Shannara II
wirkt nur gegen Täuschung und Trug. Das Böse, dem wir uns gegenübersehen, ist sehr real, sehr greifbar. Das Schwert vermag nichts dagegen auszurichten.«
Flick fuhr hoch. »Was dann?«
Die Augen des Druiden waren dunkel und erfüllt von einem verborgenen Wissen. Wil Ohmsford überflutete plötzlich Beklommenheit.
»Die Elfensteine.«
Flick war entsetzt. »Die Elfensteine! Aber die Elfensteine hat doch Shea in Verwahrung!«
Wil legte dem alten Mann hastig die Hand auf den Arm.
»Nein, Onkel Flick, die Elfensteine habe ich.« Er griff unter seinen Kittel und brachte einen kleinen Lederbeutel zum Vorschein. »Großvater hat sie mir gegeben, als ich aus Shady Vale fortging, um in Storlock zu studieren. Er sagte damals, er brauche sie nicht länger und fände, sie sollten mir gehören.« Seine Stimme zitterte. »Es ist seltsam; ich nahm sie nur, um ihm eine Freude zu machen - nicht weil ich glaubte, daß ich sie jemals brauchen würde. Ich habe nie auch nur versucht, mich ihrer Kraft zu bedienen.«
»Das wäre auch völlig zwecklos, Wil.« Erregt wandte sich Flick wieder an Allanon. »Er weiß es ganz genau. Keiner außer Shea kann die Kräfte der Elfensteine zum Leben und Wirken erwecken.
Allanons Miene blieb unverändert.
»Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, Flick. Nur der kann die Kräfte der Elfensteine einsetzen, dem die Steine freiwillig geschenkt wurden. Ich gab sie Shea zum Gebrauch, als ich ihm riet, das Tal von Culhaven zu fliehen. Sie blieben sein Eigentum, bis er sie Wil zum Geschenk machte. Jetzt gehören sie Wil. Er hat, wie einst Shea, die Macht, sich ihrer Kräfte zu bedienen.«
Flicks Gesicht drückte Verzweiflung aus.
»Du kannst sie zurückgeben«, drängte er Wil, als er die Verwirrung in den Augen des jungen Mannes sah. »Oder du kannst sie jemandem schenken - irgend jemandem. Du brauchst sie nicht zu behalten. Du brauchst dich auf diesen Wahnsinn nicht einzulassen!«
Allanon schüttelte den Kopf.
»Flick, so einfach ist das nicht.«
»Aber was wird aus meinen Plänen, ein Heilkundiger zu werden?« rief Wil plötzlich. »Soll die Zeit und die Arbeit, die ich darauf verwendet habe, einfach verloren sein? Mein Leben lang wollte ich immer nur ein Heilkundiger werden, und jetzt endlich bin ich auf dem besten Weg dazu. Soll ich das alles aufgeben?«
»Wie kannst du ein Heilkundiger werden, wenn du dich weigerst, in dieser Lebensbedrohung Beistand zu leisten?« Die Stimme des Druiden war plötzlich hart. »Ein Heilkundiger muß helfen, wo er kann und wie er kann. Er kann nicht wählerisch sein. Wenn du dich jetzt weigerst zu helfen, und all das, was ich vorausgesehen habe, Wirklichkeit wird, wie willst du dann in der Zukunft mit dem Wissen leben, daß du nicht einmal versucht hast, es zu verhindern?«
Wils Gesicht lief rot an. »Aber wann kann ich dann endlich zurückkehren?«
»Das weiß ich nicht. Es kann lange dauern.«
»Und wenn ich nun mit Euch gehe, könnt Ihr mir dann mit Sicherheit sagen, daß die Kraft der Elfensteine ausreichen wird, dieses Mädchen zu beschützen?«
Allanons Gesicht verschloß sich.
»Nein, das kann ich nicht. Die Kraft der Elfensteine wird durch die Kräfte desjenigen gespeist, der sie in seinem Besitz hat.«
»Ihr könnt mir also keine Versicherungen geben?« Wils Stimme war zu einem Flüstern abgesunken.
»Nein.« Der Blick des Druiden ruhte unverwandt auf ihm. »Dennoch, du mußt mitkommen.«
Ungläubig und verzweifelt sank Wil in den Sessel zurück. »Mir scheint, ich habe da gar keine Wahl.«
»Natürlich hast du eine Wahl!« fuhr Flick ihn ärgerlich an. »Willst du denn alles hier nur aus dem einen Grund aufgeben, daß Allanon sagt, du müßtest ihm folgen? Willst du aus diesem Grund allein ihn begleiten?« Wil hob den Blick. »Habt ihr das nicht auch getan, Onkel Flick - Großvater und du - , als ihr euch auf die Suche nach dem Schwert von Shannara begabt?«
Flick zögerte, unsicher geworden. Dann beugte er sich zu dem jungen Mann hinüber und umschloß fest seine Hände.
»Wil, du läßt dir in dieser Sache nicht genug Zeit der Überlegung. Ich habe dich vor Allanon gewarnt. Jetzt hör mir einmal genau zu. Ich sehe mehr in dieser Geschichte als du. Hinter den Worten des Druiden verbirgt sich etwas. Ich fühle es.« Seine Stimme wurde eindringlicher, und die Furchen in seinem bärtigen Gesicht vertieften sich. »Ich habe Angst um dich. Nur deshalb spreche ich so mit dir, wie ich es jetzt tue. Du bist mir wie ein eigener Sohn; ich
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