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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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beängstigender. Es war der Raffer gewesen, der ihn verfolgt hatte, gesichtslos ihm nachgesetzt hatte von einer Traumwelt in die andere, immer nur einen Schritt entfernt - der Raffer, der jetzt aus den bösen Träumen in die Wirklichkeit getreten war. Diesmal jedoch gab es kein Entfliehen, kein Verstecken, kein Erwachen. Diesmal gab es kein Entkommen.
    Allanon! Hilf mir!
    Wil zog sich tief in sich selbst zurück und fand in einem Meer der Angst die Worte des Druiden wieder. Glaube an dich selbst. Glaube! Habe Vertrauen. Auf dich vor allen anderen verlasse ich mich. Ich verlasse mich auf dich.
    Er raffte die Worte an sich. Mit ruhiger Hand beschwor er die Zauberkraft der Elfensteine. Tief tauchte er in den Zauber der Steine ein, spürte, wie er durch Schichten tiefblauen Lichtes sank. Sein Blick schien sich zu verschleiern, während er fiel, und der scharlachrote Schein des Blutfeuers schien dagegen fahl und grau zu werden. Fr war jetzt nahe, ganz nahe. Er konnte das Feuer der Kraft spüren, die den Elfensteinen innewohnte.
    Und dennoch, es geschah nichts.
    Wil geriet in Panik, und einen endlos langen Augenblick überwältigte ihn die Angst mit solcher Macht, daß er nahe daran war, einfach davonzulaufen. Nur das Wissen, daß er ja doch nicht entfliehen konnte, ließ ihn standhaft ausharren. Die Schranke in seinem Inneren sperrte immer noch genauso wie nach der Begegnung mit dem Dämon im Tirfing -, und sie würde immer in ihm sein, weil er nicht der wahre Meister der Elfensteine war, nicht ihr rechtmäßiger Besitzer, sondern nur ein einfältiger Talbewohner, der sich in seinem Hochmut eingebildet hatte, er könnte mehr sein als er wirklich war.
    »Heiler!« schrie Eretria verzweifelt.
    Wieder versuchte Wil die Kraft der Steine zu erwecken, und wieder mißlang es. Er konnte den Quell der Kraft nicht erreichen, konnte ihn nicht zum Sprudeln bringen. Schweiß strömte ihm über das Gesicht, und er umklammerte die Elfensteine so fest, daß die Kanten in sein Fleisch einschnitten. Warum konnte er die Kraft nicht freisetzen?
    Da sprang Eretria plötzlich ein paar Schritte vor, täuschte einen Angriff mit dem Dolch vor, um den Dämon auf sich zu lenken. Der Raffer fuhr herum. Aus der finsteren Vermummung der Kapuze verfolgte er das Mädchen, das langsam an dem Felssockel entlangglitt, als wolle es durch die Höhlenöffnung entfliehen.
    Wil war augenblicklich klar, was sie da tat - sie wollte ihm Zeit schaffen, einige kostbare Sekunden nur, um die Kraft der Elfensteine freizusetzen. Er wollte sie rufen, ihr sagen, daß sie zurückkommen solle, ihr erklären, daß er keine Macht mehr über die Zauberkräfte der Steine besaß. Doch er brachte keinen Ton hervor. Tränen rannen ihm über sein Antlitz, während er sich in rasender Verzweiflung bemühte, die Sperre zu durchbrechen, die ihm den Weg zu den Steinen verschloß. Sie wird sterben, schoß es ihm voller Entsetzen durch den Kopf. Der Raffer wird sie töten, während ich hier stehen und zusehen muß.
    Mit einer trägen Bewegung schleuderte der Raffer die sterbliche Hülle Wisps zur Seite. Aus den Falten seines düsteren Gewandes streckten sich scharf gebogene Klauenhände in das rubinrote Licht des Blutfeuers und schnappten nach Eretria.
    Eretria! Was dann geschah, sollte sich ihm unauslöschlich einprägen. In wenigen Sekunden erstarrter Zeit fielen Vergangenheit und Gegenwart in eins zusammen; so, wie es einst seinem Großvater widerfahren war, so stand Wil Ohmsford jetzt sich selbst von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    Ihm war, als höre er Amberle sprechen. Ihre Stimme entschwebte der roten Glut des Blutfeuers. Ruhig und gelassen klang sie und voller Hoffnung. Sie sprach zu ihm wie sie an jenem Morgen nach ihrer gemeinsamen Flucht aus den Felsen des Pykon zu ihm gesprochen hatte, als der Mermidon sie südwärts getragen hatte, fort von den Greueln der vergangenen Nacht. Sie sagte ihm, wie sie ihm damals verkündet hatte, daß trotz allem, was geschehen war, die Kraft der Elfensteine nicht verloren war, sondern noch immer ihm gehörte und von ihm eingesetzt werden konnte.
    Aber die Zauberkraft war doch verloren. Sie hatte gesehen, was auf der schmalen Brücke über der Schlucht geschehen war. Aus tiefstem Herzen hatte er den Dämon vernichten wollen nach allem, was dieser dem tapferen Crispin angetan hatte. Doch er hatte nur wie versteinert dagestanden, die Elfensteine nutzlos in der Hand, und war unfähig gewesen, etwas zu tun. Hätte nicht der Wind die Brücke

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