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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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bewaldeten Hang erreichten, in dessen grünen Tiefen sich ein schmaler Ziehweg verbarg. Auf diesem lenkten sie ihre Pferde hinunter. Den Windungen des Weges folgend trotten sie auf ihren Tieren zwischen den Bäumen abwärts, während der Abend rasch in Dunkelheit versank. Wil verlor bald jede Orientierung, doch Allanon schien den Weg genau zu kennen und verlangsamte das Tempo nicht.
    Nach einiger Zeit erreichten sie den Talboden, und das Vorwärtskommen war nicht mehr so beschwerlich. Über den dunklen Wipfeln der Bäume spannte sich ein klarer, mondheller Nachthimmel, und hin und wieder durchdrang der Ruf eines Nachtvogels die Stille. Die Luft war süß und schwer vom Duft der Wälder, und Wil wurde schläfrig.
    Endlich bemerkten sie das Flimmern gelber Lichter, deren Schein das Dickicht des Waldes durchdrang, und der gedämpfte Klang von Stimmen schwebte durch das abendliche Schweigen. Allanon stieg ab, bedeutete Wil, das gleiche zu tun, und führte sein Pferd am Zügel weiter. Der Wald lichtete sich merklich, Gestrüpp und Unterholz verschwanden, und bald sahen sie eine niedrige Steinmauer mit einer aus Holz gezimmerten Pforte. Eine Reihe hochgewachsener Nadelbäume zog sich parallel zu der Mauer hin, so daß kaum zu erkennen war, was sich jenseits befand. Wil wurde sich bewußt, daß sie sich am Ostrand des Dorfes befanden. Die flackernden Lichter waren die Flammen von Öllampen.
    An der Mauer angekommen, machten sie ihre Pferde an einem Eisenpfosten fest. Allanon legte mahnend einen Finger auf seine Lippen. Lautlos schlichen sie durch das kleine Törchen.
    Beim Anblick dessen, was sie auf der anderen Seite erwartete, blieb Wil wie angewurzelt stehen. Ein großer, in Terrassen angelegter Garten breitete sich vor ihnen aus. Die Pracht seiner Blüten und Blumen war selbst im bleichen Mondschein von atemberaubender Faszination. Ein mit Steinen belegter Weg, in dem Silbersprenkel glitzerten, wand sich durch den Garten abwärts zu einer Gruppe von Holzbänken und von dort weiter zu einem kleinen aus Holz und Stein erbauten Haus. Es war ebenerdig mit einem hohen Dachboden und hatte vorn eine offene Veranda. Blumenkästen schmückten die Rautenfenster, und dicht wuchernde, niedrige Büsche standen vor den rauh verputzten weißen Mauern. Scharlachrote Eiben und blaugrün glänzende Blautannen wuchsen vor dem Haus. Ein zweiter Weg führte von der Veranda unter dem Blätterdach einer herrlichen weißen Birke hindurch und schlängelte sich durch eine Hecke zur jenseits befindlichen Straße.
    Wil nahm den Anblick voll staunender Verwunderung in sich auf. Überall lachten Farben und Leben, alles bot ein Bild vollendeter Ordnung.
    Er warf einen fragenden Blick auf Allanon. Das spöttische Lächeln blitzte flüchtig auf, und der Druide bedeutete ihm zu folgen. Sie nahmen den Weg durch den Garten zu den Sitzbänken und wanderten weiter zu dem kleinen Haus. Gelblichweißer Lichtschein fiel hell aus den durch Vorhänge verhüllten Fenstern, und der leise, sanfte Klang von Stimmen drang nach draußen. Kinderstimmen, dachte Wil. Er war leicht überrascht darüber und hätte beinahe den dicken, getigerten Kater übersehen, der behäbig auf der untersten Stufe der Treppe zur Veranda lag. Er fing sich gerade noch rechtzeitig, um dem schlafenden Tier auszuweichen. Der Kater hob den Kopf und warf ihm einen arroganten Blick zu. Eine zweite Katze, kohlschwarz, flitzte eilig von der Veranda und sprang lautlos ins Gebüsch.
    Allanon und Wil stiegen die Treppe hinauf und traten zur Haustür. Allanon klopfte fest und bestimmt. Die Stimmen verstummten. Schritte näherten sich der Tür und hielten an.
    »Wer ist da?« fragte eine Stimme leise, und die Vorhänge an der Milchglasscheibe der Haustür wurden einen Spalt auseinandergezogen.
    Der Druide beugte sich vor, so daß der Lichtschein von drinnen auf sein dunkles Gesicht fallen konnte.
    »Ich bin Allanon«, antwortete er.
    Darauf folgte ein langes Schweigen. Dann knirschte der Riegel der Tür, als er zurückgezogen wurde. Die Tür öffnete sich. Ein Elfenmädchen trat heraus. Es war klein, selbst für eine Elfe, sein Körper schmal und zierlich, die Arme von der Sonne gebräunt. Kastanienbraunes Haar fiel ihm bis zur Hüfte und beschattete ein kindliches Gesicht, das unschuldig und wissend zugleich war. Die Augen warfen einen flüchtigen Blick hinüber zu Wil - sie waren grün und von einer lebendigen Tiefe -, und richteten sich dann wieder auf den Druiden.
    »Allanon ist seit mehr als

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