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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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für den Mann, der zurückbleibt, um sich zu zeigen«, meinte Menion schließlich. »Wer bekommt den Selbstmordauftrag?«
    »Es war mein Plan«, sagte Balinor, »also ist es auch meine Sache, zurückzubleiben und die Gnome in das Wolfsktaag-Gebirge zu locken, bis ich einen Haken schlagen und mich mit euch am Rand des Anar wieder treffen kann.«
    »Ihr müßt toll sein, wenn Ihr glaubt, ich lasse zu, daß Ihr hierbleibt und den ganzen Ruhm einheimst«, sagte Menion. »Wenn ich den Schuß abgebe, bleibe ich auch zum Applaus, und wenn ich verfehle…« Er verstummte und zuckte die Achseln, dann schlug er Durin auf die Schulter, während die anderen ihn ungläubig anstarrten. Balinor wollte etwas einwenden, aber Höndel trat vor und schüttelte den Kopf.
    »Der Plan ist nicht schlecht, aber wir wissen alle, daß der Mann, der zurückbleibt, ein paar tausend Gnome auf den Fersen haben wird. Es muß also ein Mann sein, der die Gnome kennt, ihre Methoden, wie man sich gegen sie verteidigt und überlebt. In diesem Fall ist das ein Zwerg, der die Kampferfahrung eines Lebens besitzt. Also ich. Außerdem habe ich euch schon erzählt, wie wild die hinter mir her sind. Sie werden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mich nach einer solchen Tat zu hetzen.«
    »Und ich habe gesagt, daß es meine Pflicht ist…«, begann Menion wieder.
    »Höndel hat recht«, unterbrach ihn Balinor endgültig. »Die Wahl ist getroffen, und wir halten uns daran. Höndel besitzt die besten Aussichten zu überleben.«
    Er wandte sich dem stämmigen Zwerg zu und drückte ihm die Hand, dann wandte Höndel sich ab und trabte den Weg hinauf. Die anderen sahen ihm nach, aber nach wenigen Sekunden war er verschwunden. Das Dröhnen der Trommeln und der Gesang der Gnome tönten durch die Nacht.
    »Verbindet den Brüdern den Mund, damit sie nicht schreien können.« befahl Balinor. Als Menion sich nicht rührte, sondern wie angewurzelt an seinem Platz stand und immer noch in die Richtung starrte, wo Höndel verschwunden war, wandte Balinor sich an ihn und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Sorgt dafür, daß Euer Schuß das Opfer möglich macht, das er für uns alle bringen will.«
    Man band die noch immer unruhigen Leiber der beiden Brüder fester auf die Bahren und dämpfte die leisen Schreie durch Knebel. Die vier Männer machten sich auf den Weg, verließen den Schutz der Bäume und gingen auf den Jade-Paß zu. Vor ihnen loderten die Lagerfeuer der Gnome und erhellten die Nacht mit gelben und orangeroten Flammen. Die Trommeln dröhnten einen beharrlichen Rhythmus und wurden ohrenbetäubend laut, als die kleine Kolonne ihnen näherrückte. Der Gesang schwoll an, bis man den Eindruck hatte, die ganze Gnomen-Nation habe sich versammelt. Das Ganze wirkte unheimlich und unwirklich, als hätten sie sich in dieser primitiven Welt verirrt, indem Sterbliche und Geister gleichzeitig durch Alpträume wanderten, Rituale vollführend, die keinem sinnvollen Zweck zu dienen schienen. Die Wände der schroffen Felsen ragten auf beiden Seiten hoch in den Nachthimmel, distanzierte, aber riesige Eindringlinge in die Szene am hohen Zugang zum Jade-Paß. Das Gestein schimmerte in reichen Farben - Rot, Orange und Gelb verschmolzen mit einem dunklen Grün, das im Feuerschein tanzte und flackerte.
    Schließlich standen die Männer im Paß selbst, gerade außerhalb der Sichtweite der singenden Gnomen. Auf beiden Seiten stiegen die Hänge steil an, wobei die Nordseite wenig oder keinen Schutz bot, während sich auf der südlichen kleine Bäume und Büsche dicht drängten. Balinor bedeutete den anderen, auf dieser Seite hinaufzusteigen. Er selbst übernahm die Führung, suchte den sichersten Weg und schlich vorsichtig zu den kleinen Bäumen hinauf, die weiter oben wuchsen. Sie brauchten einige Zeit, um die Deckung der Bäume zu erreichen, und Balinor schaute sich immer wieder um. Menion konnte durch Lücken zwischen Bäumen und Sträuchern Blicke auf die unter ihnen lodernden Feuer werfen, deren helle Flammen von Hunderten kleiner, verkrümmter Gestalten fast verdeckt waren; diese bewegten sich rhythmisch im Licht und sangen monoton weiter. Menions Mund wurde trocken, als er sich vorstellte, was mit ihnen geschehen würde, wenn man sie entdeckte, und er dachte bedrückt an Höndel, um dessen Leben er fürchtete. Strauchwerk und Bäume wurden dünner, und die vier schlichen langsam weiter, immer wieder zögernd, während Balinor auf die Gnome hinunterstarrte.

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