Shanera (German Edition)
aus. „So ist das also! Und das erzählst Du erst jetzt?“
Auch Koras blickte interessiert.
„Und wer ist der Glückliche?“, erkundigte sich Zela. „Sieht er gut aus? Woher kommt er – doch nicht etwa aus der Stadt? Rey oder Noor werden es ja wohl nicht sein?“
Shanera holte tief Luft. „Gut aussehen – ja.“ Sie zögerte. „Aber ehrlich gesagt, ist es gar kein er, sondern eine sie.“ Sie schluckte.
Als sie aufblickte, sahen Zela und Koras sie mit großen Augen an.
„Ihr Name ist Gira.“, fügte Shanera hinzu. „Na ja, eigentlich Gira’ba’sam, aber das ist etwas schwer auszusprechen. Sie gehört zu den Wanesh, das sind Waldleute, die nicht weit von der Stadt leben. Die Wanesh sind fantastisch. Als ich da war, feierten sie ein Fest – so etwas habt Ihr noch nicht erlebt. Und der Ort, an dem sie leben …“
„Moment.“, unterbrach sie Zela.
„… ja?“ Shanera verzog das Gesicht.
„Du sagst, Gira ist eine Frau?“ Zela deutete auf sich und Shanera. „So – wie Du und ich?“
„Ja …“
„Und Du bist – Ihr beide seid verliebt.“
„Ja.“
„Und wie weit ist das schon gegangen?“
„Äh, also … ziemlich weit, würde ich sagen.“
Zela bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. „Ich fass‘ es nicht.“ Zwischen ihren Fingern hindurch linste sie zu Shanera. „Gibt es noch mehr Dinge, die wir wissen müssen?“
„Ich glaube, das war das wichtigste.“, erklärte Shanera. Sie kratzte sich an der Nase. „Tut mir leid, wenn das etwas plötzlich kommt. Ich war selber nicht darauf vorbereitet.“ Sie schielte zu Koras, der bisher nichts gesagt hatte. „Hoffentlich habe ich Euch nicht zu sehr schockiert.“
Der schüttelte den Kopf. „Wenn man in Deiner Nähe ist, bleibt wohl keine Überraschung aus.“, meinte er dann. „An den Gedanken, dass Du Frauen magst, muss ich mich allerdings erst noch gewöhnen.“
„Ich mag nicht Frauen, ich mag Gira. Das ist etwas anderes.“
„Bist Du sicher, dass das was Ernstes ist?“, fragte Zela. „Und nicht nur – ich weiß nicht – Neugierde?“
„Für mich ist es ernst.“, stellte Shanera fest. „Und ich glaube schon, dass es auch für Gira ernst ist.“ Sie sah etwas verloren aus. „Aber es war auf jeden Fall mehr als nur Neugier.“
„Wenn Du es sagst.“, erwiderte Zela matt. Sie setzte sich wieder an den Tisch und starrte gedankenverloren an die Wand, während sie an ihren Fingern herumzupfte.
Shanera blickte sie an und wollte etwas sagen, schloss dann aber ihren Mund wieder. Sie seufzte und eine unangenehme Stille breitete sich aus.
Koras brach schließlich das Schweigen. „Deswegen willst Du also zurück in den Wald. Wissen die Ysrens davon?“
Shanera zögerte. „Ich habe Kessy erzählt, dass ich zu den Wanesh zurück will, aber nicht genau warum. Wahrscheinlich ahnt sie es aber.“ Sie legte die Hände auf den Tisch und schaute von einem zum anderen. „Wenn Ihr nicht weiter mitkommen wollt, und das verstehe ich auch, dann müssen wir uns wohl trennen.“
„Trennen?“, fragte Zela. „Shanera, tu das nicht. Du machst einen Fehler. Ich meine – das kann doch nicht Dein Ernst sein, oder?“
„Dass wir uns trennen sollen? Ich bin darüber nicht froh. Aber ich bin schon einmal allein losgezogen, falls Du Dich erinnerst.“
„Nein! Ich meine, dass Du einer Frau hinterherläufst!“
Shanera runzelte die Stirn, aber Zela ließ sich nicht aufhalten.
„Das ist – nicht normal! Daraus kann doch nichts Gutes werden. Und wer soll das überhaupt sein? Aus irgendeinem Volk, das im Wald lebt? Was willst Du denn da? Du gehörst nicht dorthin. Und diese Frau spielt wahrscheinlich nur mit Dir!“
„Zela!“, unterbrach Shanera sie scharf. „Du kennst sie nicht und Du weißt überhaupt nicht, wovon Du sprichst!“
„Ich will sie auch gar nicht kennen! Warum tust Du so etwas?! Komm mit uns zurück!“ Zela schien den Tränen nahe.
Koras konnte nicht länger zusehen und ging zu seiner aufgebrachten Begleiterin. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Zela, bitte lass uns doch erst mal in Ruhe darüber reden. Noch ist nichts entschieden. Ihr solltet Euch nicht streiten.“ Er streichelte ihr Haar. „Und schon gar nicht darüber, an wen man sein Herz verschenken darf. Man muss doch froh sein, dass nicht alle den gleichen Geschmack haben, oder?“ Er küsste Zela leicht auf die Schläfe.
Diese kämpfte mit ihrem Emotionen, schluckte dann aber herunter, was sie noch sagen wollte. Plötzlich sah sie traurig
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