Shannara II
klatschten ihm ins Gesicht, und Dornen rissen an ihm, während er Eretrias schlanker Gestalt durch den Wald folgte. Er hielt Amberle fest in den Armen, obwohl er die Anstrengung schon zu spüren begann. Rundum dehnte sich der Wald schweigend und still.
Flüchtig wanderten seine Gedanken zu Arborlon und den Elfen. Die Dämonen hatten inzwischen gewiß die Mauer der Verfemung durchbrochen und das Westland überschwemmt, so daß das gesamte Elfenvolk jetzt um die Erhaltung seines Heimatlandes kämpfen mußte. Der schreckliche Kampf, den Eventine hatte vermeiden wollen, war nun wohl doch ausgebrochen. Und was war mit dem Ellcrys? Hatte Allanon ein Mittel gefunden, den sterbenden Baum zu schützen? Hatten die magischen Kräfte des Druiden ausgereicht, um dem Ansturm der Dämonen Widerstand zu bieten? Nur die Wiedergeburt des Ellcrys konnte die Elfen retten, hatte Allanon gesagt. Doch wieviel Zeit blieb ihnen noch, diese Wiedergeburt herbeizuführen? Mußten sie nicht fürchten, daß es auch dafür schon zu spät war?
Sinnlose Fragen, schalt sich Wil Ohmsford selbst. Fragen, die er nicht beantworten konnte, da er nicht wußte, was jenseits der Senke und des Wildewalds sich zutrug. Und doch wünschte er, Allanon besäße die Macht, ihn mit seinem Geist zu erreichen, ihm etwas darüber zu sagen, was im Heimatland der Elfen geschah, ihn wissen zu lassen, daß noch Zeit war - wenn Wil nur Mittel und Wege finden konnte, nach Arborlon zurückzukehren.
Verzweiflung übermannte ihn plötzlich, die beängstigend war in ihrer Gewißheit - als wüßte er, daß es, selbst wenn er und Amberle hier ihr Ziel erreichen sollten, dennoch zu spät wäre für jene, die seine Rückkehr erwarteten. Und wenn dem so war…
Wil Ohmsford erlaubte sich nicht, diesen Gedanken zu Ende zu führen. Das war der Weg in den Wahnsinn.
Das Gelände begann zu steigen, allmählich zunächst, dann steil. Sie befanden sich auf den Hängen der Hochwarte. Der Wald lichtete sich, und sie traten auf kahlen Fels hinaus. Ein schmaler Pfad schlängelte sich aufwärts in Nebelschwaden. Ohne Rast eilten sie weiter. Allmählich lösten sich die Nebelschleier, und das Dach des Waldes versank unter ihnen. Grauer Himmel wurde sichtbar, aus dem wäßrige Sonnenstrahlen herabfielen. Langsam, vorsichtig stiegen die Kletterer weiter aufwärts.
Plötzlich dann standen sie auf einem Plateau, das über die Senke hinweg den Blick auf die höheren Wände des Wildewalds bot. Verkrüppelte Bäume und dürre Büsche wuchsen auf dem Felsboden zwischen Büscheln groben Grases, und am hinteren Ende des Plateaus, dort, wo es von einer steilen Felswand begrenzt wurde, öffnete sich wie ein gewaltiger dunkler Rachen eine große Höhle.
Wisp führte die kleine Gruppe zum Eingang der Höhle. Dort blieb er stehen und drehte sich rasch nach Eretria um.
»Sichermal, Hübsche - dort.« Sein Arm wies in die Höhle hinein. »Viele, viele Tunnel und Gänge, die sich winden und schlängeln. Sichermal. Braver Wisp.«
Eretria lächelte ihn an und warf dann einen Blick zurück zu Wil.
»Und jetzt?«
Wil kam zu ihr und spähte in die Dunkelheit, doch ohne Erfolg. Er ließ Amberle kurz hinunter und drehte sich dann nach Wisp um. Sogleich versteckte sich der kleine Irrwisch hinter Eretria, das Gesicht in die Falten ihrer weiten Hose gedrückt.
»Wisp?« rief Wil freundlich, doch der Kleine wollte nichts mit ihm zu tun haben. Wil seufzte. Jetzt war nicht die Zeit für solchen Unsinn.
»Eretria, frag ihn nach einer Tür aus Glas, die nicht bricht.«
Das Mädchen beugte sich zu Wisp hinunter.
»Wisp, es ist ja gut. Ich erlaube nicht, daß dir jemand wehtut. Sieh mich an, Wisp.« Der Kleine hob den Kopf und lächelte unsicher. Eretria streichelte seine Wange. »Wisp, kannst du uns eine Tür aus Glas zeigen, das nicht bricht? Weißt du von einer solchen Tür?«
»Machen wir ein Spiel, Hübsche? Spielst du mit Wisp?«
Eretria war ratlos. Sie sah Wil an. Der zuckte die Schultern und nickte.
»Natürlich können wir ein Spielchen machen, Wisp.« Wieder lächelte Eretria ihn an. »Kannst du uns die Tür zeigen?«
Wisps altes Gesicht verzog sich zu einem strahlenden Wonnelächeln.
»Wisp kann es dir zeigen.«
Er sprang auf, schoß in den Schlund der Höhle hinein, dann wieder heraus, um Eretrias Hand zu fassen und das Mädchen mit sich zu ziehen. Wil schüttelte den Kopf. Der Kleine war wirklich ein bißchen verrückt, ob nun von all dem, was ihm während seiner Gefangenschaft in der Senke
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