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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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hinunterklettern, und das verlockt mich wirklich nicht.«
    Wil nickte. »Mich auch nicht. Warten wir ruhig bis morgen. Es wird früh genug wieder hell.«
    »Vielleicht sollten wir bis zum oberen Rand zurücksteigen.« Hoffnungsvoll sah sie ihn an.
    Wil lächelte. »Glaubst du wirklich die Geschichten, die der Alte erzählt hat? Glaubst du wirklich, daß da unten Hexen hausen?«
    »Du nicht?« fragte sie leise.
    Er zögerte, dann zuckte er die Schultern.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Ja, doch, ich glaube schon. Es gibt kaum noch etwas, was ich nicht glaube.« Er beugte sich ein wenig vor und umschlang die angezogenen Beine mit den Armen. »Wenn es da unten Hexen gibt, dann kann ich nur hoffen, daß sie vor Elfensteinen Angst haben. Das ist nämlich so ziemlich der einzige Schutz, den wir noch haben. Aber wenn ich die Steine gebrauchen muß, um den Hexen Angst zu machen, kann’s natürlich passieren, daß wir erst richtig in Schwierigkeiten geraten.«
    »Ich glaube nicht«, versetzte sie ruhig.
    »Du bist immer noch überzeugt, daß ich ihre Kräfte beherrschen kann, nicht wahr - sogar nach dem, was auf dem Pykon passiert ist?«
    »Ja. Aber du solltest die Steine besser nicht einsetzen.«
    Er sah sie an. »So eine Bemerkung hast du schon einmal gemacht. Nach der Geschichte im Tirfing, als wir am Mermidon rasteten. Du machtest dir Sorgen um mich. Du sagtest, ich solle die Steine nicht mehr gebrauchen, selbst wenn ich dich nur dadurch retten könnte.«
    »Ja, das weiß ich noch.«
    »Und später, als wir vom Pykon flohen, erzählte ich dir, daß ich keine Macht mehr über die Steine habe, daß mir ihre Kräfte nicht mehr zugänglich sind, daß mein Elfenblut nicht stark genug ist. Da sagtest du, ich solle in meinem Urteil über mich nicht so vorschnell sein - du hättest Vertrauen zu mir.«
    »Ja, das weiß ich auch noch.«
    »Dann sieh dir doch mal an, was du gesagt hast. Ich glaube, ich sollte die Steine gebrauchen, glaube aber nicht, daß ich dazu fähig bin. Du glaubst, daß ich es vermag, findest aber, ich sollte sie lieber nicht gebrauchen. Merkwürdig, nicht?« Er schüttelte den Kopf. »Und wir wissen immer noch nicht, wer von uns beiden recht hat. Da sind wir nun beinahe am Ziel, und ich weiß immer noch nicht - «
    Er brach ab, als ihm bewußt wurde, was er da sagte.
    »Es ist ja auch nicht wichtig«, schloß er und wandte sich von ihr ab. »Am besten ist es, wir erfahren es nie. Am besten ist es, sie werden meinem Großvater zurückgegeben.«
    Danach schwiegen sie eine Weile. Beinahe gedankenlos griff Wil unter den Kittel und nahm den Beutel mit den Elfensteinen heraus. Er wog ihn sinnend in der Hand und wollte ihn eben wieder einstecken, als ihm auffiel, daß die Steine sich irgendwie merkwürdig anfühlten. Stirnrunzelnd öffnete er die Zugschnur und ließ die Steine in seine geöffnete Hand gleiten. Es waren drei gewöhnliche Kieselsteine.
    »Wil!« rief Amberle entsetzt.
    Wil starrte auf die Kieselsteine wie gelähmt. Er sprach kein Wort, doch seine Gedanken rasten.
    »Cephelo«, flüsterte er schließlich. »Cephelo. Irgendwie hat er es geschafft, die Steine zu vertauschen. Heute nacht wahrscheinlich, während ich schlief. Ja, nur da kann es geschehen sein. Am Morgen in Grimpen Ward waren sie noch im Beutel. Da hab’ ich nachgesehen.« Langsam stand er auf, während er immer noch sprach. »Aber heute morgen hab’ ich es vergessen. Ich war so hundemüde gestern abend - und du bist ja praktisch augenblicklich eingeschlafen. Er muß etwas ins Bier gemischt haben, um ganz sicherzugehen, daß ich nicht erwachen würde. Kein Wunder, daß er es so eilig hatte, uns loszuwerden. Kein Wunder, daß er Hebels Warnungen so herunterspielte. Er wäre glückselig, wenn wir nie wieder auftauchen würden. Die Belohnung bedeutete ihm gar nichts. Die Elfensteine wollte er haben. Von Anfang an.«
    Leichenblaß im Gesicht, schickte er sich an, den Pfad hinaufzusteigen. Dann fiel ihm plötzlich Amberle ein. Hastig machte er kehrt und hob sie in seine Arme. Das Mädchen fest an sich gedrückt, rannte er stolpernd zum Rand der Senke hinauf. Dort sah er sich kurz um, dann ging er zu einer Gruppe hoher Büsche und Sträucher, die ein paar Schritte abseits vom Pfad stand. Im Schutz der dichtbelaubten Zweige ließ er das Elfenmädchen zur Erde hinunter.
    »Ich muß zurück und die Elfensteine holen«, erklärte Wil ruhig. »Kann ich dich hier zurücklassen?«
    »Wil, du brauchst die Steine nicht.«
    Er hob abwehrend die

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