Shannara V
entdeckt wurden, katzengleich außer Sicht. Es gab hier draußen auch noch andere Lebewesen, und einige von ihnen waren offenbar groß und schwer. Sie platschten und grollten durch die Stille und blieben in der Dämmerung, während sie die tieferen Gewässer nach Beute durchsuchten. Niemand sah diese Jäger jemals, obwohl sie aufmerksam Ausschau hielten.
Der Tag schritt voran. Er war wie ein langsames, lähmendes Kriechen in Richtung Dunkelheit. Die Gefährten hielten einmal an, um zusammengekauert auf einem Stamm, der halb vom Sumpf überschwemmt war, etwas zu essen. Sie kehrten einander die Rücken zu, während ihre Augen den Schirm aus Vog absuchten. Die Luft wurde abwechselnd heiß und kalt, als sei Eden’s Murk ein Bauwerk mit verschiedenen Räumen und als seien unsichtbare Wände überall um sie herum. Das Wasser des Sumpfs war wie die Luft kühl oder lauwarm, an manchen Stellen tief und an anderen flach. Es umgab sie eine Mischung aus Farben und Gerüchen, von denen keiner angenehm war, und das alles zog und zerrte an dem Leben oberhalb des Sumpfs. Immer wieder erbebte die Erde und erinnerte sie daran, daß irgendwo hinter ihnen der Killeshan weiterhin drohte, daß sich in seinem Kern weiterhin Gase und Hitze bildeten, Lava aus seinem Schlund schoß und brennend die Hänge hinabrann. Wren stellte es sich vor, während sie sich mit den anderen mühsam vorarbeitete - die Luft stickig durch den Vog, das Land ein Teppich aus Feuer, alles eingehüllt von dichten Wolken aus Dampf und Asche. Der Keel war sicher schon fort. Was war mit den Dämonen? fragte sie sich. Waren wohl auch sie geflohen, oder waren sie zu geistlos, um die Lava zu fürchten? Wenn sie geflohen waren, wohin waren sie dann wohl gegangen?
Aber sie kannte die Antwort auf ihre letzte Frage. Es gab nur einen Ort, wohin sie alle gehen konnten.
Sie werden über den Rowen getrieben werden, signalisierte Garth grimmig, als sie ihn nach seiner Meinung fragte. Kurze Zeit gingen sie zusammen über eine Fläche, wo der Sumpf noch auf mehr als Armeslänge zurückgehalten wurde. Sie werden sich zu den Klippen zurückziehen, genau wie wir es getan haben. Wenn wir zu langsam vorankommen, werden sie überall um uns herum sein, bevor wir uns befreien können.
Vielleicht kommen sie nicht so weit flußabwärts, überlegte sie voller Hoffnung, während ihre Finger schnell die Zeichen bildeten. Vielleicht halten sie sich an das Tal, weil das leichter ist.
Garth machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten. Er brauchte es nicht. Sie wußte genauso gut wie er, daß sie, wenn sie sich beim Abstieg vom Blackledge an das Tal hielten, die tiefer gelegenen Teile der Insel schneller als sie selbst erreichen und am Strand auf sie warten würden.
Sie dachte oft an Stresa und versuchte sich zu erinnern, wann sie den Stachelkater nach dem Angriff der Schlange das letzte Mal gesehen hatte. Sie versuchte sich an etwas zu erinnern, das ihr auch nur die kleinste Hoffnung bringen würde, daß er entkommen war. Aber sie konnte nichts finden. Einen Moment lang war er noch dagewesen, zusammengekauert zwischen dem Gepäck, und im nächsten Moment war er fort gewesen, zusammen mit allen anderen. Sie trauerte um ihn und kam nicht darüber hinweg, denn sie hing mehr an ihm, als sie sich hätte erlauben sollen. Sie hielt Faun ganz fest und wunderte sich über sich selbst, denn sie fühlte sich auf seltsame Weise fortgezogen von dem, was sie einst gewesen war. Sie fühlte sich vielem gegenüber fremd, war nicht mehr so selbstsicher, so vertrauensvoll in ihr Können und ihre Ausbildung, so sicher, daß sie zuerst und immer eine Fahrende war und nichts anderes zählte.
Häufiger, als sie zugeben mochte, glitten ihre Finger verstohlen unter ihre Tunika, um die Elfensteine zu berühren. Eden’s Murk war riesig und unerbittlich. Sie spürte, wie ihr Mut und ihre Kraft zermürbt wurden. Die Elfensteine gaben ihr Sicherheit. Die Elfenmagie bedeutete Macht. Sie haßte sich selbst, daß sie so empfand, daß sie es nötig hatte, sich darauf zu verlassen. Ein einziger Tag außerhalb von Arborlon, und sie hatte zu verzweifeln begonnen. Und sie war nicht allein. Sie konnte das Unbehagen in den Augen der anderen erkennen, sogar in Garths. Morrowindl tat den Lebewesen etwas an, das den Verstand überstieg und das Denken unter einem Berg von Angst und Zweifeln begrub. Es war in der Luft, in der Erde, um sie herum, es war wie ein Wahnsinn, der heimtückische Warnungen flüsterte und mit
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