Shannara II
heraus. Mitten hinein in das Gewoge der Dämonen stürzten sie sich und trieben die schrecklichen Feinde den Elfitch hinunter, zurück durch das zerschmetterte Tor der zweiten Rampe. Und als die Rampe leergefegt war, jagten sie die Dämonen weiter hinunter bis zum unteren Tor. Erst da sammelten sich die Dämonen wieder. Und nun griffen sie von neuem an, verstärkt von den Tausenden, die der Singende Fluß noch immer ausspie. Nur einen Moment lang hielten die Elfen stand, dann zogen sie sich zum Tor der zweiten Stufe zurück. Sie befestigten es erneut mit Eisenstangen und schweren Holzbalken und warteten auf den Ansturm der Dämonen-Horden.
So wogte die Schlacht den ganzen Tag bis in den Abend hinein. Auf und nieder tobte der Kampf, vom Fuß des Carolan-Felsens bis hinauf zum Tor der dritten Stufe. Elfen und Dämonen hieben mit schrecklicher Wut aufeinander ein, es gab kein Erbarmen. Zweimal eroberten die Dämonen das zweite Tor zurück und stürmten gegen das dritte an. Zweimal wurden sie bis zum Fuß des Felsens zurückgetrieben. Tausende starben. Die Zahl der Toten allerdings war bei den Dämonen ungleich größer als bei den Elfen und ihren Verbündeten; denn die Dämonen kämpften, ohne ihres eigenen Lebens zu achten. Aber auch unter den Elfen gab es Verluste, und die Zahl der Kämpfer wurde stetig kleiner, während die der Dämonen immer noch zu wachsen schien.
Ganz plötzlich dann gaben die Dämonen ihre Angriffe auf. Nicht daß sie Hals über Kopf geflohen wären, nein, langsam, widerwillig, fauchend und knurrend wichen sie den Elfitch hinunter zurück und verschwanden in den Wäldern. Schwarze Leiber kauerten sich im schattigen Dunkel der Nacht zusammen, hockten reglos und schweigend da, als erwarteten sie ein bestimmtes Ereignis. Hinter den Toren und Wällen des Elfitch und vom Rand des Carolan spähten die erschöpften Verteidiger in die Finsternis hinunter. Sie fragten nicht nach den Gründen für den Rückzug der Dämonen; sie waren einfach froh und dankbar dafür.
In derselben Nacht, kaum zwei Stunden nachdem die Dämonen sich in das Waldesdunkel zu Füßen des Carolan zurückgezogen hatten, kam ein Bote zu Eventine und Andor, die sich im Hohen Rat mit den Ministern des Elfenreichs berieten. Mit aufgeregter Stimme verkündete er, daß ein Heer von Bergtrollen aus dem Kershal eingetroffen sei.
Eilig verließen der König und sein Sohn das Gebäude. Im Hof erwartete sie die überraschend eingetroffene Truppe. Bis in die letzte Ecke drängten sich Reihen kräftiger, knorriger Gestalten, die in Leder und Eisen gekleidet waren. Breite Schwerter und Speere schimmerten im qualmenden Licht der Fackeln, und aus kantigen Gesichtern blickten tiefliegende Augen die erstaunten Elfen an.
Der Befehlshaber trat vor, ein riesenhafter Troll mit einer großen, zweischneidigen Streitaxt auf dem Rücken. Mit einem flüchtigen Blick auf die anderen Elfen, die dem König und seinem Sohn hinaus gefolgt waren, stellte er sich vor Eventine auf.
»Ich bin Amantar, Maturen dieses Heeres«, erklärte er, den rauhen Dialekt der Trolle sprechend. »Wir sind fünfzehnhundert Mann stark, König Eventine. Wir sind gekommen, den Elfen Beistand zu leisten.«
Eventine war sprachlos. An die Hilfe der Trolle hatten sie nicht mehr geglaubt; die Nordländer, hatten sie gedacht, zögen es vor, sich aus diesem Konflikt herauszuhalten. Sie jetzt hier zu sehen, nachdem man schon alle Hoffnung auf fremden Beistand aufgegeben hatte…
Amantar sah die Überraschung des alten Königs.
»König Eventine, Ihr müßt wissen, daß Eure Bitte um Beistand gründlich bedacht wurde«, brummte er leise. »Immer zuvor haben Trolle und Elfen gegeneinander gekämpft; immer sind wir Feinde gewesen. Das läßt sich nicht mit einem Schlag vergessen. Doch für jeden gibt es eine Zeit zum Neuanfang. Diese Zeit ist nun für Elfen und Trolle gekommen. Wir wissen von den Dämonen. Es ist schon zu vereinzelten Zusammenstößen mit ihnen gekommen. Es hat Verwundete und Tote gegeben. Die Bergtrolle wissen um die Gefahr, die die Dämonen darstellen. Die Dämonen sind ein ebenso großes Unheil wie der Dämonen-Lord und die Geschöpfe des Schädelreiches. Solches Unheil ist eine Bedrohung für uns alle. Deshalb müssen Elfen und Trolle ihre Differenzen vergessen und gemeinsam diesem Feind entgegentreten. Wir sind bloß gekommen, Euch zur Seite zu stehen.«
Nachdem Amantar geendet hatte, ließ er sich mit gemessener Bewegung auf die Knie nieder, um so, nach der Art
Weitere Kostenlose Bücher