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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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abgerissen, der Raffer hätte sie beide getötet. Sie mußte doch einsehen, daß die Kraft verloren war.
    Er vernahm ihr Seufzen, das wie ein Wispern durch seinen Geist zog. Sie war nicht verloren. Er versuchte, etwas zu erzwingen. Er war so verkrampft, daß er sich dadurch selbst daran hinderte, an den Kraftquell heranzukommen; das lag nur daran, daß er nicht fähig war, das Wesen der Kraft zu verstehen, die er zu meistern suchte. Er mußte sich um Verstehen bemühen. Er mußte bedenken, daß elfischer Zauber immer nur eine Erweiterung dessen war, der sich seiner bediente…
    Ihre Stimme verklang, und an ihrer Stelle hörte er die Allanons. Herz, Geist und Körper - ein Stein für jedes. Wenn alle drei sich vereinigten, dann erwachten die Elfensteine. Wil mußte diese Vereinigung herbeiführen. Vielleicht würde ihm das nicht so mühelos gelingen wie seinem Großvater, weil er ja ein anderer Mensch war als dieser. Er war zwei Generationen entfernt von Shea Ohmsfords Elfenblut, und das, was seinen Großvater vielleicht nur einen Gedanken gekostet hatte, würde ihm sicher nicht so leicht gegeben werden. Vieles in ihm widerstand der Zauberkraft.
    Ja, ja! schrie es in Wils Innerem. Das Menschenblut widersteht. Es war seine menschliche Seite, die ihm den Zugang zu der Kraft der Elfen verwehrte. Es war seine menschliche Seite, welche die Zauberkraft zurückwies.
    Allanons Lachen klang leise und spöttisch. Wenn das wirklich zutraf, wie kam es dann, daß er trotz allem schon einmal vermocht hatte, sich der Elfensteine zu bedienen?
    Auch die Stimme des Druiden verklang.
    Aber da sah Wil Ohmsford plötzlich die Täuschung, mit der er sich selbst betrogen hatte, seit dem Augenblick im Tirfing, als er die Kraft der Elfensteine beschworen und den lebendigen Strom der Zauberkraft gespürt hatte, die ihn durchflutet hatte wie flüssiges Feuer. Aus den Zweifeln daran, daß er wirklich das Recht und die Macht besaß, der Kraft der Elfensteine zu befehlen, hatte er die Lüge erwachsen lassen. Und sie hatte zusätzlich Nahrung gefunden durch Allanons bestürzende Enthüllung, daß nur der den Steinen gebieten konnte, in dessen Adern Elfenblut floß. Wie schnell war er dabei gewesen, sich einzureden, daß seine menschliche Seite die Ursache seines Unvermögens war, eben jene Kraft, die er im Tirfing freigesetzt hatte, erneut zu beschwören!
    Er hatte sich selbst getäuscht. Vielleicht nicht wissentlich, vielleicht nicht willentlich, aber er hatte sich etwas vorgemacht und dadurch die Kraft der Elfensteine verloren. Wie war das geschehen? Amberle hatte an die Wahrheit gerührt, als sie ihn während ihrer langen Wanderung zweimal angesprochen und erklärt hatte, sie habe den Eindruck, er habe sich selbst etwas angetan durch den Einsatz der Steine im Tirfling. Er hatte ihre Worte auf die leichte Schulter genommen und versucht, ihre Besorgnis zu zerstreuen - auch wenn er ihr bekannte, daß sie recht hatte. Er hatte sich in jenem Moment, als er die Kraft der Elfensteine freigesetzt hatte, wirklich etwas angetan. Doch er konnte nicht aufspüren, was es war. Er hatte geglaubt, es sei etwas Körperliches, doch da konnte er keinen Schaden feststellen. Amberle hatte gemeint, es könne etwas weniger Greifbares sein, elfischer Zauber könnte auch die Seele angreifen. Doch auch das hatte er nicht glauben wollen. Als er nicht auf Anhieb etwas Sichtbares entdeckte, hatte er sich schleunigst die ganze Sache aus dem Kopf geschlagen, denn schließlich konnte er es sich nicht leisten über sich selbst zu grübeln, wenn er Amberle beschützen mußte. Doch das war ein schwerwiegender Fehler gewesen. Er hätte erkennen müssen - so wie er es jetzt erkannte -, daß Amberle recht hatte und daß der Gebrauch der Elfensteine tatsächlich seine Seele angegriffen hatte, ihr so großen Schaden zugefügt hatte, daß die Macht über die Kraft der Steine ihm so lange verloren sein würde, bis er sich mit diesem Schaden an seiner Seele auseinandergesetzt hatte.
    Wil Ohmsford nämlich hatte Angst bekommen.
    Er konnte sich das jetzt eingestehen. Er mußte es eingestehen. Dies war eine Angst, die er bisher nicht hatte erkennen können, so leicht ließ sie sich mit anderen Empfindungen verwechseln, so geschickt hatte sie sich getarnt. All die Tage war sie dagewesen, und er hatte sie nicht als das erkannt, was sie war. Denn dies war nicht die Furcht vor dem Ungeheuer, das ihn in seinen Träumen verfolgte, oder vor dem Dämon, der Amberle und ihn seit Arborlon jagte. Es

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