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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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uns?«
    »Niemand, den wir sehen können«, lautete die rätselhafte Antwort des anderen.
    Der Abend war schwül, die Luft schwer und der Himmel dort, wo die Sonne als roter Feuerball am Horizont verschwand, dunstig. Während sie sich im Aufzug dem Gipfel des Zeigefingers näherten, konnten sie sehen, wie die Schatten der Nacht langsam den Wald in vollkommene Finsternis hüllten. Lästige Insekten, die vom Schweiß ihrer Körper angezogen wurden, umschwirrten sie unablässig. Die Hitze des Tages lag wie eine erdrückende Decke auf dem Land. Padishar Creel ließ seinen Blick immer wieder in Richtung Tyrsis gleiten, als könnte er ihre vermeintlichen Verfolger doch noch entdecken. Morgan folgte seinem Blick, konnte jedoch, wie schon zuvor, nichts und niemanden sehen.
    Der große Mann schüttelte den Kopf. »Ich sehe es nicht«, flüsterte er. »Aber ich spüre es kommen.«
    Er ließ keine Erklärung folgen, und der Hochländer stellte keine Fragen. Morgan war müde und hungrig, und er wußte, daß nichts, was Padishar Creel oder er tun würden, die Pläne dessen, was sie vielleicht verfolgte, ändern konnte. Ihre Reise war zu Ende, sie hatten alles Menschenmögliche getan, um ihre Spuren zu beseitigen, und es nützte nichts, sich jetzt noch zu sorgen. Morgan dachte an das Essen, das sie erwartete.
    Das Mittagessen an diesem Tag war mehr als spärlich ausgefallen - ein paar Wurzeln, altes Brot, harter Käse und etwas Wasser. »Mir wird langsam klar, daß man als Geächteter praktisch von nichts leben können muß, aber du hättest sicherlich etwas mehr mitnehmen können!« hatte sich Morgan beklagt. »Das hier ist armselig.«
    »Aber natürlich, mein Junge«, hatte der Anführer der Geächteten geantwortet. »Nimm’s nicht so schwer.«
    Padishar Creel hatte ihre Auseinandersetzung fünf Minuten später bereits vergessen, und Morgan war bei Tagesende zu dem Schluß gelangt, daß alles wieder in Ordnung war. Widerwillig zollte er dem Mann Respekt - für seine draufgängerische und entschlossene Art, in der der Hochländer sich selbst wiedererkannte, für sein Selbstvertrauen und für die Art und Weise, wie er andere Menschen anzog. Padishar Creel trug die Abzeichen eines Führers, als seien sie sein Geburtsrecht, und irgendwie schien das vollkommen in Ordnung. Er war stark, das war nicht zu leugnen; und diese Stärke zog andere Menschen an. Aber er wußte, daß auch ein Führer seinen Gefolgsleuten etwas geben mußte. Da er klug genug war, sich über die Rolle Morgans bei der Reise von Par und Coll in den Norden im klaren zu sein, war er darauf bedacht, den Hochländer wissen zu lassen, daß seine Sorge um das Wohl der Talbewohner gerechtfertigt war. Er hatte sich nach ihrem Streit mehrere Male die Mühe gemacht, Morgan zu versichern, daß er Par und Coll niemals im Stich lassen würde, daß er dafür sorgen würde, daß sie in Sicherheit waren. Er war eine vielschichtige Persönlichkeit, und Morgan mochte ihn trotz seines Verdachts, daß er nicht in der Lage sein würde, alle seine Versprechen zu halten.
    Auf jeder Station ihrer Auffahrt ergriffen die Geächteten Padishar Creels Hand zur Begrüßung. Wenn sie so sehr an ihn glauben, fragte sich Morgan, soll ich es dann nicht auch tun?
    Aber er wußte, daß Glaube so vergänglich war wie Magie. Einen Augenblick kam ihm das zerbrochene Schwert, das er mit sich trug, in den Sinn. Glaube und Magie zusammengeschmiedet, in Eisen gelegt, um dann zu zerspringen. Er atmete tief ein. Der Schmerz über den Verlust war immer noch da, trotz seines Entschlusses, nicht mehr daran zu denken und die Wunde heilen zu lassen, so wie Padishar Creel ihm geraten hatte. Es gab nichts, was er tun konnte, um das, was geschehen war, ungeschehen zu machen, sagte er sich immer wieder; er mußte nach vorne blicken. Er hatte jahrelang ohne die Magie des Schwertes gelebt - ohne überhaupt zu wissen, daß sie existierte. Es ging ihm jetzt nicht schlechter als damals. Er war immer noch der Gleiche.
    Als sie den Zeigefinger erreichten, wartete Chandos auf sie. Padishar Creels einäugiger Stellvertreter sah größer und dunkler aus, als ihn Morgan in Erinnerung hatte; sein bärtiges, entstelltes Gesicht war runzlig, sein Körper wirkte durch den weiten Umhang noch größer. Er ergriff Padishar Creels Hand und hielt sie fest. »Gute Jagd?«
    »Gefährlich wäre ein besseres Wort«, antwortete der große Mann knapp.
    Chandos warf Morgan einen Blick zu. »Die anderen?«
    »Außer den Talbewohnern haben sie

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