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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihn wußte, die ihm nicht bekannt waren. Geheimnisse - sie hütete so viele davon. Wenn er sie tötete, wären die Geheimnisse für immer verloren.
    Er sah sie vor seinem geistigen Auge, wie er es auf ihrer Reise nach Norden so viele Nächte lang getan hatte. Er konnte sich ihre perfekten Züge bildlich vorstellen, die Art und Weise, wie die Bewegungen des Lichts auf ihrem Gesicht und ihrem Körper jeden Aspekt noch faszinierender machten als den vorherigen. Er konnte die Musik ihrer Stimme hören. Er konnte ihre Berührung fühlen. Sie war wirklich und gleichzeitig unwirklich: Sie selbst gab zu, ein Elementarwesen zu sein, ein Produkt von Magie und dennoch gleichzeitig Mensch. Pe Ell war ein Mann, dessen Respekt vor dem Leben seit langem durch sein Morden abgestorben war. Er war ein Berufsmörder, der nie versagt hatte. Niederlagen kannte er nicht. Er war eine Mauer, in die keine Bresche geschlagen werden konnte; niemand konnte sich ihm nähern, es sei denn, er ließ sich in kurzen Momenten dazu herab, ihre Gegenwart zu tolerieren.
    Aber Quickening - dieses seltsame, zerbrechliche Mädchen - stellte dies alles in Frage. Sie hatte das Zeug dazu, alles, was er war, zu ruinieren und ihn am Ende zu zerstören, davon war er überzeugt. Er wußte nicht wie, aber er glaubte es. Sie hatte die Macht, ihn zu vernichten. Er mußte also erpicht darauf sein, sie zu töten, wie Felsen-Dall ihm auf getragen hatte. Statt dessen war er neugierig. Bis jetzt war er noch nie jemandem begegnet, bei dem er das Gefühl gehabt hatte, er stelle eine Bedrohung für ihn dar. Er wollte sich dieser Bedrohung entledigen; doch er wollte sie zuerst nah an sich herankommen lassen.
    Er starrte auf die Straßen von Eldwist hinaus, durch die Schluchten zwischen den stillen, hohen Gebäuden und in die Tunnel endloser Finsternis, unbekümmert über die scheinbare Unvereinbarkeit seiner Wünsche. Die Schatten erfaßten und umfingen ihn. Er war hier ebenso zu Hause, wie er es in der Südwache gewesen war, er war ein Teil der Nacht, der Leere, der Einsamkeit, der Gegenwart des Todes, der Abwesenheit von Leben. Wie gering doch der Unterschied zwischen Uhl Belk und den Schattenwesen war, stellte er fest.
    Er entspannte sich. Er gehörte in die Anonymität der Dunkelheit.
    Sie und jene, die bei ihr waren, brauchten das Licht.
    Er dachte eine Weile an die anderen. Es war ein Zeitvertreib. Er stellte sich jeden einzelnen vor, wie er es mit Quickening getan hatte, und erwog das Potential eines jeden, für ihn eine Bedrohung darzustellen.
    Carisman. Den Sänger schaltete er sofort wieder aus.
    Horner Dees. Was war es nur, was ihn an diesem alten Mann so störte? Er haßte die Art und Weise, wie dieser bärenhafte Fährtensucher ihn anschaute, als sehe er durch seine Haut und seine Knochen hindurch. Er dachte eine Weile darüber nach, dann ließ er es fallen. Dees war verbraucht. Er besaß keine Magie.
    Morgan Leah. Er mochte den Hochländer nicht, weil er eindeutig Quickenings Favorit war. Vielleicht liebte sie ihn auf ihre Weise sogar, auch wenn er zweifelte, daß sie zu echten Gefühlen fähig war - nicht sie - nicht das Elementarwesen, die Tochter des Königs vom Silberfluß. Sie benutzte ihn einfach nur, wie sie sie alle benutzte. Sie hatte ihre eigenen Gründe, die sie sorgfältig für sich behielt. Der Hochländer war jung und unbesonnen und würde vermutlich den Tod finden, ehe er ein echtes Problem darstellte.
    Also blieb nur Walker Boh.
    Wie jedesmal, wenn es um Walker Boh ging, nahm Pe Ell sich Zeit für seine Erwägungen. Walker Boh war ein Rätsel. Er hatte Magie, aber er schien sich dabei nicht wohl zu fühlen. Quickening hatte ihn praktisch von den Toten auferweckt, doch er wirkte völlig desinteressiert am Leben. Er war mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, mit Dingen, die er tief in seinem Innersten verborgen hielt, mit Geheimnissen, die so rätselhaft waren wie die des Mädchens. Walker Boh hatte ein Gefühl für die Dinge, die Pe Ell immer wieder überraschten; vielleicht konnte er sogar in die Zukunft schauen. Vor ein paar Jahren hatte Pe Ell von einem Mann gehört, der im Ostland lebte und mit den Tieren sprechen und die Veränderungen des Landes lesen konnte, ehe sie eintraten. War er das vielleicht? Man bezeichnete ihn als einen höchst gefährlichen Gegner, die Gnome fürchteten ihn sehr.
    Pe Ell beugte sich langsam vor und faltete die Hände. Vor dem Einarmigen mußte er sich besonders in acht nehmen, das war ihm klar. Pe Ell

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