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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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barbarischsten Land bestehen müssen, das es in der bekannten Welt gab; seine ältesten, vertrautesten Freunde waren in alle Winde zerstreut, seine einzigen Begleiter ein Trupp von Berg-Trollen, ein Straßenräuber und ein rachsüchtiger, rätselhafter Riese. Keltset war es gewesen, der das Troll-Tribunal dazu bewegen hatte, ihm eine Abteilung von Troll-Kriegern zu unterstellen, nicht so sehr, weil die Trolle wirklich glaubten, der unscheinbare Shea besäße vielleicht die Fähigkeit, den unsterblichen Brona zu vernichten, als vielmehr deshalb, weil Keltset Träger des Schwarzen Irix war, einer Auszeichnung ohnegleichen.
    Die drei Richter hatten auch das Schicksal von Orl Fane verkündet. Die Trolle hatten den kleinen Flüchtling etwa eine Stunde vor dem Auftauchen seiner Verfolger gefasst, und er war unter Bedeckung ins Hauptlager gebracht worden. Das Maturen-Tribunal war schnell zu dem Schluss gelangt, dass der Gnom wahnsinnig sein müsse. Er hatte wirres Zeug gestammelt, von Geheimnissen und Schätzen. Das runzlige, gelbe Gesicht war zu einem grässlichen, starren Grinsen verzerrt gewesen. Meistens schien er ins Blaue hineinzureden, wobei er heftig die nackten Arme und Beine rieb, als hätten sich an ihnen Lebewesen festgesaugt. Die einzige Verbindung zwischen ihm und der Wirklichkeit schien das alte Schwert zu sein, sein alleiniger Besitz, an den er sich so heftig klammerte, dass er ihm nicht zu entreißen gewesen war. Man erlaubte ihm, das wertlose alte Stück Metall zu behalten, und fesselte seine gekrümmten gelben Hände an die verrostete Scheide. Noch vor Ablauf der ersten Stunde war er nach Norden gebracht worden, zu den Verliesen des Dämonen-Lords.
    Die Schlucht wand sich schier endlos zwischen den steilen Felsen dahin und schrumpfte manchmal von einem breiten Weg zu einem Schlitz zwischen den Gesteinsformationen zusammen. Die stämmigen Trolle eilten ohne Rast weiter. Ein paar von ihnen waren hier schon gewesen und führten die anderen mit schnellen Schritten durch die Berge. Eile tat not. Wenn sie zu lange zögerten, würde der Geister-König erfahren, dass Orl Fane und die uralte Waffe, von der er sich nicht trennen wollte, auch nicht für einen Augenblick, in den eigenen Verliesen des Dämonen-Lords untergebracht waren.
    Shea schauderte es angesichts dieser Möglichkeit. Der Geister-König mochte sogar schon informiert sein - vielleicht liefen sie dann ihrer eigenen Hinrichtung entgegen. Auf der langen Reise seit Culhaven schien der Dämonen-Lord über jeden ihrer Schritte vorher bereits unterrichtet gewesen zu sein - jedesmal hatte er sie erwartet. Es war Wahnsinn, dieses furchtbare Risiko einzugehen. Und selbst wenn sie Erfolg haben sollten, selbst wenn Shea wie durch ein Wunder das Schwert von Shannara plötzlich in der Hand hielt… was dann? Shea schüttelte den Kopf. Konnte er dem Dämonen-Lord gegenübertreten, ohne Allanon neben sich zu haben, ohne eine Vorstellung davon, wie die verborgene Macht des legendären Talismans auszulösen war? Niemand würde auch nur ahnen, dass er das Schwert hatte.
    Shea wusste nicht, was die anderen vorhatten, aber er war entschlossen, um sein Leben zu laufen, sollte es ihm gelingen, das Wunderschwert auf irgendeine Weise in die Hände zu bekommen. Alle anderen mochten tun, was sie wollten. Er war überzeugt davon, dass auch Panamon Creel dem Plan zugestimmt hätte, aber seit Antritt der Reise zum Schädelreich hatten die beiden keine zehn Worte mehr miteinander gewechselt. Shea spürte, dass der scharlachrote Dieb zum erstenmal in einem Leben voller Gefahren und Abenteuer Angst hatte. Aber er war mit Keltset und Shea gegangen, weil sie seine einzigen Freunde waren und sein Stolz ihm nichts anderes genehmigte. Sein Grundinstinkt war, zu überleben, aber er ließ nicht zu, dass Schande über ihn kam, auch wenn es ihn das Leben kosten sollte.
    Keltsets Gründe für die Beteiligung an dem gefährlichen Unternehmen waren weniger klare. Shea glaubte zu begreifen, warum der Riesen-Troll darauf bestanden hatte, das Schwert von Shannara zurückzuholen; es war viel mehr als persönliche Rache für die Vernichtung seiner Familie. An Keltset war etwas, das Shea an Balmor erinnerte - eine ruhige Zuversicht, die den Schwächeren Beistand verhieß. Shea hatte sie gespürt, als Keltset angezeigt hatte, dass sie Orl Fane und dem Schwert folgen mussten. Die sanften, intelligenten Augen sagten den Talbewohnern, dass sie an ihn glauben durften, und Shea wusste, dass er seinen

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