekannt habe, sind jetzt tot. Ich hatte gedacht, dass es mir leichter fallen würde, das zu akzeptieren.“
    Sie schloss die Augen und sagte nichts mehr, blieb zusammengesunken auf ihrem Stuhl vor dem kleinen Tisch sitzen.
    Shanera konnte nachfühlen, was die Ysren empfand. Es war schlimm, alles hinter sich zu lassen, was man kannte. Noch schlimmer, wenn man wusste, dass man nicht mehr zurückkonnte.
    Als sich Kessy nach einiger Zeit nicht gerührt hatte, schlüpfte Shanera vorsichtig aus ihrer Koje und ging barfüßig zu ihr hinüber. Sie kauerte sich neben die Sitzende und legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern.
    So schwiegen sie eine Zeit lang gemeinsam, bis Kessy den Kopf zu Shanera drehte und sich mit leicht geröteten Augen ein Lächeln abrang.
    „Es ist schon in Ordnung. Danke.“ Sie lehnte sich zurück und Shanera zog ihren Arm wieder weg. „Schließlich wusste ich ja, worauf ich mich einlasse.“
    „Na ja, vielleicht. Trotzdem darf man traurig sein. Das wäre ja fast schlimm, wenn es nicht so wäre.“
    „Ja … Wahrscheinlich hast Du recht.“ Kessy seufzte. „So, jetzt kann ich vermutlich auch nicht mehr einschlafen.“
    Shanera stand auf und stellte sich hinter sie. „Ich weiß, was Dich wieder in bessere Stimmung bringt.“, raunte sie ihr ins Ohr.
    „Tatsächlich?“ Kessy schielte über ihre Schulter. „Und was soll das sein?“
    Als Antwort streckte die Kintari die Hände aus und kitzelte ihre Zimmergenossin durch das dünne Gewand an Bauch und Taille. Die auf einen solchen Angriff völlig unvorbereitete Ysren quiekte überrascht auf, krümmte sich kichernd und versuchte Shaneras flinken Fingern zu

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