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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihren Namen zu Recht. Die ständigen Biegungen und Haken des Weges verlangten konzentrierte Aufmerksamkeit und Vorsicht, und die immer wieder auftretenden Erdstöße erschwerten die Aufgabe nur noch mehr.
    Sie waren nur ein kurzes Stück auf dem gefährlichen Pfad vorangekommen, als ein neues Geräusch hörbar wurde, ein tiefes Brausen, das bald das Grollen des Berges übertönte. Shea, mit Allanon am Ende des Zuges, vermochte die Quelle des Geräusches nicht auszumachen, bis er sie fast erreicht hatte. Er ging um eine Felskante herum, die ihn auf einen nordwärts gerichteten Sims führte, und entdeckte einen riesigen Wasserfall. Tonnen schäumenden Wassers stürzten mit ohrenbetäubendem Brüllen in einen breiten Fluß hinab, der zwischen den Bergketten dahinrauschte und mit einer Reihe von Stromschnellen östlich zu den Rabb-Ebenen führte. Der gewaltige Fluß fegte unmittelbar unter dem Sims vorbei, auf dem er stand, und das schäumende Wasser klatschte und brodelte an die Bergwände. Shea warf noch einen letzten Blick darauf und hastete dann auf Allanons Anweisung den Weg hinab. Die anderen hatten schon einen Vorsprung erzielt und waren für den Augenblick nicht zu sehen.
    Shea war etwa dreißig Meter weit gekommen, als ein plötzlicher Erdstoß, heftiger als die anderen, den Berg bis ins Mark erschütterte. Ohne Vorwarnung brach das Wegstück, auf dem er stand, ab und glitt den Hang hinab, den hilflosen Talbewohner mitreißend. Er stieß einen Entsetzensschrei aus und versuchte, sich abzufangen, als er sich auf einen steilen Überhang zurutschen sah, der scharf zum tobenden Fluß im Talboden abstürzte. Allanon sprang vor, als Shea in einer Wolke von Staub und Gestein zu dem tödlichen Überhang hinabfegte.
    »Pack irgend etwas!« schrie der Druide. »Halt dich fest!« Shea griff vergebens hinaus, versuchte sich in die Felswand zu krallen und bekam im letzten Augenblick, am Abgrund, einen Felsvorsprung zu fassen. Er lag flach an der fast vertikalen Stelle und wagte nicht, hinaufzuklettern. Seine Arme drohten den Dienst zu versagen.
    »Festhalten, Shea!« rief Allanon. »Ich hole ein Seil! Nicht bewegen!«
    Allanon rief die anderen, aber ob sie hätten helfen können, erfuhr Shea nie. Als der Druide um Hilfe schrie, erschütterte ein neuerlicher Stoß den Berg und riß den unglücklichen Talbewohner von seinem dürftigen Halt los und ließ ihn hinausschießen über den Überhang, bevor er auch nur daran denken konnte, sich irgendwo festzuhalten. Mit wild rudernden Armen und Beinen stürzte er kopfüber in das reißende Wasser des Flusses. Allanon sah hilflos zu, als Shea mit enormer Wucht aufschlug, an die Oberfläche kam und davongerissen wurde nach Osten, der Ebene entgegen, umhergeschleudert im brodelnden Strom wie ein kleiner Korken, bis er dem Blick entschwand.

Kapitel 15
    Flick Ohmsford stand regungslos am Fuß der Drachenzähne und starrte ins Leere. Die verblassenden Strahlen der Spätnachmittagssonne überzogen seine stämmige Gestalt mit einem schwachen Schimmer und warfen seinen Schatten auf das abkühlende Gestein des Riesenberges in seinem Rücken. Er lauschte einen Augenblick den Geräuschen ringsum, den gedämpften Stimmen von anderen aus der Gruppe nahebei, dem Gezwitscher der Vögel vorne im Wald. In seinem Inneren hörte er für einen Augenblick Sheas entschlossene Stimme, und er erinnerte sich an den großen Mut seines Bruders angesichts der tausendfachen Gefahren, die sie gemeinsam bestanden hatten. Nun war Shea fort, wahrscheinlich tot, fortgerissen von dem unbekannten Strom zu der Ebene auf der anderen Seite des Gebirges, das zu überwinden sie solche Anstrengungen auf sich genommen. Er rieb sich vorsichtig den Kopf, spürte die Beule und den dumpfen Schmerz vom Schlag des Steinbrockens, der ihn getroffen hatte, so daß er nicht fähig gewesen war, seinem Bruder zu helfen, gerade als dieser ihn am nötigsten gebraucht hätte. Sie waren bereit gewesen, sich dem Tod durch die Schädelträger zu stellen, bereit, durch die Schwerter der umherziehenden Gnome zu sterben, bereit sogar, sich den Schrecknissen der Halle der Könige auszuliefern. Aber daß alles ein Ende finden sollte durch eine Laune der Natur an einem schmalen Felssims, als sie der Gefahr schon entronnen zu sein schienen, war unerträglich. Flick spürte solch ätzenden Schmerz in sich, daß er seine Bitterkeit am liebsten laut hinausgeschrien hätte. Aber selbst jetzt konnte er das nicht. Sein Inneres verkrampfte sich gegen die

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