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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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mir nur zu.«
    Er nickte und neigte sich zu ihr hinunter, als sie dichter an ihn herandrängte.
    »Ich habe mich getäuscht, Wil - ich hab’ dem Ellcrys Unrecht getan. Er wollte sich meiner nicht bedienen; er spielte nicht mit mir. Die Angst - sie war unabsichtlich; sie entstand durch mein Unvermögen zu verstehen, was vorging. Wil, der Ellcrys wollte mich sehen machen, wollte mich wissen lassen, warum ich erwählt worden war, warum ich etwas so Besonderes war. Denn siehst du, er wußte, daß ich diejenige sein würde. Er wußte es. Seine Zeit war um, und er sah - «
    Sie brach ab und biß sich auf die Lippen, als ihre Gefühle sie zu überwältigen drohten. Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Amberle«, sagte er, doch sie schüttelte wieder den Kopf.
    »Hör mir zu. Dort unten habe ich eine Wahl getroffen. Ich allein habe sie getroffen, und niemand außer mir trägt die Verantwortung. Verstehst du? Niemand. Ich traf die Entscheidung, weil ich mußte. Aus vielen Gründen - aus Gründen, die ich nicht…« Sie geriet ins Stocken und setzte von neuem an. »Für die Erwählten, Wil. Für Crispin und Dilph und die anderen Elfen-Jäger. Für die Soldaten im Drey-Wald. Für den armen kleinen Wisp. Alle sind sie tot, Wil, und ich kann nicht zulassen, daß ihr Opfer vergebens sein soll. Siehst du, du und ich - wir müssen - wir müssen vergessen, was wir…«
    Sie konnte nicht weitersprechen und begann zu schluchzen.
    »Wil, ich brauche dich. Ich brauche dich so sehr…«
    Tiefe Angst durchflutete ihn. Er war im Begriff, sie zu verlieren. Er fühlte es. Vergeblich versuchte er, sich aus der Benommenheit zu befreien, die ihn gefangen hielt.
    Da erklang hell vor Erregung Eretrias zitternde Stimme. Sie wandten sich um, und ihre Augen folgten der Linie ihres zum Himmel gestreckten Arms. Weit im Westen, durch den goldenen Abglanz der sterbenden Sonne, schwebte ein mächtiger goldener Vogel dem Hochplateau entgegen.
    »Perk!« rief Wil schwach. »Perk!«
    Amberle umschlang ihn und hielt ihn fest.
     
    Dann wurde er getragen, und durch Nebelschwaden des Dämmerschlafs hörte er Perks Stimme, die zu ihm sprach.
    »Ich habe den Rauch von dem brennenden Turm gesehen, Wil. Genewen und ich sind den ganzen Tag gekreist. Ich wußte, daß Ihr hier unten seid. Ich wußte es. Selbst als der Tag beinahe schon vergangen war, und es für mich Zeit wurde, zum Rockhort zurückzukehren, konnte ich nicht heimkehren. Ich wußte, die Dame würde mich brauchen. Ach, Wil, sie sieht so bleich aus.«
    Wil spürte, wie er auf Genewens Rücken gehoben wurde. Dann schnallten ihn Eretrias schlanke braune Hände fest.
    »Amberle«, flüsterte er.
    »Sie ist hier, Heiler«, antwortete Eretria rasch. »Wir sind alle in Sicherheit.«
    Wil ließ sich an sie sinken.
    »Elf«, rief sachte eine Stimme, und er öffnete die Augen. Hebels ledriges Gesicht spähte zu ihm herauf. »Lebt wohl, Elf, ich verlasse Euch hier. Die Wildnis ist meine Heimat. Und Drifter kommt durch. Eretria hat mir geholfen, das Bein zu schienen. Er wird bestimmt bald wieder gesund. Ist ein zäher Bursche, mein Drifter.« Der Alte neigte sich näher. »Ich wünsch’ Euch Glück - Euch und dem Elfenmädchen.«
    Wil schluckte. »Wir stehen in Eurer Schuld, Hebel.«
    »In meiner Schuld?« Der Alte lachte leise. »Nein, Elf. Ihr schuldet mir nichts. Nicht das geringste. Also dann, viel Glück.«
    Er trat rasch zur Seite und war bald darauf seinen Blicken entschwunden. Dann kam Amberle. Ihre zierliche Gestalt glitt vor ihm auf den Rücken des Vogels. Perk war plötzlich wieder da und prüfte rasch Geschirr und Gurte. Dann klang der seltsame Ruf des Kleinen durch die Stille. Mit einem Ruck hob Genewen sich in die Lüfte, die gewaltigen Flügel weit ausgespannt über dem dunklen Tal der Senke. Aufwärts strebte der mächtige Rock, und die Wälder des Wildewalds blieben zurück. In der Ferne tauchten die Felswände des Steinkamms auf.
    Wils Arm umschlang Amberle fester. Einen Augenblick später war er eingeschlafen.

Kapitel 50
    Nacht lag über Arborlon. Die schwarzen Gewänder gegen die Kälte der Nacht fest um sich gezogen, den silbernen Stab des Ellcrys im Arm, schritt Allanon allein durch die Einsamkeit des Gartens des Lebens, die kleine Anhöhe hinauf, wo der Baum stand. Er war gekommen, um an seiner Seite zu sein, ihm Beistand zu geben, soweit ihm das möglich war; denn dies waren des Ellcrys letzte Stunden.
    Einmal blieb er stehen und blickte zu dem Baum auf. Seltsam, dachte er, so hätten sie

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