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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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hierher gebracht hatte, in diesem Feuer zu baden.
    Sie zuckte zusammen. Das Feuer! Wie kam es, daß der Same nicht schon vom Feuer angerührt worden war? Konnten die Flammen ihren Kittel nicht durchdringen? Hatten sie es nicht schon berührt? Was war es für ein Unterschied, ob sie das Samenkorn herausnahm oder nicht?
    Neue Fragen. Sinnlose Fragen. Wieder wollte sie das Samenkorn hervorholen, und wieder hielt die Angst sie zurück. Tränen stiegen ihr in die Augen. Ach, wäre es doch ein anderer, der dies tun könnte! Sie war keine Erwählte! Sie war nicht geeignet! Nein, sie war es nicht - sie war es nicht -
    Mit einem Aufschrei riß sie das Samenkorn unter ihrem Kittel hervor und hielt es in die rubinrote Flamme des Blutfeuers. Unter der Berührung des Feuers flammte es in ihrer Hand auf. Tief aus Amberles Inneren stieg wieder dieses Gefühl auf, das sie vor dem Nahen des Raffers gewarnt, das sie zum Blutfeuer geführt hatte. In einem überwältigenden Ansturm von Bildern überflutete es sie jetzt, und die Bilder lösten so heftige Emotionen in ihr aus, daß sie voller Schwäche auf die Knie fiel.
    Langsam hob sie den Samen des Ellcrys an ihre Brust und spürte das Leben, das sich in seinem Inneren regte. Tränen rannen ihr die Wangen hinab.
    Sie war es. Sie!
    Jetzt endlich begriff sie. Sie drückte das Samenkorn an sich und sog das Blutfeuer ein.

Kapitel 49
    An die kalte Wand der Höhle gekauert, beobachteten Wil Ohmsford und Eretria, wie die scharlachrote Glut des Feuers in Dunkelheit zerschmolz. Es geschah ganz plötzlich - eine letzte emporschießende Flamme, dann war das Blutfeuer erloschen. Nun wurde die Düsternis der Höhle nur noch durch den schwachen weißen Lichtschein der Lampen erhellt, die sie mitgebracht hatten.
    Wil und Eretria blinzelten in der plötzlichen Finsternis und spähten blind in die Schatten. Langsam wurde ihr Blick klarer, und sie machten eine Bewegung auf dem Felssockel aus, wo das Blutfeuer gebrannt hatte. Vorsichtig hob Wil die Hand, die die Elfensteine hielt, und die elfische Zauberkraft stieg in einem Flackern blauen Feuers empor.
    »Wil!«
    Es war Amberle! Wie ein Kind, das sich verlaufen hat, trat sie aus der Dunkelheit, und ihre Stimme war ein dünnes, verzweifeltes Flüstern. Ohne der Schmerzen zu achten, die seinen Körper marterten, lief Wil ihr entgegen. Eretria folgte. Sie erreichten Amberle, als sie taumelnd vom Sockel herunterstieg. Sie fingen sie auf und hielten sie fest.
    »Wil«, murmelte sie leise und schluchzte.
    Sie hob den Kopf, und das lange kastanienbraune Haar fiel ihr aus dem Gesicht. Ihre Augen brannten rubinrot vom Blutfeuer.
    »Bei den Geistern!« stieß Eretria erschrocken hervor und wich vor dem Elfenmädchen zurück.
    Wil hob Amberle in seine Arme; trotz der Schmerzen, die seinen verletzten Arm durchzuckten, trug er sie an sich gedrückt wie ein Kind. Sie war so leicht wie eine Feder, als seien die Knochen ihres Körpers verbrannt und nichts von ihr geblieben als eine fleischliche Hülle. Sie weinte noch immer, den Kopf an seiner Schulter.
    »Ach, Wil, ich habe mich getäuscht. Ich habe mich so geirrt. Er war es nicht. Ich war es. Immer war ich es.«
    Die Worte sprudelten ihr in einem Schwall über die Lippen, als könnte sie sie nicht schnell genug aussprechen. Wil streichelte ihre bleiche Wange.
    »Es ist ja gut, Amberle«, flüsterte er ihr zu. »Es ist vorüber.«
    Wieder blickte sie auf. Die blutroten Augen waren starr und schrecklich.
    »Ich begriff es nicht. Er wußte - er wußte es die ganze Zeit. Er wußte es, und er versuchte - versuchte, es mir zu sagen, mir zu zeigen - aber ich begriff nicht. Ich hatte Angst…«
    »Sprich jetzt nicht.« Von einer plötzlichen unvernünftigen Angst überkommen, drückte Wil sie ganz fest an sich. Sie mußten heraus aus dieser Finsternis. Sie mußten zurück ans Licht. Rasch wandte er sich Eretria zu. »Nimm die Lampen.«
    Das Mädchen widersprach nicht. Sie holte die rauchlosen Lichter und eilte wieder zu ihm.
    »Ich habe sie, Heiler.«
    »Dann wollen wir weg von hier - «, begann er und hielt inne. Der Ellcrys. Das Samenkorn. Hatte Amberle…? »Amberle«, flüsterte er zart. »Hast du das Samenkorn ins Feuer getaucht? Amberle?«
    »Es - es ist geschehen«, erwiderte sie so leise, daß er ihre Worte kaum vernahm.
    Welchen Preis hatten sie dafür bezahlt, fragte er sich bitter. Was war ihr in der Umhüllung des Feuers widerfahren? Aber nein, diese Gedanken waren jetzt nicht angebracht. Sie mußten sich

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