Shannara IV
riesigen Gestalten sie umgaben. Er hatte sich noch nie so schutzlos gefühlt. Chandos schien völlig sorglos, während er es sich ein paar Schritte hinter Padishar Creel bequem machte. Morgan ließ sich neben ihm nieder.
Dann begann das ernsthafte Gespräch, von dem der Hochländer absolut nichts verstand. Es wurde in der kehligen Sprache der Trolle geführt, einer Sprache, die Morgan nicht kannte. Padishar Creel schien sich dabei wohlzufühlen, obwohl er, wenn auch nur selten, innehielt, um sich seine Worte zu überlegen. Morgan vernahm ein Grunzen, dazu ein Nuscheln, und viele Worte wurden von heftigen Gesten begleitet.
»Wie kommt es, daß Padishar ihre Sprache spricht?« flüsterte Morgan schon bald Chandos zu.
Der andere würdigte ihn nicht eines Blickes. »Wir in Callahorn kommen etwas weiter herum als ihr Hochländer«, sagte er.
Das Gespräch ging weiter. Padishar Creel schien mit dem Verlauf zufrieden.
»Sie wollen sich uns anschließen«, flüsterte Chandos nach einer Weile Morgan zu. »Nicht nur diese hier - die ganzen einundzwanzig Stämme! Fünftausend Mann! Sie wollen ein Bündnis schließen!«
»Mit uns? Warum?«
Chandos antwortete nicht sofort, sondern bedeutete Morgan zu warten. Dann sagte er: »Die Bewegung hat sich schon früher mit ihnen in Verbindung gesetzt und sie um Hilfe gebeten. Aber sie hielten sie immer für gespalten. Jetzt haben sie ihre Meinung geändert. Anscheinend sind sie jetzt der Meinung, daß Padishar die verschiedenen Lager hinreichend vereint hat. Sie suchen nach einer Möglichkeit, das Vordringen der Föderation in ihre Gebiete zu verlangsamen.« In seiner rauhen Stimme lag Befriedigung. »Himmel, das könnte unser Glück werden!«
Axhind reichte jetzt jedem einen Becher und füllte in jeden eine Flüssigkeit. Morgan nahm den Becher, der ihm gereicht wurde, und sah hinein. Die Flüssigkeit in dem Becher war pechschwarz. Er wartete, bis der Anführer der Trolle und Padishar Creel sich zugeprostet hatten, dann trank er. Er mußte sich beherrschen, um sich nicht zu übergeben. Was man ihm auch gereicht hatte, es schmeckte wie Galle.
Sie leerten ihre Becher, selbst Morgan, der feststellte, daß die Flüssigkeit seinen Hunger stillte. Dann erhoben sie sich, Axhind und Padishar Creel gaben sich nochmals die Hand.
»Habt ihr es gehört?« fragte Padishar Creel leise, als die Trolle zwischen den Schatten verschwanden. Langsam wurden Sterne am Himmel sichtbar, und auch das letzte Tageslicht war verschwunden. »Fünftausend Männer! Mit einer Streitmacht wie dieser könnten wir es mit der gesamten Föderation aufnehmen!« Er war begeistert. »Die Bewegung könnte weitere zweitausend oder mehr Männer aufbieten und die Zwerge noch einmal so viel! Beim Himmel!« Er ballte die Faust, doch dann klopfte er Chandos wie auch Morgan kräftig auf den Rücken. »Es ist an der Zeit, daß das Schicksal uns beisteht, meint ihr nicht auch?«
Morgan nahm danach sein Abendessen ein. Er saß allein an einem Tisch in der Nähe des Feuers; sein Appetit war durch die Gerüche, die aus den Kochtöpfen aufstiegen, gesteigert worden. Padishar Creel und Chandos hatten sich zurückgezogen, um über die Ereignisse während der Abwesenheit des ersteren zu sprechen, und Morgan sah keine Veranlassung, sich zu ihnen zu gesellen. Er sah sich nach Steff und Teel um, sah jedoch keines von beiden. Erst kurz vor Beendigung seiner Mahlzeit trat Steff aus der Dunkelheit heraus und ließ sich neben ihm zu Boden fallen.
»Wie war es?« fragte der Zwerg beiläufig, ohne Morgan zu begrüßen, während seine knorrigen Hände einen Bierkrug umfaßt hielten, den er mitgebracht hatte. Er sah überraschend mitgenommen aus.
In kurzen Worten berichtete Morgan von den Ereignissen der vergangenen Woche. Als er fertig war, rieb sich Steff seinen zimtfarbenen Bart und sagte: »Du hast Glück, daß du noch am Leben bist - ihr alle habt Glück.« Sein narbiges Gesicht sah abgehärmt aus. »Seit ihr uns verlassen habt, sind hier seltsame Dinge vor sich gegangen.«
Morgan schob seinen Teller beiseite, sah ihn an und wartete.
Der Zwerg räusperte sich und warf Morgan einen Blick zu, bevor er sprach. »Teel ist noch am gleichen Tag krank geworden. Man hat sie gegen Mittag bewußtlos am Abhang gefunden. Sie atmete zwar, aber sie war ohne Bewußtsein. Ich habe sie nach drinnen gebracht und in Decken gewickelt und saß dann fast die ganze Woche an ihrem Bett. Ich konnte nichts für sie tun. Sie lag einfach nur da, mehr tot als
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