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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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widerfahren war, oder von dem Schock über den Tod seiner Dame. Es war auf jeden Fall ein großes Risiko ihm zu glauben, daß er ihnen die geheime Kammer des Blutfeuers zeigen konnte. Doch sie hatten keine andere Wahl. Wieder blickte Wil auf die Schwärze der Höhle.
    »Also verlaufen möcht’ ich mich da drin nicht gern«, murmelte Hebel neben ihm.
    Eretria schien es ähnlich zu gehen.
    »Wisp, wir können ja gar nichts sehen.« Sie zog an seinem Arm, bis er stehenblieb. »Wir müssen uns Fackeln machen.«
    Wisp erstarrte. »Keine Fackeln, Hübsche. Kein Feuer. Feuer brennt - macht kaputt. Tut Wisp weh. Feuer verbrennt den Turm der Dame. Die Dame… Wisp dient…«
    Unvermittelt brach er wieder in heftiges Schluchzen aus. Tränen traten ihm in die Augen, während seine kleinen Arme fest Eretrias Beine umspannten.
    »Du tust Wisp nicht weh, Hübsche!«
    »Nein, nein, Wisp«, versicherte sie und hob ihn hoch, um ihn fest an sich zu drücken. »Keiner wird dir etwas tun. Aber wir brauchen Licht, Wisp. Ohne Licht können wir in dieser Höhle nichts sehen.«
    Wisp hob das von Tränen feuchte Gesicht.
    »Licht, Hübsche? Oh, Licht - es ist Licht da. Kommt. Da drüben ist Licht.«
    Eifrig vor sich hinmurmelnd, führte er sie noch einmal zum Schlund der Höhle. Dort trat er nahe an die Wand, griff in eine kleine Nische im Fels und entnahm ihr zwei jener merkwürdigen Lampen. Als er sie in die Höhle hineinstreckte, entzündeten sich die Glaszylinder mit dem gleichen rauchlosen Licht, das überall in Mallenrohs Turm gebrannt hatte.
    »Licht.«
    Wisp lächelte voller Eifer und Stolz und reichte Eretria die Lampen. Sie nahm sie, behielt eine für sich und reichte die andere Wil. Der drehte sich nach Hebel um.
    »Ihr braucht nicht weiter mit uns zu kommen, wenn Ihr nicht wollt«, sagte er.
    »Seid nicht albern«, schnaubte der alte Mann verächtlich. »Und was ist, wenn Ihr Euch da drinnen verlauft? Ihr braucht Drifter und mich, wenn Ihr da wieder rauskommen wollt, oder vielleicht nicht? Außerdem möcht’ ich mir dieses Sichermal ganz gern anschauen.«
    Wil sah, daß es keinen Sinn hatte, sich auf weitere Auseinandersetzungen einzulassen. Er nickte Eretria zu. Sie nahm den kleinen Irrwisch fest bei der Hand; die Lampe vor sich hinhaltend, tat sie die ersten Schritte in die Höhle. Wil hob Amberle wieder in seine Arme und folgte. Hebel und Drifter bildeten den Schluß.
    Ganz vorsichtig bewegten sie sich vorwärts. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und sie konnten sehen, daß die Höhle tief in das Herz der Hochwarte hineinführte. Das Licht der Lampen erreichte ihr Dach und ihre Mauern nicht. Der Boden des Tunnels war holprig, doch nirgends stellten sich ihnen Hindernisse entgegen. Tief wanderten sie in die Schwärze hinein. Nach einer Weile machte Wisp vor der hinteren Wand der Höhle halt. Vor ihnen zeigten sich zahlreiche Öffnungen, die meisten nur schmale Spalte im Fels, eine der anderen sehr ähnlich.
    Wisp entschied sich ohne Zögern und zog Eretria mit sich in eine der Spalten hinein. Die anderen folgten. Er führte sie nun durch ein Labyrinth von Gängen und Windungen, die ständig weiter in die Tiefe führten. Die anderen hatten bald jede Orientierung verloren. Doch Wisp führte sie unbeirrt weiter.
    Dann standen sie plötzlich vor einer Treppe, und Aussehen und Form der unterirdischen Gänge wandelte sich schlagartig. Das waren keine natürlich geformten Felswände und -mauern mehr. Die Treppe und der Gang waren aus rohbehauenen, massigen Steinquadern errichtet, ganz zweifellos von Menschenhand. Flecken von Feuchtigkeit glitzerten an den Mauern und am Dach des Ganges, und Rinnsale sickerten die Stufen hinab. Aus der Tiefe der Finsternis waren Geräusche zu hören. Ein Scharren winziger Füße, ein dünnes Quietschen des Ärgers. Im Schein der Lampen waren die huschenden Körper von Ratten zu erkennen.
    Wisp führte sie die Treppe hinunter in die Finsternis. Hunderte von Stufen stiegen sie hinab, während die Treppe sich in endlosen Windungen immer tiefer schlängelte. Rund um sie herum, gerade noch außerhalb des Lichtscheins der rauchlosen Lampen, huschten die Ratten durch die Finsternis. Schrill und unangenehm drangen ihre Schreie durch die Stille. Ein durchdringender Geruch nach Moder und Feuchtigkeit und nach Verfall schwängerte die Luft. Und immer noch stiegen sie tiefer hinunter, und das Ende der Treppe war nicht abzusehen.
    Endlich hatten sie die letzte Stufe hinter sich. Sie standen

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