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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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die Hexe ihm zugeflüstert - Zauberkräfte aus einem anderen Zeitalter, längst verloren und vergessen. War es möglich, daß die jungen Elfen hofften, diese Kräfte wiederzuentdecken?
    Der alte Mann hielt in seiner Arbeit inne und blickte zu dem immer dunkler werdenden Himmel auf. Das Heulen des Windes in den Bäumen schwoll an. Das wird ein arges Gewitter geben, dachte er. Schlimm für die jungen Elfen, denn das Gewitter würde sie zweifellos überraschen, noch ehe sie die Senke erreichten. Er schüttelte den Kopf. Er wäre ihnen nachgeeilt, wenn er glauben könnte, daß es etwas ausrichten würde. Doch die beiden waren offenbar fest entschlossen. Dennoch, es war arg. Ganz gleich, was sie in Sichermal zu finden hofften, ob Wurzel oder Zauberkraft, sie hätten besser daran getan, das Unternehmen zu vergessen. Denn sie würden es nicht überleben.
    Drifter, der zu seinen Füßen lag, hob den Kopf und streckte schnuppernd die Nase in den Wind. Dann knurrte er plötzlich, tief und zornig. Hebel blickte verwundert zu ihm hinunter und sah sich dann um. Die Schatten der Bäume fielen in die Lichtung, aber nichts rührte sich.
    Drifter knurrte wieder, und seine Nackenhaare sträubten sich. Mißtrauisch ließ Hebel den Blick schweifen. Da draußen trieb sich etwas herum, hielt sich in der Düsternis des nahenden Gewitters verborgen. Er stand auf und nahm die Axt zur Hand. Vorsichtig machte er sich auf den Weg zu den Bäumen. Drifter begleitete ihn, immer noch knurrend.
    Dann aber hielt er an. Er wußte selbst nicht, weshalb er anhielt. Es war einfach so, daß plötzlich etwas Eiskaltes sich in seinen Körper hineinstahl, ihn so schüttelte, daß er kaum stehen konnte. Drifter lag auf dem Bauch zu seinen Füßen und wand sich wimmernd, als sei er geschlagen worden. Der alte Mann bemerkte flüchtige Bewegungen - einen gewaltigen, vermummten Schatten. Eben noch war er da, und gleich darauf war er verschwunden. Eine schreckliche Furcht überfiel ihn, so heftig, daß er nicht die Kraft aufbringen konnte, sie abzuschütteln. Sie hielt ihn mit grausamen Klauen umkrallt, während er hilflos in den finsteren Wald spähte und mit aller Kraft, die noch in ihm war, wünschte, er könnte sich umdrehen und fliehen. Die Axt entglitt seiner Hand und fiel nutzlos zu Boden.
    Dann plötzlich verließ ihn das Gefühl, war so rasch verschwunden, wie es gekommen war. Rundum heulte der Wind, und die ersten dicken Regentropfen schlugen ihm in das verwitterte Gesicht. Er holte tief Atem und hob die Axt vom Boden auf. Drifter an seiner Seite, wich er langsam zurück, bis er spürte, wie seine Beine die Werkbank berührten. Da erst blieb er stehen, eine Hand fest im Nackenhaar des großen Hundes verkrallt, um das Zittern zu beruhigen, das ihn schüttelte. Mit entsetzlicher Gewißheit erkannte er, daß er nie zuvor dem Tod so nahe gewesen war.
     
    Noch keine volle Stunde waren Wil und Amberle marschiert, als das Gewitter sie einholte. Erst waren es nur ein paar dicke Tropfen, die durch das dichte Laubdach des Waldes fielen; doch bald wurde ein heftiger Schauer daraus. In Strömen peitschte der Sturm den Regen über den Weg, und krachende Donnerschläge brachen sich in den Bäumen. Das dämmrige Licht, das über dem Pfad lag, verdunkelte sich noch mehr, und wasserschwere Äste neigten sich herab und versperrten ihnen den Weg. Innerhalb von Minuten waren sie bis auf die Haut durchnäßt, da sie ihre Umhänge genau wie ihre übrigen Sachen im Wagen der Fahrensleute zurückgelassen hatten. Die dünnen Gewänder, die man ihnen statt dessen gegeben hatte, klebten ihnen auf der Haut. Doch da sie gegen all diese Unbilden nichts tun konnten, zogen sie einfach die Köpfe zwischen die Schultern und marschierten weiter.
    Mehrere Stunden lang fiel der Regen; nur ab und zu trat eine kurze Pause ein, trügerische Verheißung auf ein baldiges Ende des Gewitters. Wil und Amberle aber wanderten tapfer weiter, während ihnen das Wasser am Körper herunterrann, der Schlamm an ihren Stiefeln klebte. Unverwandt hielten sie die Augen auf den durchweichten Pfad gerichtet. Als der Regen dann endlich wirklich verebbte und das Gewitter nach Osten abzog, stiegen Nebel aus den Wäldern auf und verdichteten die graue Düsternis. Bäume und Büsche hoben sich schwarz und glänzend aus den Nebenschleiern, und das Tropfen des Wassers klang laut in der Stille. Der Himmel blieb dunkel und wolkenverhangen; im Osten rollte noch immer der Donner. Als der Nebel noch dichter wurde, mußten

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