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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Körper hervor. Die Eule hatte die ganze Wucht des Angriffs der Pflanze auf sich genommen.
    »Aurin«, flüsterte die Königin, und seine Augen wandten sich eiligst ihr zu. »Es ist in Ordnung. Wir sind alle hier.«
    Ihre Augen hoben sich, sie suchte Wrens Blick, und beide schauten einander in hilflosem Unglauben an.
    »Eule.« Wren sprach sanft, streckte ihre Hand aus und berührte sein Gesicht.
    Aurin Striates Atem beschleunigte sich immer mehr. »Ich kann nichts… spüren«, keuchte er.
    Dann hörte er auf zu atmen. Die Eule war tot.
    Wren schlief nicht in dieser Nacht. Sie war sich nicht sicher, ob überhaupt irgendeiner von ihnen es konnte, aber sie hielt sich abseits von den anderen, so daß sie es nicht wirklich sehen konnte. Sie saß allein am Fuße einer verwilderten Zeder, die mit Moos und Weinranken überwuchert war, und schaute hinaus auf den Sumpf. Faun lag zusammengerollt in ihrem Schoß. Sie befanden sich weniger als hundert Meter von der Stelle entfernt, an der der Angriff stattgefunden hatte, und hatten sich gegen den Vog und die Nacht zusammengekauert. Sie waren umgeben von den Geräuschen von Wesen, die sie nicht sehen konnten, aber auch zu erschüttert durch das, was passiert war, um sich Gedanken über das Weitergehen oder den Morgen zu machen.
    Sie sah noch immer das Gesicht der Eule, wie er im Sterben lag.
    Es war nur ein Zufall gewesen, das wußte sie, einfach Pech. Es war nichts, was sie hätten vorhersehen können, und sie hätten auch nichts tun können, um es zu verhindern. Sie war bisher erst einem einzigen Pfeilschützen begegnet, jenem anderen, auch auf Morrowindl. War es wahrscheinlich gewesen, daß sie gerade hier einem weiteren begegneten? Was machte es aus, daß er von allen dann Aurin Striate erwischt hatte?
    Es war unvorhersehbar gewesen. Und gerade das quälte sie.
    Wäre alles anders gekommen, wenn Stresa dagewesen wäre und aufgepaßt hätte? Immer wieder fragte sie sich das.
    Es gab keinen festen Untergrund, in dem sie die Eule hätten begraben können, nichts als Sumpfland, aus dem ihn die Bestien aus Eden’s Murk ausgraben würden, um ihn zu fressen, so daß sie schließlich eine Stelle mit Treibsand gesucht hatten, wo sie ihn dorthin versinken ließen, wo er niemals angerührt werden konnte.
    Dann hatten sie zu Abend gegessen, was sie essen konnten. Sie hatten dabei kaum etwas gesagt, denn sie waren nicht einmal fähig, darüber nachzudenken, was der Verlust der Eule für sie bedeutete. Sie hatten gegessen, hatten mehr als nur ein wenig Ale getrunken und sich dann in der Dunkelheit zerstreut. Die Elfenjäger stellten eine Wache auf, Triss bis Mitternacht, Dal bis zum Morgengrauen, und Stille senkte sich herab.
    Nur ein Zufall, wiederholte sie traurig.
    Sie hatte so viele gute Erinnerungen an die Eule, obwohl sie ihn nur kurze Zeit gekannt hatte, und sie hielt sich daran fest wie an einem Schild gegen ihren Kummer. Die Eule war freundlich zu ihr gewesen. Er war auch ehrlich gewesen - so ehrlich, wie er sein konnte, ohne das Vertrauen der Königin zu hintergehen. Was er mit ihr teilen konnte, hatte er geteilt. Er hatte ihr noch an diesem Morgen gesagt, daß er in der Lage gewesen war, jahrelang außerhalb der Mauern Arborlons zu überleben, weil er die Unvermeidbarkeit seines Todes akzeptiert hatte und sich dadurch gegen die Angst davor stark gemacht hatte. Es sei wichtig, so zu leben, hatte er ihr gesagt: Wenn du immer Angst um dich selbst hast, kannst du nicht handeln, und dann verliert das Leben seinen Zweck. Das mußt du dir immer wieder sagen, wenn du glaubst, daß du keine große Bedeutung hast.
    Aber die Eule hatte mehr als nur große Bedeutung gehabt. So allein mit ihren Gedanken, da die anderen entweder schliefen oder vorgaben zu schlafen, erlaubte sie sich jetzt, sich einzugestehen, wie groß die Bedeutung wirklich war, die er gehabt hatte. Sie erinnerte sich daran, daß Ellenroh wie ein kleines Mädchen in ihren Armen geweint hatte, als Aurin Striate gestorben war, ohne sich ihres Kummers zu schämen. Sie hatte den Verlust eines Menschen beklagt, der sehr viel mehr gewesen war als nur ein treuer Gefolgsmann des Thrones, mehr als ein lebenslanger Begleiter und mehr als nur ein Freund. Sie hatte die Tiefe des Gefühls, das ihre Großmutter für die Eule gehegt hatte, vorher nicht erkannt, und es machte auch sie traurig. Gavilan war zunächst einmal völlig sprachlos gewesen, hatte Ellenrohs Hände genommen und sie wortlos festgehalten. Er hatte Wren impulsiv

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