Shannara I
geschüttet und angezündet werden. Wenn wir sie nicht aufhalten können, wollen wir ihnen wenigstens die Hölle heiß machen.« Er lächelte grimmig und eilte hinaus. Durin starrte ihm nach und fragte sich, was für ein blindes Schicksal sie zu diesem ungerechten Ende verurteilt hatte. Balinor war der bemerkenswerteste Mann, dem der Elf je begegnet war. Und doch hatte er alles verloren - Familie, Stadt, Heimat, und nun sollte ihm auch noch das Leben genommen werden. Was für eine Welt war das, in der furchtbarstes Unrecht geschehen durfte, in der gute Menschen alles verloren und seelenlose Kreaturen von Bösartigkeit und Hass triumphieren durften? Er war einmal fest davon überzeugt gewesen, dass sie nicht scheitern, dass sie einen Weg finden würden, den fürchterlichen Dämonen-Lord zu vernichten und die vier Länder zu retten, aber mit diesem Traum war es vorbei.
Durin hob müde den Kopf, als mehrere stämmige Maschinisten das Torhaus betraten, um ihre hoffnungslose Arbeit an dem beschädigten Sperrmechanismus aufzunehmen. Der Elf hastete hinaus. Es war Zeit, Dayel zu suchen.
Der Kampf um die Außenmauer war mit äußerster Heftigkeit entbrannt. Trotz des verheerenden Pfeilhagels, von dem die Grenzlegion überschüttet wurde, gelang es den tapferen Verteidigern, gegen die Trolle vorzugehen, die den schweren Rammbock vor dem Tor bedienten. Die restlichen Kessel wurden auf die Mauer über dem Tor geschafft, und man schüttete das Öl auf den Rammbock und die Trolle. Lodernde Fackeln flogen hinunter, und augenblicklich stand die ganze Umgebung wieder in Flammen, während schmierig-schwarze Rauchwolken emporstiegen. Metall schmolz und glühte, und die Trolle wurden nach wenigen Augenblicken schrecklichster Hitze bei lebendigem Leib verbrannt, ihre Panzerung wurde ihnen zum Schmelzofen, aus dem es kein Entrinnen gab. Aber neue Soldaten traten sofort an ihre Stelle, und der mächtige Rammbock traf weiterhin das Tor mit ungeheuren, dröhnenden Stößen, unter denen die riesige Sperrstange sich krümmte und dann brach.
Der graue Himmel wurde schwarz von dem öligen Rauch, der sich über dem brennenden Grasland erhob und die Stadtwälle und ihre Verteidiger in dichten, ätzenden Dunst hüllte. Der Gestank nach Verbranntem legte sich erstickend über Feind und Freund. Verzweifelt bemühten sich beide Seiten, einen Durchbruch zu erzielen, aber der Ausgang des Kampfes blieb unentschieden. Kurze Zeit sah es so aus, als sollte der Tag zu Ende gehen, ohne der einen oder anderen Seite einen entscheidenden Vorteil zu bringen.
Aber endlich brach die Sperrstange ganz auseinander, die Torflügel splitterten, und der riesige Rammbock stieß eine Bresche in das Portal. Die ersten Nordländer strömten auf den Vorplatz, wurden jedoch von Bogenschützen der Legion auf der Innenmauer sofort niedergestreckt. Die Phalanx Messalines, U-förmig dem großen Tor gegenüber aufgestellt, erwartete mit gezückten Speeren und Schilden den Ansturm. Der Rammbock rückte vorwärts, und das Tor öffnete sich noch weiter, dann brach die Vorhut der Nordland-Armee durch die Lücke und warf sich den Speeren der Grenzlegion entgegen. Die Verteidigungslinie schwankte, hielt aber und warf die Angreifer zurück, die verwirrt durcheinander wogten, unter Feuer genommen von den Bogenschützen auf Außen- und Innenmauer. Binnen Sekunden war der Exerzierplatz vor den Kasernen mit toten und verwundeten Nordländern übersät, und die Bresche im Tor war vorübergehend verstopft, so dass die Masse der Invasionstruppen nicht nachrücken konnte.
Durin hatte sich auf der Außenmauer neben dem Torhaus aufgestellt und beobachtete von dort aus, wie der Ansturm des Nordlandes an der Phalanx der Legion zerschellte. Er hatte entdeckt, dass sein Bruder mit Janus Senpre zum Palast gegangen war, und widerstrebend beschlossen, bei Balinor auszuharren, solange es ging. Der Feind fand wieder neuen Schwung; unten auf der Ebene lenkten Maturen die Berg-Troll-Trupps zur Bresche im Stadttor. Die Nordland-Armee unternahm abermals einen mächtigen Versuch, die Südländer ein für allemal zu vernichten. Die Außenmauer wurde wieder aus allen Winkeln bestürmt, als Horden von Gnomen und kleineren Trollen mit Sturmleitern, Seilen und Wurfankern ausschwärmten. Die gelichteten Reihen der Verteidiger auf der Mauer kämpften verzweifelt, um einen Durchbruch zu verhindern, aber es starben zu viele, und die Reserven der Nordland-Armee schienen unerschöpflich zu sein. Aus der Schlacht
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