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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Die anderen sahen den beiden nach, bis sie verschwunden waren. Shea bemerkte erstmals, daß es fast dunkel geworden war. Augenblicke lang regte sich niemand, dann standen sie langsam auf und kehrten in den friedlichen Ort zurück, um bis Mitternacht zu schlafen.
    Shea kam es vor, als sei er eben eingeschlafen, als er eine kräftige Hand an seiner Schulter spürte, die ihn wachrüttelte. Das Licht einer Fackel flackerte im dunklen Zimmer, und er kniff die Augen zusammen. Durch den Nebel des Halbschlafs sah er das entschlossene Gesicht Menion Leahs, dessen Augen ihm verrieten, daß die Zeit für den Aufbruch gekommen war. Er stand in der kalten Nachtluft schwankend auf und zögerte kurz, bevor er sich anzog. Flick war schon wach und halb angezogen. Sein ruhiges Gesicht verbreitete Zuversicht. Shea fühlte wieder Kraft, so viel Kraft, daß er den langen Marsch durch die Rabb-Ebenen zu den Drachenzähnen und weiter durchhalten zu können glaubte.
    Minuten später gingen die drei Männer durch das schlafende Stor-Dorf, um sich mit den anderen zu treffen. Die dunklen Häuser waren schwarze, geduckte Gebilde im schwachen Licht eines Nachthimmels, der überzogen war von einer dicken, sich träge dahinbewegenden Wolkendecke. Es war eine gute Nacht, geeignet, um im offenen Gelände zu marschieren, und Shea fühlte sich beruhigt von dem Gedanken, daß Abgesandte des Dämonen-Lords es schwer haben würden, sie zu finden. Alles schien zu ihren Gunsten zu stehen.
    Als sie die Westgrenze von Storlock erreichten, stießen sie auf die anderen, nur Allanon fehlte. Durin und Dayel wirkten in der Dunkelheit wie formlose Schatten, während sie schweigend auf und ab gingen und auf die Nachtgeräusche lauschten. Shea kam an ihnen vorbei und wunderte sich wieder über ihre Elfen-Züge, die seltsamen spitzen Ohren und die dünnen, steil aufsteigenden Brauen. Er fragte sich, ob ihn andere Menschen auch so betrachteten wie er die Elfen-Brüder? Waren sie wirklich andere Wesen? Er dachte wieder über die Geschichte der Elfen nach, die Allanon einmal als bemerkenswert bezeichnet, aber nicht weiter geschildert hatte. Ihre Geschichte war seine eigene; er wußte jetzt, was er immer vermutet hatte. Er wollte noch mehr darüber erfahren, vielleicht nur, um sein eigenes Erbe und die Geschichte des Schwertes von Shannara besser zu verstehen.
    Er blickte hinüber zur hochgewachsenen, breitschultrigen Gestalt Balinors, der wie eine Statue im Dunkeln stand. Balinor war im Grunde das Zuverlässigste und Beruhigendste an der ganzen Unternehmung. Selbst Allanon vermochte nicht soviel Zutrauen zu erzeugen wie der Prinz von Callahorn, auch wenn Shea ahnte, daß der Historiker mehr Macht besaß. Vielleicht wußte Allanon, was Balinor in den anderen bewirkte, und hatte ihn deshalb mitgenommen.
    »Gewiß, Shea.« Die leise Stimme ertönte so nah an seinem Ohr, daß der Talbewohner heftig zusammenzuckte. Der schwarze Wanderer glitt an ihm vorbei und winkte die anderen zu sich. »Wir müssen die Nacht nützen. Bleibt zusammen und achtet auf die vorangehenden. Nicht sprechen.«
    Ohne weitere Anweisungen führte der schwarze Riese sie auf einem schmalen Pfad, der von Storlock direkt nach Westen führte, in die Anar-Wälder. Shea reihte sich hinter Menion ein, das Herz klopfte ihm noch im Hals von dem Schrecken, den er erlitten hatte; er dachte bestürzt über die Begegnungen mit dem seltsamen Mann nach und fragte sich, ob nicht doch zutraf, was er immer schon geargwöhnt hatte. Auf jeden Fall wollte er seine Gedanken für sich behalten, so schwer das auch sein mochte.
    Die Gruppe erreichte den Westrand der Anar-Wälder und die Rabb-Ebenen früher, als Shea erwartet hatte. Trotz der Schwärze des Nachthimmels spürten die Talbewohner die Gegenwart der Drachenzähne, die in der Ferne aufragten; wortlos sahen sie einander kurz an und starrten wieder in die Dunkelheit. Allanon führte sie ohne Rast und mit schneller Gangart durch die offene Ebene. Das Rabb-Land war völlig flach und gänzlich frei von natürlichen Hindernissen und sichtbarem Leben. Das einzige Wachstum waren kleine Bäume und vereinzelte Büsche, die aber nackt und skelettartig wirkten. Der Boden war hartgepreßte Erde, an manchen Stellen so trocken, daß sie von Rissen durchzogen war. Nichts regte sich rund um die Wanderer, als sie stumm dahinschritten, Augen und Ohren angestrengt und wachsam offenhaltend. An einem Punkt, nachdem sie schon fast drei Stunden durch die Rabb-Ebenen marschiert waren,

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