Shannara I
seine Armeen vorher aufzuhalten. Dazu müssen wir die freien Nationen rasch einen. Es mag schon zu spät sein. Brona wird seine Armeen dazu gebrauchen, das ganze zentrale Südland zu erobern. Dazu braucht er nur die Grenzlegion von Callahorn zu vernichten. Balinor, die Legion muß die Städte von Callahorn halten, damit die Nationen Zeit haben, ihre Armeen zu vereinigen und gegen die Eindringlinge loszuschlagen. Durin und Dayel können Euch nach Tyrsis begleiten und von dort nach Westen zu ihrem eigenen Land ziehen. Eventine muß seine Elfen-Armeen durch die Ebenen von Streleheim führen, um Tyrsis zu verstärken. Wenn wir dort unterliegen, wird es dem Dämonen-Lord gelungen sein, einen Keil zwischen die Armeen zu treiben, und dann besteht wenig Aussicht, sie zusammenzuführen. Schlimmer noch, das ganze Südland wird offen und ungeschützt daliegen. Die Menschen werden nicht mehr in der Lage sein, ihre Armeen rechtzeitig aufzustellen. Die Grenzlegion von Callahorn ist die einzige Chance, die sie haben.«
Balinor nickte zustimmend und wandte sich an Höndel.
»Welche Unterstützung können uns die Zwerge geben?«
»Die Stadt Varfleet ist der Schlüssel zum östlichen Sektor von Callahorn.« Höndel dachte gründlich nach. »Mein Volk muß jeden Angriff durch den Anar abwehren, aber wir können genug Leute entbehren, um auch Varfleet verteidigen zu helfen. Die Städte Kern und Tyrsis müßt Ihr jedoch allein halten.«
»Im Westen unterstützen Euch die Elfen-Armeen«, versprach Durin schnell.
»Augenblick!« rief Menion erstaunt. »Was ist mit Shea? Den habt ihr wohl vergessen, wie?«
»Ihr redet immer noch, bevor Ihr nachdenkt«, sagte Allanon dumpf. Menion wurde dunkelrot vor Zorn, hielt sich aber zurück.
»Ich gebe die Suche nach meinem Bruder nicht auf«, erklärte Flick ruhig.
»Das verlange ich auch gar nicht, Flick.« Allanon lächelte schwach. »Du und Menion und ich, wir setzen die Suche nach unserem jungen Freund und dem verschwundenen Schwert fort. Wo der eine ist, wird auch das andere sein, vermute ich. Denk an die Worte, die Brimens Schatten zu mir gesprochen hat. Shea wird der erste sein, der die Hand auf das Schwert von Shannara legt. Vielleicht hat er es schon getan.«
»Dann setzen wir unsere Suche fort«, sagte Menion gereizt. Er mied den Blick des Druiden.
»Wir gehen gleich«, erklärte Allanon und fügte mit Betonung hinzu, »aber Ihr müßt darauf achten, Eure Zunge mehr im Zaum zu halten. Ein Prinz von Leah sollte mit Weisheit und Voraussicht sprechen, mit Geduld und Verständnis - nicht in närrischem Zorn.«
Menion nickte widerwillig. Die sieben verabschiedeten sich mit gemischten Gefühlen voneinander und trennten sich. Balinor, Höndel und die Elfenbrüder wandten sich nach Westen, vorbei an dem Wald, in dem Shea und seine Begleiter die Nacht verbracht hatten, in der Hoffnung, den undurchdringlichen Wald zu umgehen, durch das Hügelland nördlich der Drachenzähne zu gelangen und so Kern und Tyrsis binnen zwei Tagen zu erreichen. Allanon und seine zwei jugendlichen Begleiter gingen nach Osten und suchten nach einer Spur von Shea. Allanon war überzeugt davon, daß Shea schließlich doch nach Norden, auf Paranor zu, gekommen sein mußte und vielleicht in einem der Gnomenlager in diesem Gebiet Gefangener war. Ihn zu befreien würde nicht einfach sein, aber der Druide fürchtete vor allem, daß der Dämonen-Lord von seiner Gefangennahme erfahren und seine sofortige Hinrichtung befehlen würde. Dann verlor das Schwert von Shannara für sie jeden Wert, und es würde ihnen nichts anderes übrigbleiben, als sich auf die Stärke der geteilten Armeen in den drei belagerten Ländern zu verlassen. Kein erfreulicher Gedanke, und Allanon wandte seine Aufmerksamkeit der Umgebung zu. Menion hatte einen kleinen Vorsprung, achtete auf den Weg und die Spuren aller, die hier vorbeigekommen waren. Ihn beschäftigte vor allem das Wetter. Wenn es regnete, würden sie die Fährte nie finden. Selbst wenn ihnen das Wetter günstig gesonnen blieb, würden die plötzlichen Stürme, die über die Streleheim-Ebene bliesen, nicht anders wirken als der Regen. Flick, der als letzter in der Reihe ging, brütete vor sich hin und hoffte gegen jede Erwartung, ein Zeichen von Shea zu finden.
Am Mittag schimmerte die unfruchtbare Ebene unter der sengenden Hitze der weißglühenden Sonne, und die drei Wanderer hielten sich so nah am Waldrand wie möglich, um vom Schatten der hohen Bäume ein wenig zu erhaschen. Allein
Weitere Kostenlose Bücher