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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wohl auf dem Grund ist.« Er rieb sich das bärtige Kinn. »Aber ein vernünftiger Mann verschwendet natürlich nicht mit so was seine Zeit, und als ich jünger war, war ich auch ein vernünftiger Mann, wenn es auch sicher welche gab, die anderer Meinung waren. Aber jetzt bin ich es müde, vernünftig zu sein, jetzt bin ich es müde, immer nur darüber nachzugrübeln, anstatt wirklich runter zu gehen und zu schauen, was da wirklich ist. Ihr habt mir den letzten Anstoß dazu gegeben. Zuerst, als Ihr mir erzählt habt, was Ihr vorhabt, wollte ich Euch davon abbringen - gerade so, wie ich mich selbst immer davon abgebracht habe. Ich war überzeugt, daß Ihr rasch das Interesse verlieren würdet, wenn Ihr hörtet, was ich zu erzählen hatte. Aber ich habe mich getäuscht. Ich hab’ gesehen, daß das, was Ihr sucht, Euch so wichtig ist, daß nicht einmal die Furcht Euch von Eurem Unterfangen abbringen konnte. Weshalb also, dachte ich mir, sollte ich mich so von der Furcht beherrschen lassen? Als dann dieses Ungeheuer, dieser Raffer, mich beinahe erwischt hätte, und mir klar wurde, wie nahe ich dem Tod gewesen war, da hatte ich plötzlich die Angst verloren. Da war mir nur noch wichtig zu sehen, was da unten in der Senke wartet. Deshalb bin ich Euch gefolgt. Ich fand, wir sollten zusammen hinuntergehen.«
    Wil verstand. »Wir wollen hoffen, daß wir beide das finden, was wir suchen.«
    »Nun ja, vielleicht kann ich Euch ein bißchen helfen.« Der alte Mann zuckte die Schultern. »Auf dieser Seite der Senke hier liegt Mallenrohs Reich. Sie erinnert sich vielleicht an mich, Elf.«
    Einen Moment lang schienen seine Gedanken abzuschweifen, dann sah er Wil wieder an. »Fürs erste kann Drifter uns ja führen.«
    Er pfiff nach dem Hund. »Führ’ uns runter, Drifter. Na los, alter Bursche.«
    Drifter verschwand über dem Rand der Senke. Eretria nahm den Pferden die Sättel und das Geschirr ab und gab beiden einen harten Klaps, so daß sie davongaloppierten, zurück in den Wald. Dann gesellte sie sich zu Wil und dem alten Mann. Im Gänsemarsch traten sie den Abstieg in die Senke an.
    »Sehr lange brauchen wir uns ohnehin nicht auf Drifter zu verlassen«, erklärte Hebel. »Mallenroh wird uns schnell genug finden.«
    Wenn dem so war, ging es Wil durch den Kopf, dann konnte er nur hoffen, daß sie auch Amberle gefunden hatte.
     
    In der Finsternis des Waldes in der Senke erwachte Amberle. Das leichte Schwanken und Rütteln des Getragenwerdens weckte sie, und für einen Augenblick geriet sie in Panik. Krumme Finger hielten sie, fest um ihre Arme und Beine, ihren Körper, selbst ihren Hals und ihren Kopf gelegt. Die Finger waren so rauh, daß sie sich anfühlten, als wären sie aus Holz geschnitzt. Im ersten Moment hatte sie nur das Bedürfnis, sich von dieser Umklammerung zu befreien, doch sie widerstand dem Impuls und zwang sich, ruhig zu bleiben. Das Wesen, dem sie da in die Finger geraten war, wußte noch nicht, daß sie erwacht war. Darin lag ihr einziger Vorteil. Im Augenblick zumindest konnte sie weiterhin so tun als schliefe sie, um möglichst genau in Erfahrung zu bringen, was da vorging.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Es konnten Minuten gewesen sein oder Stunden, vielleicht war es auch noch länger gewesen. Sie glaubte jedoch, daß dies noch dieselbe Nacht war. Und sie glaubte auch, daß das Wesen, dem sie jetzt in die Hände gefallen war, ganz gleich, was es für ein Ding war, nicht das war, das sie bis in die Senke hinunter verfolgt hatte. Hätte jenes Ungeheuer sie gefunden, so hätte es sie einfach getötet. Dies Wesen hier mußte daher ein anderes sein. Der alte Mann, Hebel, hatte ihr und Wil erzählt, die Senke sei das Reich der Hexenschwestern. Vielleicht war sie einer von ihr in die Fänge geraten.
    Nachdem sie mit ihren Überlegungen soweit gekommen war, fühlte sie sich etwas besser und war nicht mehr ganz so angespannt. Sie versuchte, ein wenig von dem Gebiet zu sehen, durch das sie getragen wurde. Das war schwierig; durch das Dickicht der Bäume waren nicht einmal die Sterne und der Mond zu sehen, alles war in tiefste Finsternis gehüllt. Wären nicht die vertrauten Gerüche des Waldes gewesen, so hätte sie vielleicht nicht einmal gemerkt, daß sie sich in einem Wald befand. Das Schweigen war tief. Die wenigen Laute, die sie vernahm, kamen aus weiter Ferne, Schreie aus der Wildnis jenseits der Senke.
    Aber dann fiel ihr plötzlich auf, daß da doch noch ein anderes Geräusch war,

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