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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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daß die vier keine Zeit fanden, den Pfad zu verlassen, um in Deckung zu gehen, tauchte aus der Wand von Bäumen ein Trupp Gnome auf. Einen Augenblick lang erstarrten alle und gafften einander perplex an. Beide Seiten brauchten aber nur Sekunden, um zu erkennen, mit wem sie es zu tun hatten. Die vier Männer stellten die Bahren ab und sprangen vor, um sich auf dem Weg nebeneinander aufzustellen. Die Gnome, im ganzen zehn oder zwölf, drängten sich kurz zusammen, dann verschwand einer von ihnen im Wald.
    »Er holt Hilfe«, flüsterte Balinor den anderen zu. »Wenn wir nicht schnell an ihnen vorbeikommen, rückt Verstärkung an, und wir sind erledigt.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als die anderen Gnome einen gellenden Kampfruf ausstießen und gegen die vier anstürmten, mit kurzen, glänzenden Schwertern. Die lautlosen Pfeile von Menion und den Elfen-Brüdern warfen drei Gnome zu Boden, bevor der Rest sich gleich wilden Wölfen auf sie stürzte. Dayel wurde niedergerissen und verschwand unter den Leibern. Balinor hielt stand, als sein riesiges Schwert zwei Gnome nacheinander tötete. Die nächsten Minuten hörte man nur Aufschreie und Keuchen, als der Kampf auf dem schmalen Weg hin- und her wogte. Die Gnome versuchten, unter den langen Armen der Männer wegzutauchen, während die vier Verteidiger bemüht waren, ihre Stellung zwischen den wilden Angreifern und den bewußtlosen Brüdern zu halten. Am Ende lagen alle Gnome tot auf dem blutgetränkten Pfad, ihre Leiber bildeten kleine, traurige Haufen im schwachen Licht der Sterne. Dayel hatte eine ernsthafte Wunde am Brustkorb erlitten, die verbunden werden mußte, und Menion und Durin hatten eine Reihe kleiner Blessuren davongetragen. Balinor war unverletzt; ihn hatte der Kettenpanzer geschützt.
    Die vier nahmen sich nur die Zeit, Dayels Wunde zu versorgen, bevor sie sich wieder die Bahren aufluden und auf dem verlassenen Weg weiterliefen. Sie hatten Anlaß genug, sich noch mehr zu beeilen. Die Gnome würden bald auf ihrer Fährte sein, sobald sie ihre gefallenen Kameraden fanden. Menion versuchte am Stand der Sterne die Stunde zu schätzen und sich auszurechnen, wie lange sie seit Sonnenuntergang unterwegs waren, konnte aber nur vermuten, daß es früher Morgen sein mußte. Er spürte, wie die Erschöpfung sich in seinen schmerzenden Armen und gepeinigten Schultern ausbreitete, während er schnell hinter Balinor herging, der die Führung übernommen hatte. Sie waren alle dem Zusammenbruch nahe, überfordert von dem langen Marsch und von ihren Begegnungen zuerst mit dem Ungeheuer im Wolfsktaag und dann mit den Gnomen. Auf den Füßen hielten sie sich im Grunde nur noch, weil sie wußten, was den Brüdern gewiß war, wenn der Marsch nicht fortgesetzt wurde. Trotzdem brach dreißig Minuten nach dem kurzen Kampf mit der Gnomen-Nachhut Dayel infolge Blutverlusts und Erschöpfung mitten auf dem Weg zusammen. Die anderen brauchten mehrere Minuten, um ihn wieder zu sich zu bringen und auf die Beine zu stellen. Und danach ging es nur noch langsam vorwärts.
    Balinor mußte bald Halt gebieten, um ihnen eine unaufschiebbare Rast zu gewähren. Sie lagen erschöpft am Weg und lauschten bedrückt dem zunehmenden Lärm ringsum. Seit ihrer Begegnung auf dem Pfad hatte das Schreien, vermischt mit Trommelschlägen, wieder eingesetzt. Anscheinend waren die Gnome nun schon über ihre Anwesenheit informiert und hatten eine große Anzahl von Jagdkommandos eingesetzt. Es klang, als sei der ganze Anar belebt von wütenden Gnomen, die durch die Wälder hetzten, um den Feind zu finden, der am Paß entwischt war und zehn oder elf ihrer Leute getötet hatte. Menion sah müde auf die jungen Talbewohner, deren Gesichter kalkweiß und schweißüberströmt waren. Er konnte sie leise stöhnen hören, sah, wie ihre Glieder sich verkrampften, während das Gift unbarmherzig durch ihre Adern strömte. Er sah sie an und hatte plötzlich das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben, als sie ihn am nötigsten brauchten; nun würden sie den Preis für sein Versagen bezahlen müssen. Er wurde zornig, wenn er an die unsinnige Idee der Reise nach Paranor dachte, um das Überbleibsel aus einer anderen Zeit holen zu wollen, auf die vage Aussicht hin, sich oder irgend jemand anderen vor einem Wesen wie dem Dämonen-Lord zu retten. Aber er wußte auch, während er das dachte, daß es falsch war, nun etwas in Zweifel zu ziehen, was sie von Anfang an für nicht mehr als eine entfernte Möglichkeit gehalten

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