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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gebracht haben sollte, doch es war ihm gelungen, soviel stand fest. Man hatte über den geplanten Aufenthalt im Drey-Wald gesprochen; daher der Raffer. Aber man hatte auch vom Wildewald gesprochen, und das hieß, daß die Dämonen genau wußten, wohin Wil und Amberle vom Drey-Wald aus zu reisen gedachten; und wenn die Dämonen das wußten, dann konnte die kleine Truppe noch so geheime Wege wählen und noch so schlaue Täuschungsmanöver anwenden, um die Verfolger abzuschütteln, sie würden im Wildewald doch von den Dämonen erwartet werden.
    Diese Vorstellung quälte Wil Ohmsford den ganzen Tag über, während die kleine Truppe beherzt durch die sumpfigen Niederungen des Moors marschierte. Dorniges Gestrüpp zerrte bei jedem Schritt an ihren Kleidern, weiße Nebel umhüllten sie mit Kälte und Feuchtigkeit, die ihnen in alle Glieder kroch, Schlamm und brackiges Wasser sickerten durch die Nähte ihrer Stiefel und raubten ihnen mit ihrem üblen Geruch den Atem. Sie marschierten einzeln, wechselten kaum ein Wort miteinander, während sie scharf durch dünnen Sprühregen und wogenden Nebel spähten, die das ganze Land mit einem eintönigen grauen Vorhang verschleierten.
    Als die Nacht hereinbrach, waren sie todmüde und erschöpft. Im Schutz einiger dürrer Büsche am Fuß eines niedrigen Hügels schlugen sie ihr Lager auf. Ein Feuer zu machen, wäre zu gefährlich gewesen; sie wickelten sich deshalb fest in Decken, die klamm waren von der Kälte und Feuchtigkeit des Moors.
    Die Elfen-Jäger hatten ihr Mahl rasch beendet und teilten nun die Nachtwachen ein. Wil hatte eben den letzten Bissen Dörrfleisch mit einem Schluck Wasser hinuntergespült, als Amberle zu ihm kam und sich neben ihn niedersetzte. Ihr kindliches Gesicht blickte aus den Falten der Decke zu ihm auf, die sie sich über den Kopf gezogen hatte. Ein paar lockige Strähnen ihres kastanienbraunen Haares fielen ihr in die Augen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte er.
    »Es geht mir gut.« Sie sah aus wie ein Kind, das nicht weiß, wohin es gehört. »Aber ich muß unbedingt mit dir reden.«
    »Ja?«
    »Ich hab’ den ganzen Tag über etwas nachgedacht.«
    Er nickte stumm.
    »Der Raffer hat uns im Drey-Wald erwartet«, sagte sie leise. »Ist dir klar, was das heißt?«
    Er antwortete nicht. Er wußte, was sie als nächstes fragen würde. Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    »Das bedeutet, daß er von unserem Kommen wußte.« Sie sprach aus, was ihm durch den Kopf gegangen war. »Wie ist das nur möglich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es war eben so.«
    Es war die falsche Antwort, und er wußte es. Röte schoß ihr ins Gesicht.
    »So, wie uns die Dämonen eben in Havenstead fanden? So, wie sie Allanon eben in Paranor fanden? So, wie sie uns eben überall zu finden scheinen, wo wir gerade sind?« Ihre Stimme blieb gesenkt, doch Zorn schwang unverkennbar mit. »Sag mal, wofür hältst du mich eigentlich, Wil?«
    Es war das erstemal, daß sie ihn bei seinem Vornamen nannte, und das überraschte ihn so, daß er sie für eine Weile nur stumm anstarrte. Gekränktheit und Argwohn spiegelten sich in ihren Augen, und er sah, daß er ihr entweder verraten mußte, was Allanon vor ihr hatte verheimlichen wollen, oder daß er ihr ein Märchen auftischen mußte. Die Entscheidung war leicht getroffen. Er berichtete ihr von dem Spion. Als er geendet hatte, schüttelte sie verstimmt den Kopf.
    »Du hättest mir das viel früher erzählen sollen.«
    »Allanon bat mich, es nicht zu tun«, erklärte er. »Er meinte, für dich sei das alles schon schlimm genug.«
    »Der Druide kennt mich nicht so gut, wie er meint. Du hättest es mir trotzdem sagen sollen.«
    Er wollte sich nicht länger mit ihr über diesen Punkt streiten. Deshalb nickte er zustimmend.
    »Ich weiß. Aber ich hab’s eben nicht getan.«
    Sie schwiegen. Einer der Wachtposten tauchte wie ein Gespenst aus dem Nebel auf und verschwand wieder. Amberle blickte ihm nach, wandte sich dann wieder Wil zu. Ihre Stimme drang aus den Falten ihrer Kapuze hervor, während ihr Gesicht von dunklen Schatten umwölkt war.
    »Ich bin nicht zornig. Wirklich nicht.«
    Er lächelte schwach. »Gut. Es ist hier auch so schon trist genug.«
    »Aber ich wäre zornig gewesen, wenn du mir jetzt nicht die Wahrheit gesagt hättest.«
    »Deswegen hab’ ich sie dir ja gesagt.«
    Sie ließ das Thema auf sich beruhen.
    »Wenn dieser Spitzel gehört hat, was in der Nacht vor unserem Aufbruch im Studierzimmer meines Großvaters gesprochen

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