Shanera (German Edition)
da?“
„Und selbst wenn sie falsch liegt – sie hat klar und deutlich gesagt, dass sie auf keinen Fall zurückkommen will. Sollen wir sie vielleicht dazu zwingen?“
„Nein! Das will ich doch auch nicht. Aber – wir konnten nur ein paar Sätze mit ihr reden, das war zu kurz. Ich denke immer noch, dass ich sie zur Rückkehr überreden kann.“
„Zela, sieh es ein. Sie mag Deine Freundin sein, aber sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Sie ist sich ihrer Sache sicher, und sie wird sich durch Worte nicht mehr umstimmen lassen.“
„Nein! Das stimmt nicht! Und ich werde es Dir beweisen. Du kennst sie doch gar nicht! Woher willst Du wissen, was sie tut?“
„Und Du glaubst vielleicht nur, sie zu kennen. Was ich gesehen habe, genügt mir.“
Sie sah in seinem Blick, dass er ihr nicht glaubte und nicht geneigt war, ihr zu folgen. Sie verlegte sich aufs Handeln.
„Also gut, schließen wir einen Kompromiss. Wir folgen ihr noch höchstens drei Tage lang, also gut, zwei Tage, und wenn wir sie dann nicht gefunden und überredet haben, kehren wir um. Bitte. Sie ist meine Freundin. Du musst mir helfen, bitte.“ Sie wusste nicht, was sie noch sagen konnte, aber Koras hob die Hand und unterbrach sie.
„Schon gut, in Ordnung. Du musst nicht betteln. Ich habe gesagt, ich werde Dir helfen, und das tue ich auch. Wenn Du der Meinung bist, wir sollten ihr weiter nachgehen, dann soll es so sein. Aber in zwei Tagen ist Schluss.“
„Ja. Natürlich. Danke.“
+
Shanera eilte im Laufschritt den Pfad im Riss hinauf, seinem Ende entgegen. Sie wusste nicht genau, wie lange die anderen gebraucht hatten, um aus der Höhle heraus zu kommen, aber sie rechnete damit, dass sie nicht sehr weit hinter ihr waren. Zwar hoffte sie halb, dass ihre Verfolger aufgeben und sie in Ruhe lassen würden, aber irgendwie glaubte sie nicht so recht daran.
Sie konnte sich jedenfalls keinen Fehler mehr erlauben und musste in Bewegung bleiben, bis sie weit genug auf dem Hochplateau vorangekommen war, um die beiden abzuhängen. Zum Glück war sie gut ausgeruht und bei Kräften, was zumindest auf Zela nicht unbedingt zutraf, so wie sie diese kannte.
Sie verwünschte nochmals ihre Sorglosigkeit. Niemals hätte sie den Höhlenweg übersehen dürfen. Andererseits hatte sie so doch noch die Gelegenheit bekommen, sich von ihrer Freundin zu verabschieden. Und ihre Vermutung, diese würde sie zurückhalten wollen, hatte sich als richtig herausgestellt. So gesehen war ihre Handlungsweise bestätigt worden, was sie allerdings kaum beruhigen konnte.
Die Felsen waren noch glitschig vom nächtlichen Regen und die Schlucht lag komplett im Schatten. Die andere Seite rückte jetzt immer näher. Es konnten nur noch wenige Wegbiegungen sein, bis der Pfad in den großen Abhang mündete, der sich bis hinauf aufs Hochplateau erstreckte. Das ganze Massiv war dort eingebrochen und hatte den Riss um einen platten Eingang erweitert. Der Abhang ermöglichte eine weite freie Sicht. Wenn sie am oberen Ende angekommen war, würde es sich zeigen, ob und wie weit ihre Verfolger hinter ihr lagen.
+
Zela wusste nicht, was sie denken sollte. Einerseits hatten sie die indirekten Vorwürfe und der emotionale Ausbruch ihrer Freundin tief getroffen. Andererseits war sie auf sich selbst wütend, weil sie so unsicher war und sich an eine Hoffnung klammerte, von der sie im Inneren ahnte, dass sie vergebens war. Und das so sehr, dass sie ihren Begleiter angebettelt hatte, ihr zu helfen. Das war wirklich demütigend. Sie musste sich besser in den Griff bekommen.
Verbissen eilte sie hinter Koras her. Sie mussten dran bleiben, sonst hätten sie keine Chance, Shanera in den zwei Tagen wieder zu finden. Ihr Begleiter hatte inzwischen fast das gesamte Gepäck an sich genommen, um ihr zu helfen.
Sie musste zugeben, dass Koras sich bisher sehr gut verhalten hatte, auch wenn es nicht direkt bequem für sie gewesen war. Aber er hatte recht, aufs Tempo zu drücken, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Und er half ihr weiterhin, obwohl er anderer Meinung war, was ihre Erfolgsaussichten anging. Das bedeutete, dass er sie respektierte. Eine gute Erfahrung, wenigstens eine am heutigen Tag. Ihr Schienbein schmerzte immer noch.
+
Endlich war der Rand des Hochplateaus erreicht. Die große Ebene begann erst weiter innen, deshalb war der Ausblick hier noch nicht allzu weit, Mulden und Hügelformationen beherrschten das Bild.
Ein Blick zurück zeigte Shanera, dass ihre Verfolger noch da und etwa
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