Shannara I
Troll-Freund begleiten musste, auch wenn er es nicht vernünftig hätte erklären können. Wenn er sich jetzt zurückzog, nach den langen Wochen der Suche nach dem Schwert von Shannara, verriet er seine Freunde und sich selbst.
Die Felswände an beiden Seiten des Weges traten plötzlich zurück, und die Schlucht öffnete sich auf ein steil abfallendes Tal, das im schroffen Inneren des Schädelreiches wie eine breite Senke wirkte. Die Oberfläche war unfruchtbar und trocken, die Erde übersät mit felsigen Anhöhen und vertrockneten Flussläufen. Die Gruppe blieb stehen, und alle Augenpaare wurden unwillkürlich von dem einzelnen Berg in der Mitte des kleinen Tales angezogen, dessen Südwand sie aus zwei riesigen, leeren Augenhöhlen anstarrte, aus Augenhöhlen eines Totenschädels. Das zernarbte Gesicht wartete in zeitloser Geduld auf das Erscheinen des Meisters. Shea spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten und ein kalter Schauer durch seinen ganzen Körper lief.
Aus den Felsen zu beiden Seiten schlurften missgestaltete, plumpe Erscheinungen, deren riesige Körper mit Gesichtern fast ohne Merkmale so trist waren wie das sterbende Land. Früher einmal mochten sie menschlich gewesen sein, aber nicht länger kam ihnen diese Bezeichnung zu. Sie standen aufrecht auf zwei Beinen, und zwei Arme schwangen nutzlos hin und her, aber damit war es mit der Ähnlichkeit auch schon zu Ende. Ihre Haut hatte die Konsistenz von kreideweißem Kitt und wirkte beinahe gummiartig; sie bewegten sich wie gehirnlose Wesen. Wie Gestalten aus einem furchtbaren Alptraum umringten die seltsamen Wesen die Trolle und starrten leer in ihre Gesichter, als wollten sie prüfen, was für Geschöpfe sich zu ihnen gewagt hatten. Keltset drehte sich zur Seite und sah Panamon Creel an.
»Die Trolle nennen sie Mutens«, flüsterte der Abenteurer. »Nur Ruhe, und vergiss nicht, dass du ein Gefangener bist.«
Eines der missgeformten Wesen sprach schnarrend auf die Trolle ein und deutete kurz auf die gefesselten Männer. Es gab einen Wortwechsel, dann sagte einer der Trolle über die Schulter etwas zu Keltset, der daraufhin Shea und Panamon bedeutete, ihm zu folgen. Die drei Männer lösten sich von der Hauptgruppe. Begleitet von zwei anderen Trollen folgten sie stumm einem der dahintappenden Muten, der sich umdrehte und schwankend auf die Felswand zu ihrer Linken zuging.
Shea schaute kurz um und sah, dass die Trolle sich zu beiden Seiten des Eingangs niederließen, offenbar entschlossen, auf die Rückkehr ihrer Begleiter zu warten. Die anderen Mutens hatten sich nicht bewegt. Shea richtete den Blick wieder nach vorn und sah, dass die Felswand von einem langen Riss gespalten war, der an die hundert Meter hoch hinaufreichte, und dass man durch die Öffnung hineingelangen konnte. Die kleine Gruppe trat in die Felswand, und die Augen mussten sich an die plötzliche Dunkelheit erst gewöhnen. Sie blieben alle stehen, als ihr Führer eine Fackel entzündete und sie geistesabwesend einem der Trolle reichte, bevor er weiterging. Seine eigenen Augen waren an die Dunkelheit wohl gewöhnt.
Sie traten in eine feuchte, übelriechende Höhle, aus der mehrere Tunnel hinausführten. Aus weiter Ferne glaubte Shea schwache, qualvolle Schreie zu hören, die als Echo von den Felswänden widerhallten. Panamon fluchte rau im flackernden Licht, sein breites Gesicht war schweißüberströmt. Der stumme, gedankenlose Muten schlurfte voraus in einen der Gänge, und das schwache Licht aus dem Spalt in der Felsmauer erlosch.
Der laute Widerhall von Stiefeln auf Stein war das einzige Geräusch, als die Männer durch den dunklen Gang schritten. Ihre Augen glitten kurz über die fensterlosen Eisentüren im Gestein zu beiden Seiten des Ganges. Die Schreie klangen immer noch schwach in ihren Ohren, aber sie schienen nun aus größerer Entfernung zu kommen. Aus den Zellen, an denen sie vorbeigingen, drangen keine menschlichen Laute.
Ihr Führer blieb endlich vor einer der schweren Türen stehen, gestikulierte kurz und sprach mit gutturaler Stimme auf die Trolle ein. Er wandte sich ab, um weiterzugehen, und hatte den ersten Schritt getan, als der vorderste Troll seinen mächtigen Streitkolben hob und auf den massigen Schädel des Wesens niedersausen ließ. Der Muten sank leblos zu Boden. Keltset trat an Shea und Panamon heran, um ihnen die Fesseln abzunehmen, während die beiden anderen Trolle wachsam vor der Zellentür standen. Als seine Freunde befreit waren, huschte der
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