Shannara II
sie an dieser Entwicklung mitwirken, mit den neuen Rassen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, daß die Menschen nicht ein zweites Mal jenen Weg einschlugen, der nur um Haaresbreite an der Vernichtung allen Lebens vorbeigeführt hatte.
Die Elfen riefen also durch den Druiden Galaphile den ersten Druidenrat in Paranor zusammen. Sie bemühten sich, die neuen Rassen abzubringen von der verderblichen Suche nach den alten wissenschaftlichen Erkenntnissen von Kraft und Energie, rieten statt dessen zu einer behutsameren Annäherung an die Geheimnisse des Lebens. Sie strebten danach, die magischen Kräfte wieder zu erlangen, die sie verloren hatten, weil sie glaubten, diese Künste würden ihnen in ihrem Bemühen, die neue Welt und ihr Leben zu erhalten, helfen.«
»Aber die Elfen besitzen keine Zauberkräfte«, erinnerte Wil. »Nur die Druiden besaßen sie.«
»Die Druiden und eine Handvoll anderer, die über das Land verstreut lebten«, berichtigte Allanon.
Eine geraume Weile schien er mit seinen Gedanken woanders zu sein. Als er wieder sprach, klang seine Stimme abweisend. »Die Druiden machten früh Bekanntschaft mit den Gefahren, die der Suche nach den verlorenen Zauberkräften innewohnen. Ein Druide namens Brona führte sie ihnen vor Augen. Seine Begierde, die Magie bis an ihre Grenzen zu erforschen, vernichtete ihn und machte aus ihm jenes Wesen, das wir den Dämonen-Lord nennen. Als die Druiden erkannten, was die Gier nach dem Wissen um die Magie aus ihm gemacht hatte, unterbanden sie weiteres Forschen. Die Kräfte, auf die sie gestoßen waren, waren weder absolut gut, noch absolut böse; sie waren einfach ungeheuer stark - so stark, daß der sterbliche Mensch sie nicht meistern konnte. Eine Zeitlang kehrte Ruhe ein. Dann aber überfiel Brona die Druiden in Paranor und tötete sie alle. Damit löste er den zweiten Krieg der Rassen aus. Nun war nur noch Brimen übrig, die Zauberkräfte weiterzuvermitteln. Als auch er dann nicht mehr unter den Lebenden weilte, blieb nur noch ich…«
Seine Stimme erlosch, und die dunklen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während er in das züngelnde Feuer zu seinen Füßen starrte. Dann hob er plötzlich den Kopf und sah Wil direkt an.
»Was möchtest du noch wissen, Talbewohner?«
Sein Ton war scharf, beinahe ärgerlich. Es erschreckte Wil, doch er hielt dem Blick des Druiden ruhig stand.
»Was sollte ich denn sonst noch wissen Eurer Meinung nach?« fragte er zurück.
Allanon antwortete nicht. Ein langes unbehagliches Schweigen hing schwer zwischen den beiden Männern, die einander immer noch in die Augen sahen. Schließlich wandte Wil den Blick wieder ab und stocherte mit der Stiefelspitze müßig in der glühenden Asche des Feuers.
»Was hat es mit diesen Geschöpfen auf sich, die hinter die Mauer der Verfemung verbannt wurden?« fragte er schließlich. »Wie haben sie so lange Zeit überlebt? Wie kommt es, daß sie nicht untergegangen sind?«
Allanons düstere Miene veränderte sich nicht.
»Nenn sie Dämonen, denn dazu sind sie geworden. Sie wurden an einen Un-Ort verbannt, eine finstere Leere jenseits alles Lebendigen. In dieser Leere gab es keine Zeit, die Alter und Tod hätte anzeigen können. Die Elfen erkannten das nicht, vermute ich, oder sie hielten es für bedeutungslos, da es ihnen allem darum ging, das Böse aus ihrer eigenen Welt zu bannen. Wie dem auch sei, die Dämonen starben nicht; sie vermehrten sich vielmehr. Das Böse, das in ihnen lebte, nährte sich aus sich selbst und wuchs an Stärke. Es brachte neues Leben hervor. Denn das Böse, das man sich selbst überläßt, Talbewohner, geht nicht zugrunde; es wächst und gedeiht. Das Böse einzusperren, heißt nicht, das Böse zu vernichten. Es nährt sich aus sich selbst, es wuchert innerhalb seines Gefängnisses, schwillt an und tobt und wütet, bis es sich befreit, und dann - und dann gerät es außer Rand und Band.«
»Und seine Zauberkraft?« fragte Wil hastig. »Ist die auch gewachsen?«
Das Gesicht des Druiden verlor etwas von seiner grimmigen Härte, als er nickte.
»Sie wurde auf die gleiche Weise genährt und dazu ständig erprobt. Das Bedürfnis nämlich, ihrem Haß über das, was ihnen angetan worden war, Luft zu machen, trieb die Bösen bis an den Rand der Raserei, so daß sie sich in ihrem Gefängnis gegenseitig bekämpften.«
Jetzt war es an Wil, sich in Schweigen zu hüllen. Er senkte den Kopf, so daß sein Gesicht in den Schatten tauchte, und legte beide Arme fest um seine
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