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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Nebelwand hinter ihnen, und das Land versank hinter ihr. Regen schlug ihnen in die Gesichter, während sie vorwärtsschritten, und Windböen rissen an ihren Kleidern. Dann lichtete sich unversehens der Nebel, und sie sahen, daß die Brücke keine dreißig Schritte entfernt im See versank. Jenseits hob sich ein massiger Erdhaufen aus dem Wasser, der mit Steinen und wuchernden Pflanzen bedeckt war. Das andere Ufer des Sees war nicht zu sehen. Sie waren in eine Sackgasse geraten.
    Crispin wollte ein Stück vorauseilen, um zu erkunden, was sich jenseits des gewaltigen Erdhaufens befand, doch Katsin hob abwehrend die Hand. Er warf rasch einen Blick nach hinten zu den anderen und legte mahnend einen Finger auf die Lippen. Dann wies er auf den Erdhaufen, machte Crispin auf einen langgezogenen Kamm aufmerksam, der sich leicht gewölbt zum Wasser hinunterschwang. Ganz vorn stieg aus zwei kleinen Löchern, die unmittelbar über dem Wasserspiegel lagen, Dampf in die Luft auf.
    Atemlöcher!
    Wortlos winkte Crispin sie zurück. Er hatte nicht die Absicht, das Ding, das da draußen im Wasser schlief, zu stören.
    Doch es war zu spät. Das Geschöpf hatte sie gewittert. Urplötzlich hob sich sein massiger Leib aus dem See und überschüttete sie mit stinkendem brackigen Wasser. Mit einem lauten Schnauben öffnete es die gelben Augen, die bis dahin unter Seerosenblättern verborgen gewesen waren. Zuckende Fühler tasteten von dem schlammstarrenden Leib in die Luft, und ein breites, flaches Maul wandte sich ihnen mit weit geöffnetem Rachen zu. Einen Moment lang hing es über dem See, dann sank es unter das Wasser und war verschwunden.
    Wil Ohmsford erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf das massige Ungeheuer. Dann packte er Amberles Hand und zog das Elfenmädchen hinter sich her, während er hinter Ped und Cormac durch den Nebel hetzte. Hinter sich hörte er das Keuchen von Katsin, Dilph und Crispin und riskierte einen hastigen Blick zurück, um zu sehen, ob das Ungeheuer sie verfolgte. Genau in diesem Moment verfing sich sein Fuß in einer losen Wurzel, und er stürzte zu Boden.
    Der Sturz, bei dem er Amberle mit sich zog, rettete ihnen das Leben. Aus dem wallenden Nebel nämlich stieß jetzt das gewaltige Ungeheuer empor und schob sein weit aufgerissenes Maul über die schmale Brücke wie einen Kescher. Angstschreie kamen von Ped und Cormac, als das Monstrum sie packte und in den See riß. Der massige Leib sank erneut ins Wasser und verschwand.
    Wil war wie versteinert vor Entsetzen, während er dort, wo das Ungeheuer verschwunden war, in den Nebel spähte. Dann sprang Crispin zu ihnen hin, zog Amberle hoch und schwang sie sich über die Schulter, um mit ihr das sichere Ufer zu erreichen. Katsin hievte Wil über seine Schulter, ehe der noch ans Aufstehen dachte, und jagte Crispin nach. Dilph folgte als letzter mit gezogenem Schwert.
    Sekunden später stolperten sie durch Dickicht und Gestrüpp und ließen sich schließlich weit vom Ufer entfernt auf die schlammige Erde niederfallen. Keuchend vor Anstrengung lauschten sie. Aber sie vernahmen nichts. Sie wurden nicht verfolgt. Das Ungeheuer hatte sich zurückgezogen.
    Doch jetzt waren ihrer nur noch fünf.

Kapitel 24
    Mit zarten Schleiern grauen Zwielichts glitt die Nacht über das Westland, und der kühle Hauch des Abends ließ sich in den Wäldern nieder. Die Wolken, die beinahe sieben Tage lang den sommerlichen Himmel verhüllt hatten, öffneten sich, so daß im verblassenden Sonnenlicht schmale Streifen von Blau aufleuchteten. Im Westen färbte sich der Horizont zu einem glühenden Scharlachrot, und der Widerschein des strahlenden Lichts fiel sanft über die regennassen Wälder.
    Aus den Nebelschleiern, die das Wirrnismoor verdunkelten, tauchten jene fünf auf, die von dem kleinen Trupp, der in Arborlon aufgebrochen war, noch übrig waren. Wie verlorene Seelen, die der Unterwelt entkommen sind, glitten sie ins Licht. Abgespannt und erschöpft waren sie, ihre Gesichter und Hände voller Schwielen und Kratzer, ihre Kleider schmutzverkrustet und zerfetzt. Sie sahen aus wie zerlumpte Bettler. Nur ihre Waffen verrieten, daß sie etwas anderes waren. Schwerfällig stapften sie durch den letzten schlammigen Graben, an den letzten dornigen Büschen vorüber, kletterten mühsam zu einer kleinen Anhöhe hinauf und machten schließlich schweratmend vor den Zwillingstürmen des Pykon halt.
    Es war ein ehrfurchtgebietender, großartiger Anblick. Zu beiden Seiten des breiten Mermidon, der

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