Shannara I
Drachen gerichtet, und nur Menion sah, wovon die anderen brüllten. Er winkte sie mit heftigen Bewegungen zur Öffnung. Dayel und Shea hoben Flick auf und trugen ihn in den Tunnel. Durin wollte ihnen folgen, zögerte jedoch, als er den bewußtlosen Höndel unter der Geröllawine sah. Er kehrte um, rannte zu ihm hin, packte den schlaffen Arm des Zwerges und versuchte vergeblich, ihn unter dem Gestein herauszuziehen.
»Hinaus!« brüllte Allanon, der den Elf plötzlich bemerkte.
Der Drache nützte diesen Augenblick, um zurückzuschlagen. Mit einem gewaltigen Hieb seines Krallenarmes wischte er Balinor beiseite und schleuderte ihn an die Höhlenwand. Menion sprang auf das Ungeheuer zu, aber der Prinz von Leah wurde umgeworfen und war nicht mehr zu sehen. Der Drache, von seinen Wunden immer noch gepeinigt, hatte nichts anderes im Sinn, als die hochgewachsene Gestalt im schwarzen Gewand zu erreichen und zu zerquetschen. Das Untier hatte noch eine Waffe in Reserve und setzte sie nun ein. Die giftgeifernden Kiefer klafften weit beim Anblick der einsam und verloren wirkenden Gestalt, und mächtige Flammen fauchten hinaus und hüllten den Druiden völlig ein. Durin, der von seinem Platz aus alles verfolgen konnte, ächzte vor Entsetzen. Shea und Dayel, die gleich hinter dem Eingang zum Fluchttunnel standen, waren vor Schrecken keines Gedankens mehr fähig, als sie Allanon von den Flammen umzüngelt sahen. Aber eine Sekunde später erloschen sie, und Allanon stand unberührt vor den entgeisterten Beobachtern. Seine Hände hoben sich, die blauen Flammenblitze zuckten aus den ausgestreckten Fingern, trafen den Drachenschädel mit ungeheurer Kraft und schleuderten den schuppigen Körper wieder zurück. Dampf stieg in großen Wolken aus dem aufgepeitschten Wasser und vermischte sich mit Staub und Rauch des Kampfes zu einem dichten Nebel, der alles zu verhüllen begann.
Dann tauchte Balinor aus dem Dunst neben Durin auf, die Kleidung zerrissen und zerfetzt, den schimmernden Kettenpanzer verkratzt, das Gesicht von Schweiß und Blut gezeichnet. Gemeinsam zogen sie Höndel unter dem Geröll hervor. Der Prinz von Callahorn hob die schlaffe Gestalt auf seine Schulter und winkte Durin vor sich in den Gang, wo Dayel und Shea mit dem bewußtlosen Flick warteten. Balinor befahl ihnen, den Ohnmächtigen aufzuheben, und ohne sich zu vergewissern, ob sie es taten, verschwand er im dunklen Korridor, Höndel auf der Schulter, das große Breitschwert in der freien Hand. Die Elfenbrüder gehorchten sofort, aber Shea zögerte und hielt sorgenvoll Ausschau nach Menion. Die große Höhle sah verwüstet aus, die langen Reihen von Stalaktiten waren zerschmettert, die Ufergänge bedeckt von Geröll und alles verhüllt von Staub und Dampf. Auf der einen Seite der Kaverne konnte man den Riesenleib des Drachen noch erkennen, der sich in Zuckungen an der Wand hin- und her warf, eine Masse von Schuppen und Blut. Weder Menion noch Allanon waren zu sehen. Doch dann tauchten sie aus dem dichten Dunst auf, Menion leicht hinkend, aber den Bogen und das Schwert von Leah fest umklammernd, Allanons schwarze Gestalt zerrauft, mit Staub und Asche bedeckt. Wortlos winkte der Druide den Talbewohner weiter, und gemeinsam stolperten die drei durch die halb blockierte Öffnung.
Was danach geschah, lief in der Erinnerung aller nur nebelhaft ab. Betäubt eilten die erschöpften Männer durch den Tunnel, die beiden verwundeten und bewußtlosen Kameraden mitschleppend. Die Zeit dehnte sich qualvoll, aber dann, ganz plötzlich, standen sie im Freien, blinzelten im grellen Licht der Nachmittagssonne, am Rand einer gefährlich steilen Felswand. Rechts von ihnen wand sich die Drachenfalte hinab zum offenen Hügelland. Plötzlich begann der ganze Berg drohend zu grollen und unter ihren Füßen in kurzen Stößen zu erzittern. Mit einem scharfen Befehl trieb Allanon sie den engen Pfad hinunter. Balinor übernahm die Führung, immer noch Höndel auf der Schulter, dahinter Menion Leah. Durin und Dayel folgten ihnen, Flick schleppend. Dahinter kamen Shea und schließlich Allanon. Das unheimliche Grollen im Inneren des Berges hielt an. Langsam stieg die kleine Gruppe den schmalen Weg hinab. Er schlängelte sich zwischen überhängenden Felsen und an plötzlichen Abstürzen uneben dahin, und die Männer mußten sich in regelmäßigen Abständen an die Felswand pressen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und hundert Meter tief in den Abgrund zu stürzen. Die Drachenfalte trug
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