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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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umarmt, als sie es am nötigsten brauchte, und hatte nichts mehr getan, als einfach da zu sein. Garth und die Elfenjäger hatten steinerne Gesichter gezeigt, aber ihre Augen hatten verraten, was hinter ihren Masken vorging. Sie würden Aurin Striate alle vermissen.
    Was sie mit ihm verloren hatten, würde beim ersten Tageslicht ersichtlich werden und würde weit über jeden gefühlsmäßigen Verlust hinausreichen. Denn die Eule war der einzige von ihnen gewesen, der gewußt hatte, wie man die Gefahren Morrowindls außerhalb der Mauern Arborlons überleben konnte. Ohne ihn hatten sie niemanden, der sie führen konnte. Sie würden sich auf ihre eigenen Instinkte und auf ihre Ausbildung verlassen müssen, wenn sie sich und alles, was im Loden eingeschlossen war, in Sicherheit bringen wollten. Das bedeutete, daß sie einen Weg finden mußten, sich aus Eden’s Murk zu befreien, den Blackledge zu überwinden, den In Ju zu durchqueren und den Strand rechtzeitig genug zu erreichen, um Tiger Ty zu treffen. Sie würden dies alles hinter sich bringen müssen, ohne daß einer von ihnen den Weg kannte, den sie nehmen mußten, oder die Gefahren, auf die sie achten mußten.
    Je mehr Wren darüber nachdachte, desto aussichtsloser schien alles. Außer Garth und ihr selbst hatte keiner der anderen irgendeine Erfahrung, wie man in der Wildnis überleben konnte - und dies war auch für die Fahrenden unbekanntes Gebiet. Es war ein Land, das sie erst einmal, und da schon mit Hilfe, durchquert hatten, ein Land, das von Fallen und Gefahren wimmelte, denen sie nie zuvor begegnet waren. Würden sie beide den anderen überhaupt eine Hilfe sein können? Welche Chance hatten sie ohne die Eule?
    Ihre Grübelei ließ sie leer und verbittert zurück. So viel hing davon ab, ob sie überlebten oder starben, und jetzt war alles durch einen Zufall in Frage gestellt.
    Garth schlief dicht neben ihr, ein dunkler Schatten auf der Erde, im Schlummer so ruhig wie der Tod. Er verwirrte sie in diesen Tagen - eigentlich schon, seit sie auf Morrowindl angekommen waren. Es war nichts, was sie leicht hätte erklären können, aber es war trotzdem da. Garth, der immer voller Geheimnisse gewesen war, wurde zunehmend verschlossen und zog sich schrittweise aus seiner Beziehung zu ihr zurück - es war, als spüre er, daß sie ihn nicht mehr brauchte und daß seine Aufgabe als Lehrer und ihre als Schülerin beendet waren. Es wurde nicht bei etwas Bestimmtem, was er tat, sichtbar. Oder in der Art, in der er sich verhielt. Es war eher eine allgemeine Haltung, die verriet, daß er sich in kleinen, unauffälligen Schritten zurückzog. Er war noch immer für sie da, in allen Situationen, die zählten. Er beschützte sie wie immer, paßte auf und beriet sie. Und doch entfernte er sich gleichzeitig, wobei sie einen Abstand und eine Einsamkeit erfuhr, die sie niemals zuvor erfahren hatte und die sie beunruhigte. Sie war stark genug, um auf eigenen Füßen zu stehen, das wußte sie. Das hatte sie schon seit mehreren Jahren getan. Es war einfach so, daß sie, wenn es um Garth ging, bisher nie gedacht hatte, daß sie jemals die Notwendigkeit sehen würde, sich von ihm zu trennen.
    Vielleicht machte der Verlust der Eule ihr dies viel eindringlicher bewußt, als es sonst der Fall gewesen wäre. Sie wußte es nicht. Es war gerade jetzt schwer, klar zu denken, und doch wußte sie, daß sie das mußte. Gefühle würden nur ablenken und verwirren und würden sich am Ende sogar als tödlich erweisen. Bis sie Morrowindl verlassen hatten und sicher zurück im Westland waren, durfte kaum Zeit für Sehnsüchte und Bedürfnisse verschwendet werden, für Was-wenns und Was-wäre-wenns oder für Gedanken daran, was einmal war und niemals wieder sein konnte. Sie spürte, daß ihre Kehle eng wurde und Tränen in ihre Augen traten. Sogar mit dem schlafenden Faun auf ihrem Schoß, Garth nur ein Flüstern entfernt, in der Nähe ihrer Großmutter, die sie wiedergefunden und die ihr ihre Identität enthüllt hatte, fühlte sie sich unglaublich allein.
    Irgendwann nach Mitternacht, als Triss die Wache an Dal abgegeben hatte, setzte sich Gavilan zu ihr. Er sprach nicht, sondern wickelte nur seine Decke, die er herübergebracht hatte, um sie und setzte sich neben sie. Sie spürte die Wärme seines Körpers durch die Feuchtigkeit und die Kälte der Sumpfnacht, und es tröstete sie. Nach einiger Zeit lehnte sie sich gegen ihn, denn sie brauchte die Berührung. Schließlich nahm er sie in die Arme, barg sie

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