Shannara I
fortzusetzen, nun überzeugt davon, daß der Gnom im Gebüsch etwas versteckt hatte. Shea zwängte sich in das Dickicht und suchte gründlich nach einem Versteck. Der Boden und das Zweigwerk waren durch den Kampf zwischen Keltset und Orl Fane zerwühlt und geknickt. Auf Anhieb fand Shea nichts. Er kroch ein paar Minuten lang erfolglos herum und wollte schon aufgeben, als sein Blick auf halbvergrabene Dinge unter Laub, Zweigen und Erde fiel. Er grub mit den Händen und seinem Jagdmesser einen großen Sack aus, in dem metallene Gegenstände klirrten. Er rief Panamon zu, daß er etwas entdeckt habe, worauf der Gnom wieder kläglich zu schreien begann. Shea zog den Sack heraus ans Licht, schleppte ihn hinaus und warf ihn vor den anderen auf den Boden. Orl Fane bekam bei seinem Anblick einen Tobsuchtsanfall, und Keltset brauchte beide Hände, um ihn festzuhalten.
»Der Inhalt muß für unseren kleinen Freund wichtig sein«, meinte Panamon grinsend und griff nach dem Sack.
Shea trat an seine Seite und blickte über die breite Schulter, als Panamon die Lederschnur öffnete und in den Sack hineingriff. Er überlegte es sich plötzlich anders, zog die Hand wieder heraus, kippte den Sack und leerte den Inhalt auf den Boden. Die anderen starrten den Fund an.
»Wertloses Zeug«, knurrte Panamon. »Der Gnom ist auch noch zu dumm, Wertvolles zu erkennen.«
Shea betrachtete die Sammlung, ohne zu antworten. Nichts als Dolche, Messer und Schwerter, manche noch in ihren Lederscheiden. Im verblassenden Sonnenlicht glitzerten ein paar billige Schmuckstücke und zwei oder drei Gnomenmünzen. Es schien wahrhaftig nur wertloses Zeug zu sein, dem aber Orl Fane offenbar einen beträchtlichen Wert beigemessen hatte. Er hatte alles verloren, als er zum Deserteur geworden war, und vorweisen konnte er dafür nur ein paar Waffen und billigen Schmuck. Jetzt lief er überdies Gefahr, sein Leben einzubüßen, weil er Panamon Creel angelogen hatte.
»Kaum lohnend, dafür zu sterben, Gnom«, knurrte Panamon und nickte Keltset zu, der den Streitkolben hob, um dem Gefangenen den Garaus zu machen.
»Nein, nein, wartet, bitte!« schrie der Gnom in höchster Verzweiflung. »Ich habe nicht gelogen, was das Schwert angeht - ich schwöre es! Ich kann es Euch beschaffen! Begreift Ihr nicht, was das Schwert von Shannara dem Schwarzen Lord wert ist?«
Shea streckte die Hand aus, um Keltsets massiven Arm festzuhalten. Der Riesentroll schien zu begreifen. Er ließ den Streitkolben langsam sinken und sah Shea prüfend an. Panamon Creel öffnete aufgebracht den Mund, zögerte dann aber. Er wollte die Wahrheit über Sheas Hiersein erfahren, und das Geheimnis des Schwertes hatte offenkundig viel damit zu tun. Er starrte den Talbewohner kurz an, dann wandte er sich Keltset zu und zuckte die Achseln.
»Wir können dich auch später immer noch töten, Orl Fane, wenn du uns wieder zu täuschen versuchst. Keltset, schling ihm einen Strick um den Hals und nimm ihn mit. Shea, wenn ich mich ein wenig auf dich stützen kann, schaffe ich es wohl bis zum Wald. Keltset wird auf unseren verschlagenen, kleinen Deserteur gut aufpassen.«
Shea half dem Verwundeten auf die Beine und versuchte ihn zu stützen, als er ein paar Schritte machte. Keltset fesselte Orl Fane und legte einen Strick um seinen Hals, um ihn wie an einer Leine führen zu können. Der Gnom wehrte sich nicht, obwohl seine innere Unruhe unverkennbar war. Shea war der Ansicht, der Bursche habe auch jetzt die Unwahrheit gesagt und warte nur verzweifelt auf eine Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen, bevor man ihm auf die Schliche kam und ihn umbrachte. Shea selbst hätte den Gnomen zwar nicht getötet und auch seine Zustimmung verweigert, daß er niedergemacht werde, aber Mitgefühl für das verschlagene Wesen empfand er kaum. Orl Fane war ein Feigling, ein Deserteur, ein Leichenfledderer - ein Mann ohne Volk und Land. Shea war jetzt davon überzeugt, daß das winselnde, unterwürfige Verhalten nur eine Tarnung für den heimtückischen, verzweifelten Charakter war. Orl Fane hätte ihnen bedenkenlos die Kehlen durchgeschnitten, wenn er der Meinung gewesen wäre, das ohne Gefahr für sich selbst tun zu können.
Panamon gab ein Zeichen, daß sie sich auf den Weg machen konnten, aber nach wenigen Schritten erhob Orl Fane ein klägliches Geschrei. Der Gnom weigerte sich, mitzugehen, wenn man ihm nicht seinen Sack mit den Schätzen lasse. Er heulte und tobte so erbärmlich, daß Panamon nahe daran war, ihm den
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