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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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dem Ende des Durchgangs führte, wo wieder eine Höhle wartete. Diese war viel kleiner und unerwartet trocken, frei von dem Geruch nach Moder und Feuchtigkeit, der die andere erfüllt hatte. In einer Folge breiter flacher Simse senkte sich ihr Boden abwärts.
    Wil holte tief Atem. Wenn der Wasserfall die Tür aus unzerbrechlichem Glas war, von der der Ellcrys gesprochen hatte, dann war dies, hier die Felskammer, in der sie das Blutfeuer finden würden. Stumm schritt er bis in den Hintergrund der Höhle und wieder zurück. Keine anderen Tunnel, keine anderen Gänge führten aus dieser Höhle heraus. Die Felswände, der Boden und das Dach der Höhle schimmerten matt im Schein seiner Lampe, als er sie hochhielt und sich sorgfältig umsah.
    Die Felskammer war leer.
     
    An der Öffnung der Höhle, die in die Hochwarte hineinführte, glitt ein Schatten aus den Büschen des Plateaus und verschwand lautlos in der Finsternis.
     
    Ein Sturm wilder Phantasien überfiel Wil Ohmsford, als er in der leeren Höhle stand und sich hilflos umblickte. Es gab kein Blutfeuer. Nach allem, was sie erduldet hatten, um Sichermal zu erreichen, gab es gar kein Blutfeuer. Es war verloren, vielleicht schon seit Jahrhunderten vom Antlitz der Erde verschwunden, untergegangen mit der alten Welt. Es war eine Erfindung, eine eitle Hoffnung des sterbenden Ellcrys, ein Zauber, der mit dem Sterben der Geisterwelt verschwunden war. Oder, wenn es ein Blutfeuer gab, dann befand es sich nicht hier. Dann lag es vielleicht irgendwo in den Tiefen des Wildewalds, aber nicht in diesen Höhlen, und sie würden es niemals finden. Es befand sich außerhalb ihrer Reichweite. Es war versteckt…
    »Wil!«
    Amberles Ausruf durchbrach die Stille. Er wandte sich um. Sie stand ein Stück abseits von ihm, tastete mit einer Hand vor sich her, als sei sie blind und versuche sich zurechtzufinden.
    »Wil, es ist hier! Das Blutfeuer ist hier! Ich kann es fühlen!«
    Ihre Stimme überschlug sich vor Erregung. Die anderen beobachteten sie, wie sie durch den Dämmerschein der Höhle humpelte, die gespreizten Finger wie Fühler ausgestreckt.
    Eretria eilte zu Wil. Sie hielt noch immer Wisp an der Hand, der sich hinter ihr zusammenkauerte.
    »Heiler, was soll das -?«
    Er hob die Hand, um ihr Schweigen zu gebieten. Langsam schüttelte er den Kopf und sprach kein Wort. Sein Blick blieb auf das Elfenmädchen gerichtet. Sie war jetzt zu einem der höherliegenden Simse der Höhle emporgestiegen, einem kleinen Felssockel, der sich beinahe in der Mitte der Steinkammer erhob. Unter Schmerzen hinkte sie vorwärts. Am anderen Rand des Sockels lag ein großer Felsbrocken. Bis dorthin schleppte sich Amberle, dann blieb sie stehen. Leicht vorgeneigt streckte sie die Hände abwärts und strich über das rauhe Gestein des Felsens.
    »Hier.« Das Wort war nur ein Hauch.
    Wil wollte zu ihr, rannte durch die Höhle, sprang zu dem Sims hinauf. Augenblicklich drehte sich Amberle nach ihm um.
    »Nein! Nicht näher, Wil!«
    Wil blieb stehen. Etwas in ihrem Ton zwang ihn stehenzubleiben. Wortlos sahen sie einander im düsteren Licht der Höhle an. In den Augen des Elfenmädchens stand ein Ausdruck von Verzweiflung und Furcht. Noch einen Moment hielten sie die seinen fest, dann wandte sie sich wieder ab. Zierlich und schlank lehnte sie sich gegen den Felsen. Als sei er nur aus Papier, rollte der Brocken davon.
    Weißes Feuer barst aus der Erde hervor. Aufwärts schoß es zum Dach der Höhle, und seine Flammen glitzerten wie flüssiges Eis. Weiß und funkelnd brannte es, und gab doch keine Hitze ab. Dann nahm es langsam die Farbe von Blut an.
    Überrascht und erschreckt taumelte Wil Ohmsford zurück, ohne im ersten Augenblick zu gewahren, daß Amberle im gleißenden Feuer verschwunden war. Dann hörte er hinter sich die Entsetzensschreie Wisps.
    »Verbrennen! Wisp wird verbrennen!« Das dünne Stimmchen wurde zu einem Kreischen. Das Greisengesicht verzerrte sich in panischer Angst, während das Feuer die Höhle mit rotem Licht durchflutete.
    »Die Dame, die Dame, die Dame - brennt - sie brennt! Wisp - Wisp dient - er dient - er brennt!«
    Er hatte völlig den Verstand verloren. Mit einem Ruck riß er sich von Eretria los und stürzte schreiend und kreischend aus der Höhle. Hebel wollte ihn packen, verfehlte ihn aber.
    »Wisp, komm zurück!« rief Eretria ihm nach. »Wisp!«
    Doch es war zu spät. Sie hörten, wie er durch den Wasserfall stürmte, und dann war er fort. Im scharlachroten Glanz des

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