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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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düster. Aber es gibt hier so viele Geheimnisse…
    Vertraue niemandem, hatte die Addershag sie gewarnt.
    Aber an diesen Rat konnte sie sich nicht halten. Sie konnte nicht so sein.
    Sie wandte ihren Blick ab und ging davon, noch immer wie betäubt von dem Wirbelsturm der Ereignisse, der sie umgab, betäubt auch davon, wie sie vorwärts getrieben wurde, ohne irgendeine Kontrolle über das zu haben, was geschah. Sie schaute erneut zu ihrer Großmutter hinüber und fühlte sich wie zerrissen von der Angst, sie zu verlieren, und zur gleichen Zeit war sie ärgerlich über die Verantwortung, die sie übernehmen sollte. Wren Ohmsford, Königin der Elfen? Es war lachhaft. Es war ihr gleichgültig, wer sie war oder welcher Familie sie entstammte, ihr ganzes Leben wurde dadurch bestimmt, daß sie sich als Fahrende sah. Sie konnte sich das alles nicht einfach fortwünschen, all die Jahre ihrer Kindheit vergessen, außer dem, was in diesen letzten paar Wochen geschehen war. Als sei die Bitte ihrer Großmutter ein Mandat, das sie nicht ablehnen konnte. Wie konnte ihre Großmutter sagen, daß sie als eine Elessedil erzogen worden war? Warum wollten die Elfen sie überhaupt als Königin? Trotz ihres Geburtsrechts war sie nicht wirklich eine von ihnen.
    Fast unbewußt ging sie zu Gavilan hinüber, der an einem moosigen Baumstumpf lehnte, und kauerte sich neben ihn.
    »Was soll ich bloß damit tun?« fragte sie fast ärgerlich und schob ihm den Ruhkstab entgegen.
    Er zuckte die Achseln. Seine Augen sahen leer in die Ferne. »Das, worum man dich gebeten hat, vermute ich.«
    »Aber es ist nicht meiner! Er gehört mir nicht! Er hätte mir nicht zuerst gegeben werden dürfen!«
    Seine Stimme klang verbittert. »Zufällig bin ich darin deiner Meinung. Aber was wir beide wollen, zählt nicht viel, nicht wahr?«
    »Das stimmt nicht. Ellenroh hätte das niemals getan, wenn sie nicht so krank wäre. Wenn es ihr besser geht.« Sie brach ab, als er demonstrativ fortsah. »Wenn es ihr besser geht«, fuhr sie fort und stieß jedes Wort hervor wie eine Beschwörung, »wird sie erkennen, daß dies alles ein Irrtum war.«
    Er sah sie jetzt wieder an. »Es wird ihr nicht besser gehen.«
    »Sag das nicht, Gavilan. Nicht.«
    »Wäre es dir lieber, ich würde lügen?«
    Wren sah ihn an. Sie war unfähig zu sprechen.
    Gavilans Gesicht war hart. »Also gut, in Ordnung. Ich sehe, daß du nichts von alledem geplant hast, daß die Elfen nicht dein Volk sind, daß nichts von diesem allen wirklich etwas mit dir zu tun hat. Alles, was du wolltest, war, Ellenroh zu finden und deine Botschaft zu überbringen. Du willst nicht Königin der Elfen werden? Das ist mehr als in Ordnung. Du mußt es nicht! Gib mir den Stab!«
    Eine lange, leere Stille entstand, während sie einander ansahen.
    »Das Elessedilblut fließt auch durch meinen Körper«, erklärte er hitzig. »Dies ist mein Volk, und Arborlon ist meine Stadt. Was notwendig ist, kann ich tun. Ich habe die Dinge besser im Griff als du. Und ich habe keine Angst, die Magie zu gebrauchen.«
    Plötzlich verstand Wren, was vor sich ging. Gavilan hatte erwartet, daß ihm der Ruhkstab übergeben würde. Er hatte von Ellenroh erwartet, daß sie ihn als Nachfolger benennen würde. Wenn Wren nicht erschienen wäre, hätte sie das wahrscheinlich auch getan. Wrens Ankunft in Arborlon hatte für Gavilan tatsächlich sehr viel geändert. Sie empfand flüchtig einen Stich des Erschreckens, der aber sofort der Vorsicht Platz machte. Sie erinnerte sich daran, wie Gavilan und Ellenroh wegen des Loden gestritten hatten. Gavilan war dafür gewesen, die Magie zu gebrauchen, um die Dinge wieder in das zurückzuverwandeln, was sie einst gewesen waren, um die Dinge wieder geradezurücken. Ellenroh hatte geglaubt, es sei an der Zeit, die Magie aufzugeben, ins Westland zurückzukehren und so zu leben, wie die Elfen einst gelebt hatten. Dieser Streit hatte Ellenrohs Entscheidung sicher beeinflußt, so daß sie den Stab an Wren übergeben hatte.
    Gavilan schien ihre Unsicherheit zu spüren. »Denk darüber nach, Wren. Wenn die Königin stirbt, muß ihre Last nicht die deine werden. Ohne deine Rückkehr wäre es niemals so gekommen.« Er verschränkte abwehrend die Arme. »Auf jeden Fall ist es deine Entscheidung. Wenn du es willst, werde ich helfen. Das habe ich dir gesagt, als wir uns das erste Mal trafen, und das Angebot gilt noch immer. Ich tue, was immer ich tun kann.«
    Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. »Danke, Gavilan«,

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