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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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feuchtem Ton; und raubte ihm auch die Klarheit des Geistes, so daß er Mühe hatte, sich wenigstens an dem einen Gedanken festzuklammern - wir müssen weiter.
    Und die ganze Zeit wühlte die elfische Zauberkraft sein Blut auf. Er spürte, wie er sich auf unerklärliche Weise veränderte. Er war nicht mehr derselbe, das wußte er. Nie wieder würde er der alte sein. Die Zauberkraft brannte in ihm und hinterließ eine unsichtbare Narbe auf seinem Körper und in seiner Seele. Hilflos ließ er es geschehen, während er sich fragte, welche Wirkung das auf sein Leben haben würde.
    Es spielt keine Rolle, sagte er sich. Nichts spielte mehr eine Rolle außer Amberles Sicherheit.
    Von funkelndem blauen Feuer geführt eilte die kleine Gruppe vorwärts, und die Tunnel und Gänge und Treppen versanken hinter ihnen in der Schwärze der unterirdischen Nacht.
     
    Als sie endlich aus dem Schlund der Höhle an das Tageslicht emportauchten, waren sie völlig erschöpft. Eretria, die Amberle den ganzen Weg getragen hatte, war am Ende ihrer Kräfte. Wil, vom Saft der schmerzstillenden Wurzel halb betäubt, schwankte unstet zwischen Wachen und Schlafen, als wanderte er ziellos durch dichten Nebel. Selbst Hebel war am Ende seiner Kräfte.
    Dicht beieinander standen sie auf dem Plateau hoch an den Hängen des Berges und blickten blinzelnd in das vergehende Tageslicht, das schon von langen Schatten verdunkelt wurde. Ihre Augen folgten den Lichtstrahlen westwärts zum Horizont, wo die Sonne in einem Glorienschein goldenen Feuers langsam hinter den Wald versank.
    Alle Hoffnung verließ Wil.
    »Die Sonne - Eretria!«
    Sie kam zu ihm, und gemeinsam legten sie Amberle auf dem Boden nieder. Das Elfenmädchen schlief noch immer. Ihre schwachen Atemzüge waren das einzige Lebenszeichen, das sie während des langen Marsches durch die unterirdischen Gänge der Hochwarte gegeben hatte. Jetzt regte sie sich ein wenig, so als wolle sie erwachen, doch ihre Augen blieben geschlossen.
    »Eretria - hier«, sagte Wil und griff mit unsicherer Bewegung in seinen Kittel. Die Lider seiner Augen waren schwer geworden, und die Worte kamen lallend aus seinem Mund. Seine Zunge fühlte sich dick und pelzig an. Mit Mühe hielt er sich aufrecht und zog das silberne Pfeifchen heraus. »Hier«, sagte er wieder und gab es Eretria. »Hier, pfeife darauf - aber schnell.«
    »Heiler, was soll ich -?« begann sie, doch da packte er schon zornig ihre Hand.
    »Benutze es!« befahl er mit letzter Kraft und sank vor Schwäche in die Knie. Zu spät, dachte er. Zu spät. Der Tag ist um. Perk ist fort.
    Er verlor schnell das Bewußtsein - nur noch einige wenige Minuten, dann würde er schlafen. Seine Hand umklammerte immer noch die Elfensteine, und er spürte ihre scharfen Kanten in seiner Handfläche. Noch ein paar Minuten. Was würde sie dann beschützen?
    Er sah, wie Eretria das Pfeifchen an ihre Lippen drückte. Dann beugte sie sich zu ihm hinunter, und ihre dunklen Augen blickten ihn fragend an.
    »Sie hat keinen Ton.«
    Er nickte. »Pfeif - nochmal.«
    Sie gehorchte.
    »Jetzt paß auf…« Er deutete zum Himmel hinauf.
    Eretria wandte sich ab und hob den Kopf.
    Hebel hatte Drifter auf einem Lager aus grobem Gras niedergelegt, und der Hund leckte ihm die Hand. Wil seufzte tief und blickte auf Amberle hinunter. Wie bleich sie war! Als sei alles Leben aus ihr entwichen. Verzweiflung packte ihn. Er mußte etwas tun, um ihr zu helfen. Er konnte sie nicht einfach so im Stich lassen. Er brauchte Perk! Wenn sie nur ein bißchen schneller gelaufen wären auf dem Weg nach oben! Wenn ihn nur diese Verletzungen nicht behindert hätten. Nun war der Tag um!
    Die Schatten der hereinbrechenden Nacht hüllten sie ein, und der Gipfel des Berges war vom grauen Licht des Abends verschleiert. Die Sonne war im Westen untergegangen. Nur noch eine schmale goldene Sichel schimmerte über den fernen Wäldern.
    Perk komm, schrie Wil stumm. Hilf uns.
    »Wil.«
    Er fuhr herum. Amberle sah aus blutroten Augen zu ihm auf. Ihre Hand suchte die seine.
    »Es ist alles gut - Amberle«, stieß er hervor. Seine Kehle war wie ausgetrocknet, und die Worte klangen heiser. »Wir - wir haben es geschafft.«
    »Wil, hörst du mich«, flüsterte sie. Ihre Worte waren jetzt ganz klar, nicht mehr verschwommen, nicht mehr überhastet. Nur ihre Stimme war noch ein wenig schwach. Er wollte ihr antworten, doch sie drückte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. »Nein, hör mir zu. Sprich jetzt nicht. Hör

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