Shannara IV
und stand als grüngewandeter, bewaffneter Jäger vor ihnen.
»Hoch lebe die Freiheit!« rief er in das allgemeine Durcheinander.
Danach schien alles gleichzeitig zu geschehen. Das Netz, das zur Zierde an der Decke hing, lockerte sich, fiel wie die Öllampe zu Boden, und plötzlich waren alle Anwesenden darin gefangen. Diejenigen, die in der Falle saßen, stießen Schreie und Flüche aus. An den Türen stürzten sich grüngekleidete Männer auf die verdutzten Sucher und schlugen sie zu Boden. Öllampen wurden zertrümmert, und Dunkelheit senkte sich über den Raum.
Der große Mann bewegte sich mit einer Geschwindigkeit an Par und Coll vorbei, die sie nicht für möglich gehalten hätten. Er traf den ersten der Sucher, der den Hintereingang versperrte, mit einem Fußtritt, so daß der Kopf des Mannes nach hinten flog. Dann blitzten ein kurzes Schwert und ein Dolch, und die anderen beiden sanken ebenfalls zu Boden.
»Hierher, schnell!« rief er Par und Coll zu.
Sie folgten seinem Ruf sofort. Eine dunkle Gestalt krallte sich an ihnen fest, als sie vorbeigingen, aber Coll schüttelte den Mann ab. Er griff hinter sich, um sich zu vergewissern, daß sein Bruder dicht bei ihm war; seine große Hand legte sich schwer auf Pars zarte Schulter. Par schrie gequält auf. Coll dachte meist nicht daran, wie stark er war.
Sie verließen die Bühne und erreichten den hinteren Gang, wobei der große Fremde ihnen immer einige Schritte voraus war. Irgend jemand versuchte sie aufzuhalten, aber der Fremde schritt über ihn hinweg. Das Getöse, das aus dem Raum hinter ihnen drang, war ohrenbetäubend, und Flammen züngelten überall, leckten gierig am Boden und an den Wänden. Der Fremde führte sie schnell den Gang hinunter und durch die Hintertür in eine Seitengasse. Dort wurden sie von zwei weiteren grüngekleideten Männern erwartet. Wortlos umringten sie die Brüder und drängten sie vom Bierhaus weg. Par warf einen Blick zurück. Die Flammen schlugen bereits aus den Fenstern und bahnten sich ihren Weg hinauf zum Dach.
Sie eilten die Seitenstraße hinunter, vorbei an verwunderten Gesichtern und weit aufgerissenen Augen, bogen in einen Durchgang ein, von dem Par geschworen hätte, daß er ihn noch nie gesehen hatte, obwohl er die Gegend genau kannte, gingen durch zahllose Türen und Zimmer und standen schließlich auf einer vollkommen anderen Straße. Keiner sprach. Der Fremde bedeutete seinen Gefährten, Ausschau zu halten, und zog Par und Coll in einen dunklen Hauseingang.
Vom Laufen waren sie alle außer Atem. Der Fremde blickte abwechselnd von einem zum anderen. »Man sagt, etwas Bewegung sei gut für die Verdauung. Was meint ihr? Seid ihr in Ordnung?«
Die Brüder nickten. »Wer bist du?« fragte Par.
»Junge, ich gehöre sozusagen zur Familie. Erkennst du mich nicht? Ich glaube nicht. Warum solltest du auch? Schließlich haben wir beide uns nie kennengelernt. Aber die Lieder sollten dich daran erinnern.« Er ballte die linke Hand zur Faust und zielte dann auf Pars Nase. »Erinnerst du dich jetzt?«
Verwirrt blickte Par zu Coll, aber sein Bruder schien genauso verwirrt zu sein wie er. »Ich glaube nicht…«, setzte er an.
»Ja, ja, es spielt jetzt keine Rolle. Alles zu seiner Zeit.« Er rückte näher. »In dieser Gegend bist du nicht mehr sicher, mein Junge. Ganz sicher nicht in Varfleet und höchstwahrscheinlich nicht in ganz Callahorn. Vielleicht nirgendwo. Weißt du, wer dieser Mann dort war? Der Häßliche mit der Flüsterstimme?«
Par versuchte den massigen Sprecher mit der leisen Stimme einzuordnen. Es gelang ihm nicht. Er schüttelte langsam den Kopf.
»Felsen-Dall«, sagte der Fremde, der jetzt sehr ernst schien. »Erster Sucher, der oberste Säuberer höchstpersönlich. Sitzt im Koalitionsrat, wenn er nicht gerade Ungeziefer zerquetscht. Aber an dir hat er ein besonderes Interesse, wenn er bis nach Varfleet gekommen ist, um dich festzunehmen. Das gehört nicht zur normalen Ungeziefervertilgung. Er ist auf der Jagd nach einem größeren Tier. Er glaubt, daß du gefährlich bist, mein Junge - sehr gefährlich sogar, denn sonst hätte er sich nicht auf den weiten Weg gemacht. Bloß gut, daß ich dich gesucht habe. Ja, das habe ich wirklich. Habe gehört, daß Felsen-Dall hinter dir her war, und wollte verhindern, daß er dich kriegt. Aber denk dran, daß er nicht aufgeben wird. Du bist ihm einmal entwischt, doch das wird ihn in seinem Vorhaben nur bestärken. Er wird auch weiterhin hinter dir her sein.«
Er
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