Shanera (German Edition)
aus.
„Ich will nicht, dass wir wieder getrennt werden.“, murmelte sie. „Und ich verstehe das nicht.“
Shanera stand auf und trat an eines der offenen Regale. Sie drehte eine der dort aufgestapelten Schachteln in der Hand hin und her, ohne sie wirklich anzusehen.
Endlich stellte sie die Schachtel wieder hin, ging zu Zelas Stuhl und daneben in die Hocke, so dass sie ihrer auf den Boden starrenden Freundin halbwegs ins Gesicht schauen konnte.
„Ich verstehe es auch nicht wirklich.“, sagte sie leise. „Aber trotzdem bin ich noch dieselbe wie vor ein paar Tagen.“ Sie überlegte kurz und fügte hinzu: „Na ja, wenigstens fast.“
„Vielleicht habe ich auch voreilig davon gesprochen, dass wir uns trennen sollten.“, fuhr sie fort. „Das war nicht gegen Dich gerichtet.“
„Ist schon gut.“, murmelte Zela und drehte sich in die andere Richtung. Shanera sah aus, als ob sie noch mehr hatte sagen wollen, verstummte aber und seufzte. Sie setzte sich auf den nächsten Stuhl.
Koras betrachtete die beiden ungleichen Freundinnen nachdenklich.
„Ich glaube, wir sollten das ,Gira‘-Thema jetzt nicht weiter vertiefen.“, meinte er dann. „Das kam doch etwas überraschend. Das Problem ist nur, dass es so mit einer einheitlichen Position wegen unserer Reisewünsche schwierig wird.“
Als niemand etwas sagte, fügte er hinzu: „Ich fände es auch nicht so gut, wenn wir uns jetzt trennen. Vielleicht sollten wir Shanera noch ein paar Tage begleiten. So lange, bis etwas klarer ist, wie es mit ihr und … den Waldleuten weitergeht. Was meinst Du, Zela?“
Zela starrte missmutig auf den Tisch. Endlich holte sie Luft und wollte gerade etwas sagen, als die Tür aufging. Rey, Kessy und Noor kamen herein. Nach einem fragenden Blick in die Runde setzte sich Rey zu ihnen an den Esstisch, die beiden anderen folgten seinem Beispiel.
„Alles in Ordnung?“, fragte Rey. „Wie geht‘s Euren Köpfen?“
„Schon wieder ganz gut.“, antwortete Koras nach einem kurzen Seitenblick auf Zela.
Als sonst niemand etwas sagte, fuhr er fort: „Aber die Frage, die uns alle interessiert, ist wohl: Wie geht‘s jetzt weiter?“
„Nun …“ Rey zögerte und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
„Das klingt nicht sehr beruhigend.“, meinte Shanera.
„Wir haben mit unserer Basis Kontakt aufgenommen.“, führte Rey aus. „Dort liegt die Leitung unserer Mission. Sie haben unsere Aktionen hier verfolgt und wir mussten mit ihnen klären, wie wir weiter vorgehen sollen. Natürlich ging es dabei auch um Euch.“
„Mir schwant nichts Gutes.“, murmelte Zela.
„Es ist nichts Schlimmes.“, versuchte Rey sie zu beruhigen. „Aber in der Basis waren sie der Meinung, dass wir Euch nicht hier beim Flussvolk lassen oder Euch direkt in Eure Heimat zurück bringen können.“
Bevor die Kintari etwas sagen konnten, versuchte er zu erklären: „Ihr habt ziemlich viel von unserer Technik und Ausrüstung gesehen, das war nicht unbedingt so geplant. In der Basis will man erst mit Euch reden, um festzustellen, ob Ihr Eurer Volk oder ein anderes mit diesem Wissen übermäßig beeinflussen und seine Entwicklung nachhaltig verändern könnt.“
„Wir sollen also mit Euch zu dieser Basis gehen?“, fragte Zela. „Wozu soll das gut sein?“ Ihre Stimme wurde lauter. „Und hättet Ihr Euch nicht vorher überlegen können, was Ihr uns zeigen dürft? Ich habe mich nicht darum gerissen, Eure komische Technik zu sehen!“
Sie sprang auf. „Die ist mir schnurzegal! Wer will schon so schnell in der Gegend herumrasen, dass man sich jeden Moment den Hals brechen kann? Da muss man doch verrückt sein!“
Kessy verzog das Gesicht. Sie schaute zu Noor und der zu Rey, dem weitere Erklärungen überlassen blieben.
„Es tut mir leid, aber wir haben nicht mit Euch gerechnet und ich wusste nicht, dass die Basis so entscheiden würde.“, versuchte sich dieser zu rechtfertigen. „Es wird nicht sehr lange dauern, bis wir dort sind. Außerdem ist es sicher auch interessant für Euch. Ihr seid doch schließlich losgezogen, um Neues zu entdecken.“
„Das war ihre Idee.“ Zela zeigte auf Shanera. „Ich habe die Nase voll vom Neuen. Ich will nach Hause, und zwar sofort!“
Rey setzte einen bedauernden Blick auf und breitete die Arme aus. „Das geht leider nicht. Bitte seid uns nicht böse. Aber immerhin haben wir Euch doch aus den Händen der Flussleute befreit. Ist es da so schlimm, noch ein paar Tage mit uns zusammen zu
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