Shannara II
Eures Bemühens versagt bleiben wird. Daß Ihr mich braucht. Daß ich bereit bin, Euch meine Hilfe anzubieten. Aber solche Hilfe kann nicht ohne - äh - angemessene Entschädigung gegeben werden.«
Wil nickte. »Und welcher Art soll die Entlohnung sein, Cephelo?«
Die Augen des Fahrensmannes funkelten begierig auf.
»Gebt mir die Steine, die Ihr bei Euch tragt. Die Steine mit der Zauberkraft.«
Wil schüttelte ablehnend den Kopf.
»Sie würden Euch nichts nützen.«
»In der Tat? Ist ihr Geheimnis so unergründlich?« Cephelo kniff die Augen zusammen. »Haltet mich nicht für einen Narren. Ihr seid kein schlichter Heiler. Das war mir praktisch vom ersten Augenblick unseres Zusammentreffens an klar. Aber was Ihr seid, zählt nicht für mich - nur was Ihr habt. Ihr habt die Zauberkraft der Steine, und ich wünsche sie für mich.«
»Ihre Zauberkraft ist elfischen Ursprungs.« Wil zwang sich, ruhig zu bleiben. »Nur einer, in dessen Adern Elfenblut fließt, kann sich dieser Kraft bedienen.«
»Ihr lügt schlecht, Heiler.« Die Stimme des Fahrensmannes klang drohend.
»Er sagt die Wahrheit«, warf Amberle hastig ein. Ihr Gesicht zeigte Angst. »Hätte er nicht die Steine gehabt, so hätte er diese Suche niemals unternommen. Ihr habt kein Recht, von ihm zu verlangen, daß er sie Euch gibt.«
»Ich kann verlangen, was ich will«, gab Cephelo gereizt zurück und fegte ihren Einwurf mit einer wegwerfenden Geste beiseite. »Außerdem glaube ich Euch beiden ohnehin kein Wort mehr.«
»Glaubt, was Ihr wollt.« Wils Stimme blieb bestimmt und fest.»Ich werde Euch die Steine nicht geben.«
Eine Zeitlang starrten die beiden Männer einander wortlos an. Das Gesicht des Fahrensmannes war hart und drohend. Und doch spiegelte sich darin auch Furcht - ausgelöst durch die Erinnerungen Cephelos an die gewaltige Kraft, die den Steinen innewohnte, und die Wil Ohmsford gebändigt hatte. Mit einer Anstrengung zwang er sich zu einem Lächeln.
»Was wollt Ihr mir dann geben, Heiler? Erwartet Ihr, daß ich Euch diesen Dienst umsonst leiste? Soll ich Menschenleben und Besitz aufs Spiel setzen, ohne dafür entschädigt zu werden? Ihr müßt doch etwas von Wert haben, das Ihr mir geben könnt - etwas von ähnlichem Wert wie die Steine, die herzugeben Ihr Euch so hartnäckig weigert. Was dann? Was wollt Ihr mir geben?«
Wil überlegte angestrengt, doch er trug nichts bei sich, das auch nur den geringsten Wert besaß. Doch gerade als er zu dem Schluß gekommen war, daß die Situation aussichtslos war, schnalzte Cephelo plötzlich mit den Fingern.
»Ich will ein Geschäft mit Euch machen, Heiler. Ihr sagt, daß der Elfenkönig Euch hoch belohnen wird, wenn Ihr ihm die Medizin bringt, die seine Enkelin heilen wird. Gut. Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um Euch bei der Suche nach diesem Ort namens Sichermal zu helfen. Ich werde Euch zu einem Manne führen, der den Namen vielleicht kennt. Aber mehr werde ich nicht tun. Als Gegenleistung müßt Ihr mir die Hälfte der Belohnung geben, die Ihr von dem Elfenkönig erhaltet. Seid Ihr damit einverstanden?«
Wil wog den Vorschlag nachdenklich ab. Ein seltsames Geschäft, sagte er sich. Selten, wenn überhaupt jemals, gaben die Fahrensleute etwas her, wenn sie nicht sofort die Gegenleistung erhielten. Was führte Cephelo im Schilde?
»Soll das heißen, daß Ihr mir helfen wollt, den Ort Sichermal zu finden - «
»Wenn ich kann.«
»- daß Ihr mich aber dann nicht dorthin begleiten werdet?«
Cephelo zuckte die Schultern.
»Mich verlangt nicht danach, unnötig mein Leben aufs Spiel zu setzen. Wie Ihr die Medizin findet und sie dem Elfenkönig überbringt, ist Eure Sache. Meine Verpflichtung bei diesem Geschäft besteht lediglich darin, Euch den Weg zu weisen.« Er machte eine kurze Pause. »Glaubt aber ja nicht, daß Ihr mich um das, was Ihr mir schuldet, betrügen könnt, nur weil ich Euch nicht begleite. Das nähme ein schlimmes Ende für Euch.«
Wil runzelte die Stirn.
»Woher wollt Ihr denn wissen, ob ich gefunden habe, was ich suche, wenn Ihr mich nicht begleitet?«
Cephelo lachte. »Heiler, ich bin ein Fahrensmann - ich werde es schon erfahren. Ich werde alles erfahren, was mit Euch geschieht, glaubt mir das.«
Sein Grinsen war so wölfisch, daß Wil sicher war, daß die Worte noch eine andere Bedeutung hatten. Etwas braute sich zusammen; er witterte es förmlich. Doch sie brauchten Hilfe, um ihren Weg durch den Wildewald zu finden, wenn er nicht die Elfensteine einsetzen
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