Shanera (German Edition)
könnten.“
„Bei den Göttern! Ich kann das nicht glauben.“, meinte Shanera. „Das wäre ein schreckliches Verbrechen!“ Sie starrte auf die Bilder. „Hättet Ihr nicht Hinweise darauf finden müssen? Ihr habt die Flussleute doch sicher schon länger beobachtet.“
„Schon, aber so lange auch wieder nicht. Da sie technisch nicht allzu weit sind, können wir ihre Aufzeichnungen nur mühsam untersuchen. Und über ihre Geschichte reden sie wenig, wie wir gemerkt haben.“
„Verständlich, wenn dazu solche Untaten gehören …“, warf Kessy ein. „Aber so richtig kann ich es mir auch nicht vorstellen. Es muss noch eine andere Erklärung geben.“
„Gehen wir weiter.“, schlug Noor vor. „Möglicherweise kann Shanera uns noch weitere Bilder erhellen.“
Shanera riss sich von den beunruhigenden Zeichnungen los und ging mit den anderen weiter die Galerie entlang, die Darstellungen nach Bekanntem absuchend. Sie ertappte nicht nur sich, sondern auch ihre Begleiter dabei, wie sie immer wieder Blicke über die Schulter warfen. Außer ihnen war aber niemand zu sehen.
Im nächsten Gang wurden sie fündig. „Die kenne ich auch.“, erklärte die Kintari ihren Begleitern und zeigte auf ein Bild. „Die Achtarmigen.“
„Hmm …“ murmelte Rey. „Seltsame Tiere.“
„Es sind keine Tiere. Sie sind intelligent.“
„Intelligent? Bist Du sicher?“
„Ziemlich sicher, ja. Ich hatte Kontakt mit ihnen, auch nicht weit von hier. Es ist allerdings etwas schwierig, sich mit ihnen zu verständigen.“ Shanera kratzte sich am Kopf. „Ich glaube, die Flussleute genießen bei ihnen kein sehr hohes Ansehen.“
„Die Frage ist, wie es umgekehrt steht …“, meinte Kessy und nahm die umliegenden Bilder in Augenschein. „Hier, das sieht mir wie ein Kampf aus.“
„Ja, zwischen den Flussleuten und den Achtarmigen. Und wenn das keine Tiere sind … Die Stadtbewohner scheinen sich mit ihren Nachbarn nicht gut zu verstehen.“, grübelte Rey.
„Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Achtarmigen sie angegriffen haben.“ Shanera fügte leise hinzu: „Höchstens ein bisschen erschreckt.“
Kessy sah sie über die Schulter fragend an.
„Na ja, sie sind etwas unheimlich, wenn man ihnen allein im Wald begegnet … Ziemlich groß und so weiter. Ich erzähl es Euch später. Sie kommunizieren mit einer Art Gedankenübertragung.“
„Das klingt ziemlich interessant. Das Problem ist nur, dass die Flussleute möglicherweise aggressiver sind, als wir dachten.“ Rey schüttelte den Kopf. „Wenn das so ist, können wir die Verhandlungen sowieso nicht fortführen. Solche Gemeinschaften wollen wir nicht unterstützen. Wir müssen versuchen, heute möglichst unauffällig aus der Sache herauszukommen.“
„Vielleicht ist ja nur eine einzelne Gruppe der Flussleute dafür verantwortlich.“
„Das spielt keine große Rolle. Es geht hier um Auseinandersetzungen im größeren Maßstab, dafür muss die ganze Stadt die Verantwortung übernehmen. Und dass diese Bilder hier öffentlich aushängen, sagt ja wohl einiges.“
Kessy warf ein: „Es ist noch nicht erwiesen, dass unsere Verdächtigungen wirklich stimmen. Sollten wir ihnen nicht eine Chance geben, die Sache zu erklären?“
„Grundsätzlich ist das richtig, aber in der aktuellen Lage könnte es riskant sein. Wenn wir mit solchen Fragen kommen, während die Stimmung sowieso schon gereizt ist …“
„Sie könnten es als Beleidigung auffassen.“
„Ja. Wahrscheinlich wird das Ganze sowieso keine Rolle spielen. Aber wenn sie doch weiter verhandeln wollen, werden wir eine Pause von einigen Tagen beantragen und die Geschehnisse genauer untersuchen, bevor wir fortfahren.“
„Hoffentlich haben die damit kein Problem.“, meinte Noor mit düsterer Stimme und deutete auf die Tür am anderen Ende des Raumes. Als sich die anderen umdrehten, konnten sie gerade noch den Rücken eines der Flussleute sehen, der sich hastig entfernte.
„Der sah nicht gerade begeistert aus, als er uns hier über diese Bilder diskutieren sah.“, kommentierte Noor.
Rey seufzte. „Eigentlich gehört das zu den öffentlichen Räumen, man hat uns auch früher schon hier gesehen.“
„Ja, aber vielleicht hat der gemerkt, dass wir Verdacht geschöpft haben. Oder ihm ist gerade erst aufgegangen, dass diese Galerie vielleicht nicht jedem gezeigt werden sollte.“, überlegte Kessy. „Was natürlich auch nicht für eine harmlose Interpretation der Bilder spricht.“
„Wir sollten ab
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