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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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auch die Felswand näher sehen, die in der Tat ungewöhnlich war: Kristalline Formen blinkten und glitzerten überall zwischen dem gewöhnlichen Gestein. An einigen Stellen ging der Felsen in Verästelungen über, die an gedrungene, versteinerte Pflanzen erinnerten. Auch das blaue Leuchten sah man hier und dort, das sie auf ihrer Reise schon so oft angetroffen hatten.
    Noch erstaunlicher war allerdings die Tatsache, dass die Felswand großräumig mit säulenartigen Verdickungen strukturiert war. Es sah aus, als ob eine riesige Halle auf gewaltigen Säulen aus der Tiefe des Nichts in den Himmel emporstrebte.
    Durch die Wucht, mit der das Wasser über die Kante schoss, war der Fall schnell so weit von der Felswand entfernt, dass man dahinter hindurch gehen konnte. Zumindest, wenn man von der Gischt und der grundsätzlichen Gefährlichkeit des ganzen Unterfangens absah. Aus der Ferne konnte man schlecht beurteilen, was die seltsamen Ranken aushielten, auf denen die Männer gingen.
    Die beiden waren jetzt nur noch ein paar Dutzend Schritte vom Wasserfall entfernt. An der Wand knapp über ihnen waren dunkle Öffnungen zu erkennen, Felsnischen oder möglicherweise ein Höhleneingang.
    „Bewegt sich da etwas?“ Koras zeigte auf den Rankenweg vor den Männern.
    „Was meinst Du?“, fragte Shanera.
    „Da!“
    Sie traute ihren Augen kaum. Der Weg vor dem Wasserfall schien sich aufzuwölben, bog sich nach oben und machte wellenförmige Bewegungen. Jetzt hatten die Ysrens es auch bemerkt. Sie wichen ein paar Schritte zurück, bevor sie bemerkten, dass auch hinter ihnen alles in Bewegung war.
    Der Pfad begann, sich aufzulösen. Große Lücken taten sich auf, Teile der vermeintlichen Ranken schlängelten in der Luft.
    „Das sind keine Pflanzen! Rey und Noor müssen da weg!“, rief Shanera. „Kessy, hörst Du mich?“
    Kessy antwortete nicht und sie starrten machtlos auf das Drama auf dem Bild. Die Männer konnten weder vor noch zurück, da sich der Weg in beiden Richtungen weitgehend aufgelöst hatte. Seltsame dunkle Kreaturen krochen über die Felswand, mit ihrer unregelmäßigen Form und Oberfläche sahen sie wie große, zerfledderte Flechten aus.
    Der Boden unter den Forschern begann zu schwanken und Shanera hielt den Atem an. Rundum klaffte der Abgrund. Kurz bevor sich der falsche Weg völlig auflöste, begannen sie endlich, in den Fels zu steigen.
    „Sie müssen die Höhle erreichen.“, brachte Zela hervor.
    „Wenn es eine Höhle ist und nicht nur eine Nische.“, entgegnete Koras düster.
    Shanera konnte kaum hinsehen. Die beiden hatten offensichtlich keine Klettererfahrung und klammerten sich ungelenk an den Fels. Wenigstens ging es an der Stelle nicht senkrecht nach unten. Oberhalb der Höhlen wölbte sich die Wand allerdings nach innen und ein oder zwei dutzend Mann hoch über ihnen befand sich ein beträchtlicher Überhang.
    Mühsam hangelte sich einer der beiden, es war wohl Noor, ein Stück nach oben und erreichte mit der Hand eine der Öffnungen. Er zog sich weiter hinauf. Rey wollte ihm folgen, wurde aber von einer der Kreaturen daran gehindert, die sich an seinen Fuß klammerte. Sich krampfhaft an einem Riss festhaltend, schüttelte er das Bein heftig und schlug es schließlich mehrmals gegen die Wand, bis sein Angreifer losließ. Das Wesen stürzte ab, fing sich aber wenig tiefer wieder und klebte förmlich an der Wand.
    „Können wir ihnen nicht helfen?“, rief Zela.
    „Kessy?“, fragte Shanera. „Kannst Du sie irgendwie herausholen? Oder diese Dinger bekämpfen?“
    Endlich ertönte Kessys Stimme wieder, hörbar erschüttert. „Ich gehe näher ran. Aber wenn ich sie einfach so herausholen könnte, wäre diese ganze Aktion gar nicht nötig gewesen!“
    Die Perspektive veränderte sich wieder, der Schauplatz rückte näher und sie sahen jetzt fast von oben, wie die beiden mit den dunklen Kreaturen kämpften.
    „Näher geht‘s nicht! Und wenn ich Waffen einsetze, mache ich es nur noch schlimmer. Wir haben keine Präzisionswaffen, und es sind zu viele.“
    Noor hatte inzwischen die Öffnung im Fels erreicht und kletterte hinein, während er Rey an der Hand nach sich zog. Beide wurden von den feindlichen Wesen bedrängt, doch schließlich verschwanden sie in der Höhlung. Die Kreaturen folgten ihnen nicht, lagerten sich jedoch rund um den Eingang an und begannen, sich wieder zu verflechten.
    „Wir müssen ihnen zu Hilfe kommen.“, erklärte Shanera. „Kessy, kannst Du mich irgendwie abseilen,

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