Shannara IV
Überreste des Schwertes von Leah steckten, das er jetzt aus reiner Gewohnheit mit sich trug, folgte er Padishar Creel zum Lager, wo die Trolle sich bereits versammelt hatten. Erwartungsvoll hielt er Ausschau nach Steff und Teel, konnte aber keines von beiden sehen. Er nahm sich vor, sie später aufzusuchen.
Als sie zu den Trollen kamen, umarmte Axhind den Anführer der Geächteten, grüßte den Hochländer mit einem ernsten Nicken und einem Händedruck und bedeutete beiden, Platz zu nehmen. Wenige Augenblicke später tauchte Chandos mit einigen Morgan unbekannten Männern auf, und die Verhandlungen wurden aufgenommen.
Sie dauerten den ganzen Morgen und den größten Teil des Nachmittags. Wieder einmal sah sich Morgan außerstande, dem, was gesprochen wurde, zu folgen, und dieses Mal war Chandos von dem Gespräch zu sehr in Anspruch genommen, als daß er sich hätte um ihn kümmern können. Morgan hörte dennoch aufmerksam zu; er beobachtete die Gesten der bärtigen Trolle und versuchte aus ihren ausdruckslosen Gesichtern wenigstens einen Teil ihrer Gedanken zu lesen. Seine Bemühungen blieben größtenteils ohne Erfolg. Die Trolle sahen wie große, lebendig gewordene Baumstümpfe aus; die meisten taten nichts weiter, als das Geschehen wortlos zu verfolgen. Diejenigen, die etwas sagten, gingen mit ihren Worten sparsam um, selbst Axhind.
Die über den Horizont wandernde Sonne füllte den Tag mit drückender Hitze. Nur zur Mittagszeit wurde eine kurze Pause eingelegt, während der sie Bier und Wein tranken.
Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, als ein atemloser Läufer auftauchte, dem der Schreck im Gesicht geschrieben stand. Als Padishar Creel seiner ansichtig wurde, runzelte er, verärgert über die Unterbrechung, die Stirn und entschuldigte sich. Gespannt lauschte er den Worten des Läufers, zögerte, sah dann zum Hochländer hinüber und winkte ihn herbei. Morgan erhob sich unverzüglich. Der Ausdruck auf Padishar Creels Gesicht gefiel ihm ganz und gar nicht.
Als Morgan zu ihnen trat, entließ Padishar Creel den Läufer. »Man hat Hirehone gefunden«, sagte er leise. »An der Westseite des Parmakeils, in der Nähe des Weges, dem wir bei unserer Rückkehr gefolgt sind. Er ist tot. Die Wachen, die ihn gefunden haben, sagten, er habe ausgesehen, als hätte man sein Inneres nach außen gekehrt.«
Morgan schluckte bei dem Gedanken daran. »Was ist hier los, Padishar?« fragte er.
»Vergiß nicht, es mir zu sagen, wenn du die Antwort weißt, Hochländer. Indessen habe ich noch schlechtere Nachrichten. Keine zwei Meilen von hier steht eine Föderationsarmee - die Garnison von Tyrsis. Sie kommen uns holen, mein Junge. Sie sind nicht einen Deut von ihrem Ziel abgewichen. Auf irgendeine Weise haben sie entdeckt, wo wir uns befinden - und ich nehme an, wir beide wissen, wie sich das zugetragen haben könnte, meinst du nicht?«
Morgan war sprachlos. »Wer?« Das Wort war kaum hörbar.
Padishar Creel zuckte die Schultern und lachte. »Spielt das jetzt noch eine Rolle?« Er sah über seine Schulter. »Zeit, daß wir die Zelte hier abbrechen. Es paßt mir gar nicht, daß ich Axhind und seinen Männern von den Ereignissen berichten muß, aber es hätte wenig Sinn, sie hinters Licht führen zu wollen. Wenn ich sie wäre, würde ich schneller von hier verschwinden als ein Hase in seinen Bau.«
Die Trolle waren jedoch anderer Ansicht. Als die Verhandlungen abgebrochen wurden, machten Axhind und seine Gefährten keine Anstalten zu gehen. Sie verlangten statt dessen ihre Waffen zurück, setzten sich und begannen in aller Ruhe, die Klingen zu wetzen. Es schien, als warteten sie nur auf einen Kampf.
Morgan machte sich auf, die Zwerge zu suchen. Sie lagerten in einem kleinen Kiefernhain, wo ihnen ein Felsvorsprung einen natürlichen Schutz vor Wind und Wetter bot. Steff begrüßte ihn ohne große Begeisterung. Teel saß auf der Erde; ihr verhülltes Gesicht gab nichts von ihren Gedanken preis, obwohl ihre Augen wachsam glänzten. Sie sah erholter aus; ihr dunkles Haar war zurückgekämmt und ihre Hände ruhig, als sie sie Morgan zum Gruß hinstreckte. Er redete kurz mit ihr, doch sie erwiderte nur wenig. Morgan erzählte ihnen von Hirehone und dem Herannahen der Föderationsarmee. Steff nickte ernst; Teel zeigte überhaupt keine Reaktion. Als er sie verließ, fühlte er sich seltsam unzufrieden mit dem ganzen Besuch.
Die Föderationsarmee verteilte sich bei hereinbrechender Dunkelheit unterhalb des Zeigefingers. Zu
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