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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Zeit, so erschöpft waren sie. Die Nacht verging langsam, und endlich tauchten am östlichen Horizont die ersten hellen Streifen auf, aber sie hatten ihr Ziel noch immer nicht erreicht. Eine Stunde später sahen sie endlich das Licht von Nachtfeuern im Stor-Dorf, deren Widerschein auf den Bäumen tanzte. Bald standen sie im Ort, umgeben von geisterhaften Stors, alle in Weiß, die mit traurigen Augen die Männer anstarrten und sie in eines der niedrigen Gebäude führten.
    Dort sanken die Erschöpften wortlos auf weiche Betten, zu müde, um sich noch zu waschen oder auch nur auszuziehen. Binnen Sekunden schliefen alle bis auf Menion Leah, der sich noch gegen den Schlaf zu wehren vermochte, um im Raum nach Allanon zu suchen. Als er ihn nicht fand, stand er mühsam auf und wankte zur Tür, die, wie er sich dunkel erinnerte, in einen zweiten Raum führte. Er lehnte sich dagegen und preßte das Ohr an den Spalt neben dem Türstock, um das Gespräch zwischen dem Historiker und den Stors zu belauschen. Halb im Schlaf hörte er Satzfetzen, die sich mit Shea und Flick befaßten. Die Gnome waren der Meinung, daß die Brüder sich bald erholen würden. Dann ging plötzlich eine andere Tür, mehrere Leute kamen herein und berichteten Allanon Schreckliches.
    »Was habt ihr entdeckt?« fragte er sie. »Ist es so schlimm, wie wir befürchtet haben?«
    »Sie haben im Gebirge jemanden gefangen«, antwortete einer bedrückt. »Wir konnten nicht ermitteln, wer es war. Auf alle Fälle haben sie ihn in Stücke gerissen.«
    Höndel! Betäubt richtete sich der Hochländer auf und taumelte zu seinem Bett zurück; er konnte nicht glauben, richtig gehört zu haben. Eine völlige Leere entstand in seinem Inneren, und hilfloser Zorn trieb ihm Tränen in die Augen, bis er endlich einschlief.

Kapitel 13
    Als Shea endlich die Augen öffnete, war es Spätnachmittag des nächsten Tages. Er lag bequem in einem herrlichen Bett, auf sauberen Kissen, und trug ein langes, weißes Hemd. Neben ihm lag Flick, noch im Schlaf, mit einem Gesicht, das nicht mehr fahl und eingefallen war, sondern schon wieder frisch und friedlich. Sie befanden sich in einem kleinen weißgestrichenen Raum, an dessen Decke sich dicke Balken entlangzogen. Durch die Fenster konnte Shea die Bäume des Anar und den schimmernd blauen Himmel sehen. Er wußte nicht, wie lange er bewußtlos gewesen oder was geschehen war in der Zeit, in der man ihn hierher gebracht hatte, aber er war gewiß, daß das Wesen im Wolfsktaag-Gebirge ihn beinahe getötet hatte und daß Flick und er ihr Leben den Begleitern ihrer Reise verdankten. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Tür, die plötzlich aufging. Menion Leah schaute besorgt herein.
    »Nun, alter Freund, ich sehe, daß du wieder in die Welt der Lebenden zurückgekehrt bist.« Menion lächelte, als er ans Bett trat. »Du hast uns ganz schön in Angst versetzt, weißt du das?«
    »Wir haben es aber geschafft, nicht wahr?« Shea grinste fröhlich.
    Menion nickte kurz und wandte sich Flick zu, der sich unter seiner Decke zu regen begann. Flick öffnete langsam die Augen und blickte in das fröhliche Gesicht Menions.
    »Ich wußte doch, es war zu schön, um wahr zu sein«, stöhnte er. »Selbst als Toter kann ich ihm nicht entkommen. Das muß ein Fluch sein.«
    »Auch der alte Flick hat sich wieder ganz gut erholt«, sagte Menion lachend. »Hoffentlich weiß er die Mühe zu schätzen, die es gekostet hat, sein Gewicht bis hierher zu schleppen.«
    »An dem Tag, wo du ehrliche Arbeit leistest, werde ich das große Staunen kriegen«, murmelte Flick schläfrig. Er sah zu seinem Bruder hinüber und erwiderte dessen Lächeln.
    »Wo sind wir eigentlich?« fragte Shea neugierig und setzte sich mühsam auf. Er fühlte sich doch noch sehr schwach. »Wie lange bin ich ohne Bewußtsein gewesen?«
    Menion setzte sich auf die Bettkante und schilderte den ganzen Verlauf ihres Marsches nach der Begegnung mit dem Ungeheuer. Bei dem Bericht von Höndels Opfer für die Gruppe geriet er ein wenig ins Stocken. Mit entsetzten Gesichtern hörten die Brüder vom grausigen Tod des tapferen Zwergs durch die Hand der gereizten Gnome. Menion führte die Erzählung schnell zu Ende und erzählte, wie sie durch den Anar gelaufen waren, bis Allanon sie gefunden hatte.
    »Das Land hier heißt Storlock«, schloß er. »Die Bewohner sind Gnome, die sich der Heilung von Kranken und Verletzten widmen. Wirklich erstaunlich, was sie zu leisten vermögen. Sie besitzen eine Salbe, mit

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